30.09.2016
Die Rheinpfalz

Durststrecke bei der S-Bahn Rhein-Neckar

Wegen des laufenden Modernisierungsprogramms sind Fahrzeuge knapp – Züge fahren teilweise verkürzt
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Immer wieder kommt es derzeit vor, dass bei der S-Bahn Rhein-Neckar Züge mit reduzierter Platzkapazität fahren, weil Fahrzeuge knapp sind. Die Durststrecke wird voraussichtlich auch noch im Oktober anhalten. Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember sollen aber genügend Fahrzeuge zur Verfügung stehen, um die Zusatzkapazitäten bereitstellen zu können, die der künftige S-Bahn-Verkehrsvertrag vorsieht.

Fahrgäste der S-Bahn Rhein-Neckar machen derzeit zwei unterschiedliche Erfahrungen. Einerseits werden immer mehr Fahrzeuge eingesetzt, die das im Bahnjargon „Redesign“ genannte Modernisierungsprogramm schon durchlaufen haben. Andererseits fahren Züge teilweise mit reduzierter Kapazität. Beides hängt zusammen, denn allein durch das Redesign-Programm, zu dem bei einem Teil der Triebwagen auch die Umrüstung auf einen stufenfreien Einstieg an S-Bahnsteigen gehört, fehlen nach RHEINPFALZ-Informationen ständig acht Fahrzeuge. Hinzu kommen weitere Umbauprogramme, unter anderem die Ausrüstung mit Bildschirmen zur besseren Fahrgastinformation. Nachdem auch noch zwei Fahrzeuge bei – relativ glimpflich verlaufenen – Unfällen beschädigt wurden, stehen nun weniger Triebwagen der Baureihe 425 zur Verfügung als eigentlich gebraucht werden. Teilweise werden auf den Strecken von Mannheim nach Biblis und Karlsruhe statt der Triebwagen lokbespannte Zuggarnituren eingesetzt, die sonst meist nur noch für Sonderdienste wie Fußball-Zusatzzüge nach Kaiserslautern verwendet werden.

Auch im Netz des Südwest-Express (Süwex) fehlen weiterhin zwei Triebwagen der Baureihe 429, die bei spektakulären Unfällen nach Erdrutschen auf den Strecken an Mosel und Rhein schwer beschädigt wurden. Eines der beiden Fahrzeuge fällt bis mindestens Mitte 2017 aus, das andere wahrscheinlich noch länger. Als im Juli sogar drei Süwex-Triebwagen fehlten, lief zeitweise auf der Linie von Mainz über Speyer nach Karlsruhe als Ersatz ein Triebwagen der Baureihe 425. Derzeit ist dies kaum möglich, weil auch die 425 Mangelware sind.

Während sich in den nächsten Monaten bei den Süwex-Triebwagen an dem Fahrzeugmangel wohl nichts ändern wird, ist bei der S-Bahn immerhin Entspannung in Sicht. Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember werden voraussichtlich genügend Triebwagen zur Verfügung stehen, um die Platzkapazität in einer Reihe von Zügen deutlich aufzustocken. Mit dem Fahrplanjahr 2017 tritt am 11. Dezember 2016 der neue Verkehrsvertrag für die Pfälzer S-Bahn-Linien in Kraft. Wie berichtet, sollen dann unter anderem die Züge um 6.50 Uhr ab Neustadt und um 7.07 Uhr ab Kaiserslautern nach Mannheim sowie in der Gegenrichtung die um 16.26 Uhr und 16.56 Uhr ab Mannheim als Dreifach- statt bisher Doppeleinheit gefahren werden. Die Anzahl der Rhein-Neckar-S-Bahn-Triebwagen soll von heute 40 auf 64 im Dezember 2016 und 77 im Dezember 2017 steigen. Hinzu kommen Ende 2017 weitere 15 Triebwagen für die heutige Regionalbahn-Linie von Mannheim über Frankenthal nach Mainz, die ab Ende 2017 ins Netz der S-Bahn Rhein-Neckar integriert wird.

Kommentar: Mehr Platz in Zügen gefragt

Von Eckhard Buddruss

In der Rhein-Neckar-Region werden zusätzliche Kapazitäten im öffentlichen Nahverkehr gebraucht. Bei der S-Bahn ist immerhin Besserung in Sicht. Immer mehr spricht sich herum, dass es in den kommenden Jahren zunehmend schwieriger werden dürfte, mit dem Auto nach Ludwigshafen und Mannheim zu fahren. Viele machen sich deshalb nun schon Gedanken darüber, wie sie ihr Ziel mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen könnten, wenn sich die Probleme durch den Hochstraßen-Abriss verschärfen. Wer jetzt schon einmal ausprobiert, wie das funktioniert, macht leider derzeit nicht selten Negativ-Erfahrungen. Das liegt vor allem an den Bauarbeiten auf der Bahnstrecke zwischen Homburg und Ludwigshafen. An manchen Tagen gibt es kaum größere Probleme, aber sobald ein Zug Verspätung hat, führt das wegen der eingleisigen Abschnitte oft zu Komplikationen in früher kaum gekanntem Ausmaß.

Zweiter Grund für unangenehme Erfahrungen ist der aktuelle Fahrzeugmangel, der dazu führt, dass manche Züge mit reduzierter Platzkapazität fahren. Bei der S-Bahn Rhein-Neckar ist immerhin Besserung in Sicht, ab Mitte Dezember soll es in diversen Zügen sogar ein deutlich ausgeweitetes Platzangebot geben. Im Netz des Südwest-Express (Süwex) wird der Fahrzeugmangel aber noch mindestens mehrere Monate anhalten. Im Sommer fuhr zeitweise ein (S-Bahn-ähnlicher) Triebwagen der Baureihe 425 als Ersatz. Das bedeutete weniger Komfort und weniger Platz und war für die Kunden sicher kein Grund zur Freude. Allerdings ist dies immer noch eine weniger gravierende Einschränkungen als wenn bei einem Süwex-Zug die Hälfte der Plätze fehlt, wie das immer wieder auch bei stark frequentierten Zügen auf der Strecke Saarbrücken–Mannheim passiert.

Generell gilt, dass der Einsatz älterer Ersatzfahrzeuge auf jeden Fall besser ist als ein Zugausfall. Diese Erkenntnis ist eigentlich banal, aber nicht überall führt sie zu der Konsequenz, dass noch – wie in der Pfalz – ältere Reservefahrzeuge bereitgehalten werden, die immer wieder gute Dienste leisten.