14.04.2016
Die Rheinpfalz

Weniger Fahrgäste in Bussen und Bahnen

Beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar macht sich nicht zuletzt die gesunkene Anzahl von Schülern bemerkbar
Von Eckhard Buddruss

Mannheim. Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN), zu dessen Tarifgebiet die komplette Pfalz gehört, verzeichnete 2015 zum zweiten Mal in Folge einen Rückgang bei den Fahrgastzahlen, die zuvor jahrelang gestiegen waren. Die wichtigsten Gründe dafür dürften neben den rückläufigen Schülerzahlen wohl vor allem die gesunkenen Benzinpreise und die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL sein.

Laut VRN ging die Anzahl der Fahrgäste 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 0,99 Prozent auf 309,96 Millionen zurück. Der Wert für das Jahr 2014 wurde nachträglich minimal auf 313,06 Millionen korrigiert. Die Einnahmen stiegen dagegen um 2,59 Prozent auf 291 Millionen Euro. Zum Jahresanfang 2015 hatte der VRN seine Fahrpreise um durchschnittlich 2,9 Prozent angehoben.Leicht gesunken ist auch der Anteil der Zeitkartenbesitzer unter den Kunden und zwar auf 91,1 (Vorjahr: 91,4) Prozent sowie der Anteil der Besitzer einer VRN-weit gültigen Jahres- oder Halbjahreskarte auf 75,5 (Vorjahr: 75,8) Prozent. Deren Anzahl sank im Jahresdurchschnitt 2015 auf 333.861 (Vorjahr: 337.956).

Den größten Anteil an diesem Rückgang um 1,21 Prozent hatte die um 1,33 Prozent auf 150.405 (Vorjahr: 152.430) zurückgegangene Anzahl der Maxx-Tickets für Schüler und Auszubildende. Beim Super-Maxx-Ticket, das, anders als das Maxx-Ticket, ganztägig auch in der kompletten Westpfalz gilt, gab es einen Rückgang um 1,26 Prozent auf 3213 (Vorjahr: 3254) Besitzer. Prozentual noch größer als beim Maxx-Ticket war der Rückgang mit 2,4 Prozent auf 49.509 (Vorjahr: 50.752) beim Semester-Ticket. Gegen diesen Trend entwickelten sich die Semester-Tickets an den Westpfalz-Standorten Kaiserslautern und Pirmasens, die beide als einzige ein Semesterticket haben, das – anders als das der anderen Hochschulen im VRN-Bereich – auch in der kompletten Westpfalz gilt. Hier gab es sogar einen leichten Zuwachs um 0,47 Prozent auf 13.118 (Vorjahr: 13.057) Semester-Tickets.

Die Anzahl der Besitzer einer Karte ab 60 sank leicht um 0,66 Prozent auf 60.271 (Vorjahr: 60.670). Das einzige unter den VRN-weit gültigen Jahreskartenangeboten, bei dem es noch einen – allerdings nur minimalen – Zuwachs gab, war das Job-Ticket I. Die Anzahl der Besitzer stieg hier um 0,1 Prozent auf 40.537 (Vorjahr: 40.498). Zusammen mit dem Job-Ticket II, das nur Arbeitgebern mit mindestens 2000 Beschäftigten angeboten wird, ergibt sich eine Anzahl von 41.830, fast genau der gleiche Wert wie im Vorjahr (41.827).

Die Anzahl der Besitzer eines Rhein-Neckar-Tickets, das, anders als das Job-Ticket, für Jedermann erhältlich ist, sank erstmals im Vergleich zum Vorjahr um 1,34 Prozent auf 28.633 (Vorjahr: 29.339).

Eine Steigerung gab es wie in den Vorjahren bei den mit Bahncard-Rabatt verkauften Einzelfahrkarten und zwar um 1,63 Prozent bei den Fahrgastzahlen und um 2,69 Prozent bei den Einnahmen. Besitzer einer Bahncard 25 oder Bahncard 50 bekommen im VRN-Gebiet auf Fahrkarten für einfache Fahrt einen Rabatt von 25 Prozent.

Kommentar: Preisschraube überdreht

Von Eckhard Buddruss

Der Nahverkehr in der Region muss attraktiver werden, um das drohende Chaos durch den Ludwigshafener Hochstraßen-Abriss zu entschärfen.

Jahrelang waren allein schon die steigenden Benzinpreise oft Anlass für Autofahrer, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen. Mit dem Absturz des Ölpreises hat sich dies geändert. Der zweite wesentliche Grund für die nun im zweiten Jahr hintereinander gesunkenen Fahrgastzahlen beim Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) dürften die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL in den Jahren 2014 und 2015 sein, durch die offenbar auch Stammkunden verprellt worden sind. Besonders bedauerlich ist, dass so der positive Effekt durch das deutlich verbesserte Regional-Express-Angebot in der Pfalz teilweise zunichte gemacht wurde. Beim VRN-weit gültigen Rhein-Neckar-Ticket, das für Nutzer solcher Züge eigentlich besonders attraktiv ist, hat es zum ersten Mal überhaupt einen Rückgang gegeben.

Das öffentliche Nahverkehrssystem wird in Zukunft noch dringender gebraucht als bisher. In der Verkehrspolitik, insbesondere der von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, schlägt sich dies bisher leider überhaupt nicht nieder. Stattdessen wurden elektrische Bahnen sogar noch mit höheren Stromkosten belastet. In Baden-Württemberg bekommt das Thema nun einen höheren Stellenwert besonders durch die Feinstaubalarm-Serie in Stuttgart. Es werden dort nun eifrig Pläne für den Ausbau des Stadtbahn-Angebotes geschmiedet. In Ludwigshafen und Umgebung werden die jahrelangen Verkehrsbehinderungen durch den Abriss der Hochstraße Nord dafür sorgen, dass die öffentlichen Verkehrsmittel zusätzlich an Bedeutung gewinnen. Dabei wäre es sehr hilfreich, wenn sich möglichst viele Autofahrer frühzeitig an den Gedanken gewöhnen würden, auf Busse und Bahnen umzusteigen. Erleichtert wird das durch Angebotsverbesserungen, wie sie beispielsweise bei der Rhein-Haardt-Bahn schon in diesem Jahr geplant sind. Erschwert wird es dagegen, wenn der VRN jedes Jahr seine Preise so stark erhöht wie das in den vergangenen Jahren trotz gesunkener Benzinpreise geschehen ist.