05.07.2016
Die Rheinpfalz

2018 fährt S-Bahn auf Frankenthaler Linie

Bis zum Fahrplanwechsel im Dezember 2017 werden Triebwagen umgebaut und modernisiert – Neue Haltepunkte in der Pfalz geplant
Von Eckhard Buddruss

Neustadt. Die Regionalbahn-Linie von Mannheim über Ludwigshafen, Frankenthal und Worms nach Mainz wird zum Fahrplanwechsel Ende 2017 ins Netz der S-Bahn Rhein-Neckar integriert. Dafür werden 15 Triebwagen der Baureihe 425 auf den Standard gebracht, der ab Ende 2016 auch auf den Rhein-Neckar-S-Bahn-Linien 1 bis 4 gilt.

Michael Heilmann, Direktor des für den regionalen Schienenverkehr in der Pfalz zuständigen Zweckverbands betonte gestern bei dessen Versammlung in Neustadt, dass für das künftige Betriebskonzept auf der Linie Mannheim–Mainz der neue Bahnsteig F im Mannheimer Hauptbahnhof gebraucht werde. Er soll Ende 2017 in Betrieb gehen. Bisher liegen die Bauarbeiten im Plan.Die Linie Mannheim–Mainz gehört zum zweiten Los der S-Bahn Rhein-Neckar, bei dem die europaweite Ausschreibung des Betriebs gerade läuft. Vorgesehen ist eine etappenweise Inbetriebnahme mit neuen Fahrzeugen ab Ende 2019, wobei die Linie Mannheim–Mainz Ende 2021 an die Reihe kommen soll. Für eine Übergangszeit werden nun vorhandene Triebwagen der Baureihe 425 modernisiert und erhalten einen zu den S-Bahnsteigen passenden Einstiegsbereich. Heilmann betonte, die Fahrzeuge seien dann „absolut baugleich“ mit den Triebwagen, die ab Ende 2016 auf den S-Bahn-Linien S 1 bis S 4 fahren werden. Wie mehrfach berichtet, läuft gerade für dieses erste Los der S-Bahn Rhein-Neckar ein Programm zur Modernisierung der S-Bahn-Flotte, die von 40 auf 77 Triebwagen erweitert wird. Hinzu kommen dann noch die 15 Triebwagen für die Linie von Mannheim nach Mainz. Die modernisierten Fahrzeuge, die nach und nach schon vor dem Fahrplanwechsel im kommenden Dezember den S-Bahn-Verkehr übernehmen, kommen bei den Fahrgästen unter anderem wegen der bequemeren Sitze sehr gut an.

Heilmann stellte gestern außerdem das Konzept vor, das im Zusammenhang mit der sogenannten „Stationsoffensive“ der Deutschen Bahn (DB) zum Bau neuer Haltepunkte steht. Rheinland-Pfalz ist nach dem Pilotland Bayern das erste Bundesland, das mit der DB ein konkretes Programm erarbeitet hat.

In Rheinland-Pfalz geht es um 25 neue Stationen mit einem Investitionsvolumen von zusammen rund 55 Millionen Euro, die bei einer ersten Prüfung als verkehrlich sinnvoll eingestuft worden sind und nun vertieft untersucht werden sollen. Von den 25 Stationen liegen vier in der Pfalz: Zweibrücken-Rosengarten an der Linie Pirmasens–Saarbrücken, Rodalben-Neuhof an der Linie Pirmasens–Landau, Kaiserslautern Pariser Straße an der Lautertalbahn und Kandel West an der Strecke Karlsruhe–Landau. Für Planung und Bau der Haltepunkte veranschlagt Heilmann etwa vier bis sieben Jahre. Als erster könnte der Haltepunkt Zweibrücken-Rosengarten an die Reihe kommen, weil hierfür bereits Baurecht bestehe.

Ein klares Bekenntnis legten Heilmann und Zweckverbandsvorsteher Winfried Hirschberger gestern erneut zur Wieslauterbahn von Hinterweidenthal Ost nach Bundenthal-Rumbach im Kreis Südwestpfalz und zur Zellertalbahn von Monsheim (Kreis Alzey-Worms) nach Langmeil (Donnersbergkreis) ab. Wie berichtet, hat der Zweckverband sich bereit erklärt, für den Ausflugsverkehr auf beiden Strecken eine Bestellgarantie für 15 Jahre abzugeben. Für beide Strecken bestehen nun gute Aussichten auf eine Modernisierung der Infrastruktur. Laut Heilmann sind Förderanträge für die beiden Strecken im Entwurf fertig und werden nun mit dem Mainzer Wirtschaftsministerium abgestimmt. Die Modernisierung der beiden Strecken ist, wie berichtet, auch im Koalitionsvertrag der rheinland-pfälzischen Landesregierung festgeschrieben. Hirschberger verwies darauf, dass es über die Sicherung für den Ausflugsverkehr hinaus auch darum gehe, die langfristige Option für eine Integration der beiden Strecken in den Rheinland-Pfalz-Takt offenzuhalten.

Kommentar: Der Trassenpreis ist heiß

Von Eckhard Buddruss

Wenn Einschnitte ins Zugangebot drohen, kommen die Trassenpreise auf die politische Agenda. Das gibt Arbeit für Bahnvorstand Pofalla.

Dank der Einigung zwischen Bund und Ländern über die künftige Höhe der Regionalisierungsmittel sind nun einige vernünftige Entscheidungen möglich. Dazu gehört auch die Übergangslösung für den S-Bahn-Betrieb auf der Linie von Mannheim über Frankenthal nach Mainz. Eine potenzielle Zeitbombe sind allerdings drohende Steigerungsraten bei den Trassenpreisen, die höher liegen als die vereinbarte Steigerung der Regionalisierungsmittel. Wenn es gelingt, diese Zeitbombe zu entschärfen, sind weitere Fortschritte möglich.

Allerdings kann es keine Lösung sein, stattdessen umso massiver die Trassenpreise für den Fernverkehr zu erhöhen, wo dann Einschnitte drohen. Vielmehr müsste endlich das Thema angegangen werden, die Trassenpreise von einer verkehrspolitisch kontraproduktiven und auch betriebswirtschaftlich eigentlich unsinnigen Vollkostenrechnung auf ein System umzustellen, das es erlaubt, durch günstigere Preise mehr Verkehr auf die Schiene zu holen.

Eine Bewährungsprobe ist diese Situation insbesondere für Ronald Pofalla, der im Vorstand der Deutschen Bahn (DB) nun für das Thema Politik zuständig ist. Pofalla hat kürzlich damit überrascht, dass er DB-intern ankündigte, er strebe an, die Trassenpreise zu halbieren. Wenn ihm dies tatsächlich gelingt, würde die vielfach kritisierte Berufung des CDU-Politikers in den DB-Vorstand in einem sehr viel positiveren Licht erscheinen. Möglich wäre ein neues, auch umweltpolitisch dringend gebotenes Trassenpreissystem nur, wenn der Bund sich für das Schienennetz stärker engagiert. Bewusst ist das wohl auch anderen DB-Managern, aber Pofalla scheint im Moment der einzige zu sein, der sich zutraut, die dafür nötigen politischen Entscheidungen zu erreichen.