15.07.2016
Die Rheinpfalz

Bauarbeiten auf Schnellstrecke

Reise-Tipp: Für Pfälzer Pendler wichtiger Zug fährt zeitweise deutlich früher als sonst
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. In den nächsten Wochen stehen Bauarbeiten auf der Bahn-Schnellstrecke von Mannheim nach Stuttgart an, die zu längeren Fahrzeiten führen. Massiv betroffen ist zeitweise auch ein für Pendler aus der Westpfalz wichtiger Zug, der zeitweise rund 30 bis 40 Minuten früher fährt als gewohnt.

Durch die Bauarbeiten kommt es zwischen 21. Juli und 9. September zu einigen Änderungen im Fahrplan und Zugausfällen. Wie schon bei Gleisbauarbeiten auf der Schnellstrecke im vergangenen Jahr ergibt sich erneut der Effekt, dass der morgendliche Eurocity (EC) 217 von Saarbrücken nach Graz, der auch von Pendlern aus der Westpfalz zur Fahrt nach Ludwigshafen genutzt wird, zeitweise deutlich früher fährt als gewohnt und noch früher als vor knapp einem Jahr. Zwischen dem 30. Juli und dem 9. September fährt der Zug ab Homburg bereits um 5.12 Uhr, ab Landstuhl um 5.24 Uhr, ab Kaiserslautern um 5.36 Uhr, ab Neustadt um 6.04 Uhr und ab Ludwigshafen Hauptbahnhof um 6.27 Uhr. Zeitweise fährt der Zug nicht über Stuttgart. Es empfiehlt sich in jedem Fall, sich vor der Fahrt bei der Internet-Auskunft der Deutschen Bahn (DB) unter www.bahn.de über den aktuellen Fahrplan zu informieren.Die Bauarbeiten dienen unter anderem der Erneuerung des Stellwerks Hockenheim sowie der für den Hochgeschwindigkeitsbetrieb erforderlichen Linienzugbeeinflussung (LZB) auf der Schnellstrecke. Dazu wird die LZB ausgeschaltet; damit sinkt die Höchstgeschwindigkeit von sonst Tempo 250 auf Tempo 160. Das führt zu einer Verlängerung der ICE-Fahrzeit zwischen Mannheim und Stuttgart um bis zu 20 Minuten. Im Regelfall bleibt die Abfahrtszeit in Mannheim in etwa unverändert, Stuttgart und die weiteren Bahnhöfe bis München werden später erreicht als sonst. In der Gegenrichtung fahren die Züge teilweise früher in München ab, damit sie in Mannheim etwa zur regulären Zeit eintreffen.

Was ist eigentlich die LZB?

Wirtschaftswissen: Leittechnik für Züge auf deutschen Schnellstrecken

Die Linienzugbeeinflussung, besser bekannt unter ihrer Abkürzung LZB, ist ein Signalsystem für Züge, die in Deutschland schneller als mit Tempo 160 fahren. Für den Fahrgast wird die LZB meist nur dann zu einem Thema, wenn sie nicht funktioniert, etwa weil sie – wie in den nächsten Wochen auf der Strecke zwischen Mannheim und Stuttgart – wegen Bauarbeiten abgeschaltet ist, oder weil sie in einem ICE defekt ist. Ein ICE, dessen LZB-Einrichtung gestört ist, darf nur mit maximal Tempo 160 fahren. In der Praxis bedeutet dies, dass der betreffende Zug Verspätung bekommt, die oft noch dadurch steigt, dass er auf Zwischenbahnhöfen von schnelleren Zügen mit funktionierender LZB überholt wird.

Die LZB wird gebraucht, weil ein auf Halt stehendes Signal dem Lokführer eines Zuges rechtzeitig angekündigt werden muss. Normalerweise geschieht das durch ein Vorsignal. Bei einem Abstand von 1000 Metern zwischen Vor- und Hauptsignal darf ein Zug maximal Tempo 160 fahren, damit er noch rechtzeitig vor dem Signal anhalten kann. Soll der Zug schneller fahren, reichen die konventionellen Vorsignale nicht aus.

Die LZB übermittelt über ein zwischen den Schienen verlegtes Kabelpaar, den sogenannten Linienleiter, Informationen über Höchstgeschwindigkeit und verbleibendem Bremsweg auf eine Anzeige im Führerstand und überwacht auch die Fahrt der Züge.

Die LZB ermöglicht nicht nur höhere Geschwindigkeiten, sondern kann auch die Leistungsfähigkeit einer Strecke deutlich steigern, indem sie eine größere Anzahl kleinräumigerer Blockabschnitte bildet und die Züge deshalb in kürzerem Abstand hintereinander fahren können. Aus diesem Grund wurde beispielsweise die extrem dicht befahrenen Stammstrecke der Münchener S-Bahn mit LZB ausgerüstet. Neue Schnellstrecken erhalten inzwischen allerdings nicht mehr die deutsche LZB, sondern das europäische System ETCS (European Train Control System). Dazu gehören auch die künftig für Tempo 200 zugelassenen Abschnitte der Strecke von Mannheim über Kaiserslautern nach Saarbrücken. ebu

Kommentar: Baustellen nerven

Von Eckhard Buddruss

Immer öfter werden Bahnkunden von Baustellen und deren Folgen überrascht – auch weil es bei der Kundeninformation häufig hapert.

Das Netz der Deutschen Bahn (DB) gleicht immer mehr einer Ansammlung von Baustellen. Besserung ist leider nicht in Sicht, in den nächsten Jahren dürfte es eher noch mehr Baustellen geben, weil endlich mehr Mittel zur Verfügung stehen, um den Sanierungsrückstau im deutschen Schienennetz teilweise abzubauen. Die Baustellen sind größtenteils unvermeidbar, aber in manchen Fällen ist zweifelhaft, ob bei der Abwägung zwischen möglichst kostengünstigem Bauen und möglichst geringen Eingriffen in den Zugverkehr die Interessen der Fahrgäste in angemessener Weise berücksichtigt werden.

Ein für die DB wenig ruhmreiches Kapitel ist zudem in vielen Fällen die Fahrgastinformation. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich mitten in der Fahrplanperiode durch die Bauarbeiten Änderungen bei den Fahrplänen ergeben. Dann passiert es beispielsweise, dass im Mannheimer Hauptbahnhof die Verstärkung eines S-Bahn-Zugs angezeigt und sogar noch einmal per automatisierter Ansage angekündigt wird und die S-Bahn dann – entgegen der Ankündigungen – ohne die angekündigte Verstärkung und vor der sonst üblichen Taktzeit in Richtung Kaiserslautern abfährt. Oft wartet in Neustadt vernünftigerweise der Anschlusszug in Richtung Landau auf eine wegen der Bauarbeiten verspätete S-Bahn aus Mannheim, manchmal fährt die S-Bahn sogar zur Beschleunigung des Umsteigens ausnahmsweise in Neustadt auf das Gleis ein, bei dem der Anschlusszug direkt gegenüber steht. Einen Lautsprecherhinweis gibt es aber nicht etwa für den wartenden Anschlusszug, sondern automatisiert für andere, eher belanglose Züge. Solche Ärgernisse ließen sich durch eine bessere Organisation vermeiden.


Vgl. Artikel vom 04.12.2015