19.03.2016
Die Rheinpfalz

Ich bin der Meinung, dass ...
Die Wochenend-Kolumne von Georg Altherr

... die SPD den Po zusammenkneifen muss.Was nur ist mit der Zweibrücker SPD los? Klar, sie hat am Sonntag die Wahl verloren. Das steht fest. Doch das gehört zur Demokratie. Damit muss man umgehen können.Doch was die örtliche SPD seit Sonntag abzieht, geht auf keine Kuhhaut. Der Wahlkreiskandidat schaltet seine Facebook-Seite ab, schwänzt die Sitzung des Stadtrats und geht auf Tauchstation. Parteifreunde ziehen hinter seinem Rücken über ihn her, sticheln, manche äußern sich unverhohlen schadenfroh. Andere wiederum regen sich darüber auf, dass der oberste örtliche Sozialdemokrat, Oberbürgermeister Kurt Pirmann, dem siegreichen CDU-Kandidaten zu Beginn der Stadtratssitzung gratulierte und ihm sogar ein Pferdchen schenkte. Wie kleinkariert muss man sein, um das zu kritisieren?

Es gehört zum Anstand, dem Sieger zu gratulieren. Der Wähler ist der Souverän. Und wenn der Wähler Gensch mehr zutraut als Moulin, dann hat auch jeder Genosse das zu akzeptieren. Für die SPD sollte die Niederlage eher Anlass sein, in sich zu gehen und sich zu fragen, woran es lag.

Hier hat es die Zweibrücker Sozialdemokratie so schwer nun auch nicht. Es lag ja sicher nicht an der Politik der Zweibrücker SPD. Es lag ziemlich eindeutig an der Politik, die die rot-grüne Landesregierung für Zweibrücken gemacht hat: Rot-Grün hat den Zweibrücker Flughafen geschlossen. Rot-Grün hat Zweibrücken die S-Bahn versprochen, aber nicht gebracht. Rot-Grün hat Zweibrücken versprochen, hier das Oberlandesgericht und die Generalstaatsanwaltschaft für Rheinland-Pfalz zu konzentrieren. Rot-Grün hat auch diese Zusage gebrochen. Rot-Grün hat den Ausbau der B 10 verzögert. Und Rot-Grün hat als Ausgleich für die Schließung des Flughafens großspurig einen 25-Punkte-Plan vorgelegt, der allenfalls für Satire taugt.

Da ist es doch wirklich kein Wunder, dass die SPD in der Stadt Zweibrücken zehn Prozentpunkte bei den Landesstimmen einbüßt. Und der Kandidat Moulin hat elf Prozentpunkte weniger geholt als vor fünf Jahren Fritz Presl. Also lag es offensichtlich nicht am Kandidaten, sondern an der SPD im Land.

Es gibt Genossen, die behaupten, Thilo Huble hätte mehr Stimmen als Moulin geholt. Hätte, hätte, Fahrradkette. Fakt ist: Huble war als Kandidat im Gespräch, er hatte aber nicht den Mut anzutreten. Bei den entscheidenden Sitzungen hob er nicht den Finger. Und glaubt wirklich jemand, dass Huble bei der Ausgangslage diesen starken Gensch geschlagen hätte, über den Genossen neidvoll sagen: Warum ist der eigentlich nicht in der SPD?

Mein lieber Herr Gesangsverein! Die Zweibrücker Sozis sollten den Po zusammenkneifen, sich das Wahlergebnis genau ansehen, überlegen, was besser zu machen ist – und dann ran an die Arbeit für den Bürger! Verharrt die SPD im Selbstmitleid und der Weinerlichkeit der vergangenen Tage, dann schaufelt sie sich ihr eigenes Grab. Siehe Pirmasens.