11.11.2016
Die Rheinpfalz

Neue Expresslinie für Westpfalz

Züge von Kaiserslautern nach Koblenz bedienen im Zwei-Stunden-Takt auch Winnweiler und Rockenhausen
Von Eckhard Buddruss

Kaiserslautern. Mit dem Fahrplanwechsel am 11. Dezember wird ein neuer Regional-Express von Kaiserslautern nach Koblenz über die Alsenzbahn eingeführt. Dadurch ergeben sich auch neue Verbindungen von Kaiserslautern nach Mainz. Wegen Problemen bei der Fahrplantrassenvergabe mussten allerdings einige Abstriche an den ursprünglichen Planungen gemacht werden. Bereits seit Ende 2014 gibt es durchgehende Regional-Express-Züge von Kaiserslautern nach Koblenz, die allerdings einen Umweg über Saarbrücken und Trier fahren und deshalb mehr als drei Stunden für die Strecke brauchen. Interessant sind sie deshalb vor allem für Reisende, die nicht umsteigen wollen und dafür auch eine längere Fahrzeit in Kauf nehmen. Der neue Regional-Express (RE), der zum 11. Dezember eingeführt wird, fährt dagegen von Kaiserslautern auf der kürzesten Strecke durchs Alsenztal und über Bingen Hauptbahnhof nach Koblenz. Die Fahrzeit beträgt rund 1 Stunde und 50 Minuten. In Koblenz haben die Züge einen schnellen Anschluss an den Intercity (IC) nach Hamburg, der unter anderem in Köln, Düsseldorf, Essen, Dortmund und Münster hält.

In Bad Münster am Stein haben die Züge Anschluss nach Mainz. Diese Verbindung funktioniert allerdings nur in Richtung Mainz gut. In der Gegenrichtung besteht eine neue Fahrtmöglichkeit nur mit Umsteigen in Bingen Hauptbahnhof und deutlich längerer Fahrzeit als bei der bereits bestehenden Verbindung im Stundentakt von Mainz nach Kaiserslautern mit Umsteigen in Bad Münster. Der Ende 2014 eingeführte Direktzug im nachmittäglichen Berufsverkehr von der Landeshauptstadt nach Kaiserslautern fährt künftig etwas später um 17.16 Uhr (statt bisher 16.41 Uhr) ab Mainz und bedient in der Pfalz nur noch die Halte Alsenz, Rockenhausen, Winnweiler und Enkenbach.

Der neue RE nach Koblenz fährt ab Kaiserslautern um 7.55 Uhr und dann im Zwei-Stunden-Takt von 10.01 bis 16.01 Uhr. Der Zug um 18.01 Uhr fährt nur bis Bad Kreuznach, weil die Fahrplantakttrasse, die er auf der dicht befahrenen Strecke Bingen–Koblenz benötigen würde, von einem Zug aus Frankfurt nach Koblenz belegt ist. In der Gegenrichtung fahren ab Koblenz sechs Züge im Zwei-Stunden-Takt von 8.03 Uhr bis 18.03 Uhr, die Fahrzeit bis Kaiserslautern liegt im Bereich von 106 bis 116 Minuten.

Systemhalte der neuen RE-Linie sind Winnweiler, Rockenhausen, Bad Münster am Stein, Bad Kreuznach, Bingen Hauptbahnhof, Oberwesel und Boppard. Der zeitweise vorgesehene Halt in Enkenbach ließ sich dagegen nur bei einzelnen Zügen realisieren. Manche Züge halten auch in Hochspeyer.

