29.10.2016
Die Rheinpfalz

Die Wochenend-Kolumne
Ich bin der Meinung, dass ...

... Gallo auch auf Zusammenarbeit setzen sollte. Es gibt Oberbürgermeister und Landräte, die wollen, wenn sie ihr Amt antreten, die Welt aus den Angeln heben; zumindest aber vieles ändern und besser machen als ihr Vorgänger.Nicht nur in Zweibrücken, sondern in der gesamten Pfalz hat man Phönixe aus der Asche steigen, aber auch strahlende Sterne innerhalb weniger Jahre verglühen sehen.

Der neue Homburger Landrat Theophil Gallo ist nicht von dieser Sorte. Er präsentierte sich, als er diese Woche der Einladung der RHEINPFALZ-Redaktion zu einem Antrittsbesuch folgte, nicht als großer Visionär, der den Saarpfalz-Kreis von Einöd bis Habkirchen umpflügen und die Kreisverwaltung auf den Kopf stellen will.

Nein, Gallo machte deutlich, dass er sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren will: Die Verwaltung so aufstellen, dass sie ihre Arbeit bestmöglich erledigt und dem Bürger hilft, so gut sie kann. Gallo vertritt klare Positionen: gegen den Kalksteinbruch, für Windräder, aber emotionslos. Er argumentiert sachlich, nüchtern, leidenschaftslos.

Bei Gallo hat man es nicht mit einem Ideologen zu tun, sondern mit einem Pragmatiker. Das Gute dabei: Gallo handelt nicht pragmatisch-taktisch, weil er nach noch bedeutenderen Ämtern strebt, sondern weil es seine Art ist.

Dass er Landrat wurde, damit hatte er nicht wirklich rechnen können. Die Begleitumstände waren seinerzeit einfach günstig. Bei einer normalen politischen Wetterlage hätte es ein Roter in dem traditionell schwarzen Saarpfalz-Kreis nicht geschafft.

Für noch höhere Weihen (Minister im Land oder im Bund) kommt er wegen seines Alters kaum infrage, also konzentriert er sich auf seinen Saarpfalz-Kreis. Über den Tellerrand schaut er nicht, noch nicht. Das mag uns Nachbarn in der Pfalz, speziell in Zweibrücken merkwürdig vorkommen. Aber damit müssen wir zunächst einmal leben.

Gallo ist kein Verbündeter beim Kampf um die S-Bahn-Verlängerung. Er sieht (noch) nicht, welche Vorteile diese Maßnahme „seinen“ Orten an der Strecke und im Bliestal brächte. Er sieht auch nicht, dass die S-Bahn den Hauptbahnhof von Homburg, der seit Jahren Bedeutung und Verbindungen verliert, stärken würde. Aber vielleicht erkennt Gallo ja, wenn er mal alle seine Hausaufgaben erledigt und erste Gespräche mit Pfälzern geführt hat, wie wichtig eine gutnachbarschaftliche Zusammenarbeit sein kann.

Georg Altherr