26.08.2016
Die Rheinpfalz

Wieder Semesterticket in Landau

Ab 1. September profitieren Studierende nach zweijähriger Unterbrechung von vergünstigtem Angebot
Von Sonja Hoffmann und Eckhard Buddruss

Landau. Die Studierenden am Campus Landau erhalten ab dem kommendem Wintersemester 2016/17 wieder das Semesterticket des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN). Das früheste mögliche Gültigkeitsdatum ist der 1. September. Nachdem 2014 die Studierenden in einer Urabstimmung mehrheitlich gegen eine Verlängerung des Semesterticket-Vertrags mit dem VRN votiert hatten, ergab sich bei einer erneuten Urabstimmung in diesem Jahr eine deutliche Mehrheit für eine Wiedereinführung des Angebots.

Im Juli 2014 war es wegen einer angekündigten Preiserhöhung des VRN zu einer Urabstimmung unter den Landauer Studierenden gekommen, bei der sich die Mehrheit gegen eine Verlängerung des auslaufenden Vertrags mit dem VRN entschieden hatte. Das Landauer Semesterticket wurde damit abgeschafft. Die Landauer Studierenden mussten deshalb auf das Maxx-Ticket zurückgreifen, das ein Jahr lang gilt und monatlich rund 41 Euro kostet.Nach einer Unterschriften-Sammel-Aktion war das Thema dann erneut auf die Agenda gesetzt worden. „Das Ticket wäre eine Möglichkeit, den Uni-Parkplatz zu entlasten und Mobilität zu gewährleisten“, betonte Lilian Hirschmann, Referentin für Umwelt und Mobilität im Allgemeinen Studierendenausschuss (Asta).

Bei der Urabstimmung unter den Landauer Studenten im April 2016 gab es bei einer Wahlbeteiligung von knapp über 15 Prozent 637 Stimmen für eine Wiedereinführung des Tickets, 423 Studenten stimmten dagegen. In Landau kommt dabei, anders als in Kaiserslautern, das im VRN-Bereich verbreitete Options- oder Sockelmodell zur Anwendung. Alle Studierenden beteiligen sich mit einem Sockelbetrag von 20,80 Euro, den sie zusammen mit ihren Semesterbeiträgen entrichten. Dieser Betrag wird an den VRN abgeführt. Dafür bekommen die Landauer Studierenden das Recht, ein VRN-Semesterticket zu erwerben, das 160 Euro kostet und ein halbes Jahr lang gilt. Seit es das Semesterticket nicht mehr gab, mussten die Studierenden auf teurere Alternativen wie das Maxx-Ticket ausweichen.

Auch künftig gilt das Landauer Semesterticket nicht in dem Teil der Westpfalz, der erst 2006 in den VRN integriert wurde. Dies betrifft unter anderem auch Teile des Kreises Südwestpfalz. Ein Ärgernis ist dies nicht zuletzt für Studenten, die beispielsweise in Pirmasens, Zweibrücken oder Landstuhl wohnen und in Landau studieren. Sie brauchen zusätzlich zum VRN-Semesterticket noch ein Anschluss-Semesterticket für die Westpfalz. Ein Semesterticket, das im kompletten VRN-Bereich samt der ganzen Westpfalz gilt, haben nur die in Kaiserslautern und Pirmasens Studierenden. Bei ihnen war es 2007 schnell mehrheitsfähig, den Vertrag mit dem VRN so zu modifizieren, dass das Ticket für einen etwas höheren Preis im kompletten VRN-Bereich gilt. In Mannheim, Heidelberg oder Landau war dagegen ein höherer Preis zur Erweiterung der Gültigkeit in der Westpfalz bisher offenbar nicht konsensfähig.

Verkehrs-Tipp: Auf das Semester-Ticket umsteigen

Viele Studierende der Uni Landau sind in der Zeit, in der es dort kein Semesterticket gab, auf das Maxx-Ticket umgestiegen, das vor allem für Schüler und Auszubildende gedacht ist. Das Maxx-Ticket gilt eigentlich ein Jahr lang und kann erst nach einjähriger Nutzung gekündigt werden. Für den Sonderfall der Uni Landau hat der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) aber eine Sonderregelung für alle diejenigen getroffen, die vom Maxx-Ticket auf das nun auch in Landau wieder erhältliche Semesterticket umsteigen wollen. In diesem Fall ist es ausnahmsweise möglich, das Maxx-Ticket-Abo auch vor Ablauf der ersten zwölf Monate ohne Aufzahlung zu kündigen. Die Kündigung ist zusammen mit dem Maxx-Ticket und einer Kopie des erworbenen Semestertickets bei dem Verkehrsunternehmen einzureichen, das das Maxx-Ticket ausgestellt hat.

Das Semesterticket kann zu jedem Monatsanfang, für die Studierenden in Landau erstmals zum kommenden 1. September erworben werden. Es gilt für sechs Monate nur in Verbindung mit dem Studierendenausweis beziehungsweise bei Erstsemestern mit der Immatrikulationsbescheinigung. Inhaber eines KVV-Semestertickets können das Anschluss-Semester-Ticket des VRN zum Preis von 200,60 Euro erwerben. ebu

Was ist ein Semesterticket?

