01.10.2016
Die Rheinpfalz - Prmasenser Zeitung

Das Bahnwärterhäuschen muss weichen

MÜNCHWEILER: Gemeinderat einstimmig für Ausbau der Hauptstraße – Bäuerle neuer Beigeordneter

In der Ratssitzung am Donnerstag hat der Gemeinderat Münchweiler einstimmig den Ausbau der Hauptstraße beschlossen. Es stehen zwei Ausbauvarianten zur Verfügung. Jede beinhaltet jedoch die Beseitigung des „historischen“ Bahnwärterhäuschen. Die Ausbaukosten liegen bei etwa 400.000 Euro. Verpflichtet wurde auch der neue erste Beigeordnete, Timo Bäuerle. Er war der einzige Kandidat. Risse, Aufbrüche in der Fahrbahn, Ausbesserungen der Asphaltdecke, Verdrückungen und Risse im Gehweg, Senkungen und Brüche in der Rinne – so stellt sich der desolate Zustand der Hauptstraße dar. Darüber informierte eine Vertreterin des mit der Ausbauplanung beauftragten Ingenieurbüros Dilger aus Dahn. Die Straße weise keinen frostbeständigen Oberbau auf, stelle ein erhöhtes Gefährdungspotenzial dar, präsentiere sich auch insgesamt in einem unattraktiven Erscheinungsbild, so das Fazit zur Ist-Situation.Geplant ist, die Straße wieder in einen verkehrssicheren Zustand zu bringen, die Entwässerung zu verbessern, einen reibungslosen und sicheren Verkehrsfluss zu gewährleisten und die Verbesserung der Einmündungssituation (Bahnübergangsbereich). Der Komplettausbau beinhaltet die Beseitigung der Trag- und Deckschicht, der Bordsteine und Rinnenplatten sowie der Entwässerungseinrichtungen. Zudem werden vorhandene Mauern und Einfriedungen gesichert, Zufahrten angepasst und schließlich neue Entwässerungsanlagen und ein neuer Oberbau hergestellt. In beiden Varianten, die sich lediglich im Ausbau des Kreuzungsbereiches am Bahnübergang unterscheiden, ist der Abriss des Bahnwärterhäuschens vorgesehen.

Laut Ingenieurbüro sieht die Planung eine Fahrbahnbreite von fünf Metern, eine Rinnenbreite von 32 Zentimetern und ein Gehweg in der Breite von 50 Zentimetern (rechtsseitig nach dem Bahnübergang in Richtung Dorf) bis 2,25 Metern vor. Es werden Rinnensystemsteine verlegt, die Bürgersteige werden gepflastert. Je nach dem für welche Variante sich der Rat in einer späteren Sitzung entscheidet, sollen im Bereich der Bahnschienen zwei oder drei Parkplätze angelegt werden. Die bisher markierten Parkplätze in der Hauptstraße bleiben bestehen. Der Kreuzungsbereich Haupt-, Tunnel- und Schulstraße soll auf eine Breite von sieben Metern erweitert werden, wobei hin zur Schulstraße eine Breite von fünf Metern erreicht wird.

Auf die Frage aus dem Gemeinderat, bis wann die Arbeiten begonnen werden können, sagte Norman Schneider vom Ingenieurbüro, dass die Zuschüsse erst nach der Ratsentscheidung beantragt werden können. Er geht daher davon aus, dass frühestens im Herbst 2017 mit den Arbeiten begonnen werden kann. Einstimmig sprach sich der Gemeinderat für den Ausbau der Hauptstraße aus. Mit einem Blumenstrauß und Worten des Dankes verabschiedete Bürgermeister Georg Denz die scheidende Beigeordnete Ulrike Kästner. Kästner hatte ihr Amt niedergelegt (wir berichteten). „Wir bedauern sehr, dass du dieses Amt nicht mehr weiter ausübst. Wir freuen uns umso mehr, dass du dem Gemeinderat erhalten bleibst“, sagte Denz. Sie habe ihr Amt engagiert und sehr gut ausgefüllt, lobte der Bürgermeister. Für die Neubesetzung gab es mit Timo Bäuerle nur einen Vorschlag aus der CDU-Fraktion. Er wurde mit zwölf Ja- bei zwei Nein-Stimmen und einer Enthaltung gewählt. Bäuerle bedankte sich für das Vertrauen und nahm die Wahl an. Er wurde von Bürgermeister Denz verpflichtet und vereidigt. mt


Leserbrief an die Lokalredaktion (07.10.16)

Bahngebäude: Kleinod statt Schandfleck

Zum Bericht „Das Bahnwärterhäuschen muss weichen“ vom 1. Oktober:Tja, nun ist das Schicksal des historischen Bahngebäudes in Münchweiler also besiegelt. Dass mit Steuermitteln einer der letzten erhaltenen Wärterposten in Rheinland-Pfalz sinnlos beseitigt wird, scheint niemanden zu interessieren.Dabei handelt es sich durchaus um ein denkmalfähiges Objekt, das von den Eisenbahnarchitekten der Bundesbahn rücksichtsvoll in das Ortsbild eingefügt wurde. Durch eine bodenständige Bauweise mit ortstypischen Baumaterialien wertet der Kleinbau die Situation deutlich auf. Bei Dorferneuerungswettbewerben werden solche wahren Kleinode mit dicken Zusatzpunkten honoriert.

Auch das sonst gerne gebrachte Totschlagargument, dass ein „Schandfleck“ (was ist das eigentlich?) entstünde, zieht in diesem Fall nicht. Denn ehrenamtlich engagierte Bürger schlugen der Gemeinde schon 2011 vor, das Bahnhäuschen zu beleben und eine kulturelle Nutzung auf die Beine zu stellen. Sogar eine kostenlose Dachreparatur wurde angeboten. Aber so viel bürgerliches Engagement war ja nicht erwünscht – „das Ding soll weg!“, so der Standpunkt.

Dass studierte Planer die Qualitäten des zur Verkehrsberuhigung beitragenden Gebäudes nicht erkennen, stimmt mich nachdenklich. Mehr als Abreißen haben sie offenbar nicht gelernt (...).

Patrick Jung, Dellfeld



Foto: Patrick Jung