Die Alsenzbahn, über die bis 1985 noch Schnellzüge von Frankfurt nach Paris (ohne Halt zwischen Bad Kreuznach und Kaiserslautern) fuhren, wird durch den neuen RE erheblich aufgewertet. In Rockenhausen und Winnweiler haben nie zuvor so viele Züge gehalten wie künftig im Jahresfahrplan 2017. Gefahren wird der neue RE ebenso wie bisher schon das Direktzugpaar von Kaiserslautern (künftig ab 5.57 Uhr) nach Mainz und zurück vom Unternehmen Vlexx, das unter anderem auch die Linien von Saarbrücken über Bad Kreuznach nach Frankfurt sowie von Mainz über Alzey nach Kirchheimbolanden bedient. Vlexx setzt dabei Triebwagen des Typs Lint 54 ein.

Nils erklärt: Ein Zug, der an drei Flüssen entlang fährt

Im Erdkundeunterricht in der Schule habt ihr euch vielleicht schon mal mit den Flüssen beschäftigt, die durch Rheinland-Pfalz fließen. Der größte ist der Rhein, er hat eine ganze Reihe von Nebenflüssen, die in ihn münden.

Viele Bahnstrecken hat man im 19. Jahrhundert entlang von Flüssen gebaut. Der neue Regional-Express von Kaiserslautern nach Koblenz fährt fast die komplette Strecke entlang von Flüssen. Erst entlang der Alsenz, die bei Bad Münster am Stein in die Nahe mündet. Dort hat man aus dem Zug einen schönen Blick auf die beeindruckenden Felsen in der Nähe von Bad Münster. Dann fährt der Zug entlang der Nahe und nach deren Mündung in den Rhein bei Bingen schließlich den Rhein entlang. Zwischen Bingen und Koblenz befindet sich der schönste Teil des Rheintals mit besonders vielen Burgen. ebu

Kommentar: Getrübte Freude an Express-Linien

Von Eckhard Buddruss

Die Regional-Express-Linien sind ein sehr attraktives Angebot – aber nur, wenn die Züge wirklich fahren wie sie sollen und nicht überfüllt sind. Ein Netz von schnellen Regional-Express-Verbindungen ist das Herzstück des Programms „Rheinland-Pfalz-Takt 2015“. Mit etwas Verspätung wird zum kommenden Fahrplanwechsel mit Kaiserslautern–Koblenz die letzte bisher noch fehlende Taktlinie aus diesem Programm verwirklicht. Eine Schwachstelle dieser Linie ist allerdings schon erkennbar. Falls versucht wird, diese Linie mit nur zwei Einheiten zu fahren, die zwischen Kaiserslautern und Koblenz hin und her pendeln, sind angesichts der knappen Wendezeiten an beiden Endpunkten erhebliche Probleme bei der Pünktlichkeit zu befürchten.

Ein Beispiel dafür, wie ein eigentlich hochattraktives Angebot durch Qualitätsmängel massiv beeinträchtigt wird, sind die Linien des Südwest-Express-Netzes („Süwex“). Hier ist das Hauptproblem derzeit der Fahrzeugmangel, wegen dem immer wieder auch stark frequentierte Züge nur mit halber Kapazität fahren.

Derzeit ist ungewiss, wann wieder genug Süwex-Triebwagen zur Verfügung stehen, um das bestellte Angebot stabil zu fahren. Zum Fahrplanwechsel gäbe es hier aber neue Möglichkeiten zur Schadensbegrenzung. Dann stehen mindestens 16 zusätzliche S-Bahn-Triebwagen der Baureihe 425 zur Verfügung, die teilweise für Kapazitätsaufstockungen im S-Bahn-Netz vorgesehen sind. Diese höheren Kapazitäten sind mittelfristig gerade im Kontext der Ludwigshafener Hochstraßenabrissarbeiten sehr sinnvoll, werden akut aber nicht so dringend gebraucht wie eine Entschärfung der Süwex-Probleme. Deshalb spricht vieles dafür, vorübergehend mindestens einen Süwex-Triebwagen auf der RE-Linie Mainz–Speyer–Karlsruhe durch eine 425-Doppeleinheit zu ersetzen, die zwar weniger Komfort, aber mehr Platz bietet als ein einzelner Süwex-Triebwagen.