Wirtschaftswissen: Nahverkehrskarte für Studenten gibt es in zwei Versionen

Das Semesterticket ist eine Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr, die ein Semester lang für Studierende gilt. Grundlage für einen im Vergleich zu den regulären Tarifen sehr viel günstigeren Preis ist in aller Regel ein Vertrag zwischen der Studentenschaft oder dem Studentenwerk und einem Verkehrsunternehmen oder Verkehrsverbund. Grundprinzip dieses Vertrages ist, dass sämtliche Studenten mit ihren Semestergebühren zumindest einen Beitrag für das Semesterticket leisten, unabhängig davon, ob sie es nutzen oder nicht. Dabei gibt es in Deutschland zwei Varianten, die beide auch im Bereich des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) existieren.In der sogenannten Optionsvariante, die es unter anderem an den Hochschulen von Mannheim, Ludwigshafen und Heidelberg gibt, bezahlen alle Studenten einen Grundbetrag und erhalten damit eine Option zum Kauf eines Semestertickets. In der weitergehenden Variante, die erstmals 1991 an der Technischen Hochschule Darmstadt verwirklicht wurde und deshalb „Darmstädter Modell“ genannt wird, gilt der Studentenausweis als Semesterticket. Durch dieses konsequente Solidarprinzip ist das Semesterticket besonders günstig. Wer das Ticket nicht nutzt, zahlt allerdings einen deutlich höheren Solidarbeitrag als beim Optionsmodell.

Ein Semesterticket nach dem „Darmstädter Modell“ gibt es in Kaiserslautern nun schon seit über 20 Jahren. Die Studierenden an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern und der Fachhochschule (FH) Kaiserslautern mit den Standorten Kaiserslautern und Pirmasens haben außerdem noch einen weiteren Vorteil. Nur ihr Semesterticket gilt im kompletten VRN-Bereich einschließlich der Westpfalz, zusätzlich außerdem auch in den Regionalzügen auf der Bahnstrecke von Homburg nach Saarbrücken.

Dagegen gilt das VRN-Ticket der vorderpfälzischen und nordbadischen Hochschulen nur im Gebiet des VRN vor der Westpfalz-Integration von 2006. Um damals die Einbeziehung der Westpfalz in den VRN durchsetzen zu können, war eine Reihe von Kompromissen nötig. Dazu gehörte auch, dass der Gültigkeitsbereich des VRN-Semestertickets in der Westpfalz nicht erweitert wurde. ebu

Der ältere Bruder des Maxx-Tickets

Nils erklärt: Wie Studenten den Weg für Schüler ebneten

Viele von euch fahren mit dem Maxx-Ticket zur Schule. Im Bereich des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN) haben rund 150.000 Schüler und Azubis ein Maxx-Ticket. Eine solche Fahrkarte, die nicht nur auf der Strecke zur Schule gilt, sondern in einem großen Bereich auch in der Freizeit für viele andere Fahrten genutzt werden kann, gibt es in Deutschland nicht überall.

Dass das Maxx-Ticket im VRN eingeführt wurde, lag auch daran, dass es sozusagen einen großen Bruder hat, nämlich das Semesterticket für Studenten. Das gibt es schon länger. In vielen Familien ergab sich die Situation, dass ältere Geschwister, die studierten, für relativ wenig Geld eine tolle Fahrkarte bekamen, während ihre jüngeren Geschwister nur für die Fahrt zur Schule viel mehr bezahlen mussten. Das fanden viele ungerecht. So kam es zu langen Verhandlungen, an deren Ende schließlich die Einführung des Maxx-Tickets stand.

Nicht ganz so gut haben es die Schüler in dem Teil der Westpfalz, der erst seit 2006 zum VRN gehört. Dort gilt das Maxx-Ticket nicht. Immerhin können die dortigen Schüler mit ihrer Schülerfahrkarte außerhalb der Schulzeit im VRN-Bereich fahren. ebu

Kommentar: Aus Schaden klüger geworden

Von Eckhard Buddruss

Der Fall Landau zeigt, wie wertvoll das Semesterticket ist. Es bleibt das Westpfalz-Problem, für das sich aber eine Lösung finden lassen müsste.

Wenn über die Verlängerung eines Semesterticket-Vertrags verhandelt wird, wird oft gepokert. Die Pokerpartie endet allerdings nur sehr selten damit, dass es das Semesterticket danach nicht mehr gibt. In Landau ist aber genau das vor rund zwei Jahren passiert. Der Wert des Semestertickets wurde vielen wohl erst richtig bewusst, als es nicht mehr erhältlich war. Das hat offenbar viele motiviert, sich an der jüngsten Urabstimmung zu beteiligen, bei der es eine klare Mehrheit für die Wiedereinführung des Angebots gab. Aus dem Finanzierungsmodell des Semestertickets ergibt sich zwangsläufig, dass auch diejenigen, die es nicht nutzen, einen finanziellen Beitrag dazu leisten. In den meisten Fällen wird das wohl akzeptiert, weil Effekte wie die Entlastung der Umwelt und die Entschärfung der gerade in Landau besonders kritischen Verkehrssituation allen zugute kommen.

In Landau gab es vor zwei Jahre noch das Sonderproblem, dass gegen das Semesterticket mit Kritik polemisiert wurde, die den Eindruck erweckte, es gebe bessere und billigere Alternativen. Das in diesem Zusammenhang geforderte Landessemesterticket dürfte aber illusorisch bleiben, weil die Strukturen von Rheinland-Pfalz mit seinen in ganz verschiedene Richtungen orientierten Regionen dafür zu ungünstig sind. Billiger als das VRN-Ticket wäre ein solches Landesticket wohl keinesfalls und der Vorteil, damit nach Altenkirchen im Westerwald oder Jünkerath in der Eifel fahren zu können, dürfte gerade in Landau nicht sehr ins Gewicht fallen.

Allerdings bleibt nun ein Ärgernis, das mit vertretbarem Aufwand zu korrigieren wäre, nämlich die fehlende Gültigkeit des Landauer Semestertickets in einem Teil der Westpfalz. Dieses Problem ließe sich wohl ebenso regeln wie 2007 die Ausdehnung des Kaiserslauterer Semesterticket-Bereichs.