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08.01.2016
Die Rheinpfalz

ICE-Knappheit trifft Mannheimer Linien

Ersatzzüge teilweise länger unterwegs – Abfahrt in Berlin früher als beim regulären ICE
Von Eckhard Buddruss

Berlin/Mannheim. Bei der Deutschen Bahn (DB) sind wegen Ersatzteil-Lieferproblemen ICE knapp. Das führt zu Einschränkungen auch bei zwei ICE-Linien über Mannheim. Tückisch ist vor allem die frühere Abfahrt eines als ICE-Ersatz verkehrenden Intercity (IC) in Berlin.

Zum planmäßigen Einsatz einer Intercity-Garnitur anstelle eines ICE ist es auf der Linie von Stuttgart über Mannheim nach Hamburg in den vergangenen Jahren immer wieder gekommen. Dies hat für relativ wenig Ärger gesorgt, weil die Ersatzgarnituren die ICE-Fahrzeiten auf dieser Linie nahezu einhalten konnten.Anders ist dies nun im Falle der ICE 274/279. Der Ersatzzug IC 279 fährt am Berliner Hauptbahnhof schon um 8.20 Uhr ab – knapp eine Viertelstunde früher als der ersetzte ICE. Tückisch kann dies vor allem dann sein, wenn man sein Ticket frühzeitig gebucht hat und der Ausdruck der Reiseverbindung vor der relativ kurzfristigen Fahrplanänderung erfolgte. Inzwischen ist die Internet-Auskunft unter www.bahn.de entsprechend aktualisiert. Der Gegenzug IC 274 um 18.32 Uhr ab Mannheim kommt in Berlin planmäßig rund zehn Minuten später an als sonst. Auch beim Komfort sind die Einschränkungen größer als es üblich war; der Zug verfügt, anders als frühere Ersatzgarnituren auf der Linie von Stuttgart nach Hamburg, noch nicht einmal über einen Bistrowagen. Terminiert sind die Ersatzfahrpläne zunächst bis zum 17. März. Vorteil aus Reisendensicht ist der niedrigere Flexpreis beim IC (Mannheim–Berlin 120 Euro statt 133 Euro im ICE). Wer ein ICE-Flexpreis-Ticket (auch mit Bahncard-Rabatt) hat und mit einem der IC-Züge fährt, kann sich die Differenz zwischen IC- und ICE-Preis erstatten lassen.

Ein IC statt eines ICE fährt auch beim IC 1074 (Mannheim ab 6.05 Uhr), bei dem der Halt in Göttingen entfällt. Hier und beim Gegenzug IC 1073 rechnet die DB mit einer Verlängerung des Ersatzfahrplans über den 17. März hinaus bis zum 11. Juni. Beim ICE 772 (Mannheim ab 8.06 Uhr nach Hamburg) und beim Gegenzug ICE 771 (Mannheim an 19.54 Uhr) wird ein ICE 3 mit geringerer Platzkapazität als der reguläre ICE 1 eingesetzt.

Alles in allem gibt es bundesweit bei acht ICE-Fahrten einen Ersatz durch einen IC und bei sechs ICE-Fahrten eine deutliche Reduzierung der Platzkapazität.

Wirtschaftswissen: Was ist eigentlich der IC 2?

Neue Fernzug-Doppelstockgarnitur – Start Ende 2015 mit zwei Jahren Verspätung

Als Intercity (IC) 2 bezeichnet die Deutsche Bahn (DB) neuerdings die Fernzug-Doppelstockgarnituren, deren ursprünglich schon für Dezember 2013 geplanter Einsatz sich wegen verspäteter Lieferung rund zwei Jahre verzögert hat. Seit 13. Dezember werden nun die ersten planmäßig auf der IC-Linie von Leipzig über Hannover, Bremen und Oldenburg nach Emden eingesetzt. Als nächste Einsatzstrecken sind noch für dieses Jahr die Linien von Köln über Hannover nach Dresden und von Köln über Münster nach Norddeich vorgesehen.

Die Garnituren bestehen aus fünf Wagen, davon vier der zweiten und einer der ersten Wagenklasse. Sie bieten 469 Sitzplätze, davon 70 in der ersten Klasse. Bespannt werden sie mit einer E-Lok der Baureihe 146. Hersteller der Garnituren ist der Bombardier-Konzern, der auch ein Werk in Mannheim hat.

Der Begriff „IC 2“ ist insofern etwas erklärungsbedürftig, als die Züge nicht für klassische Intercity-Strecken vorgesehen sind, sondern vor allem für Fernzuglinien, die vor 2002 als Interregio klassifiziert waren. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt lediglich Tempo 160, während selbst beim Interregio teilweise Tempo 200 üblich war. In puncto Komfort bleiben die Züge, auch wenn sie klimatisiert sind, teilweise sogar hinter Interregio-Niveau zurück. Das gilt vor allem für das Fehlen eines Bistro-Wagens.

Das bescheidene gastronomische Angebot durch einen Am-Platz-Service stößt auf Kritik, die aber alles in allem eher verhalten ist – wohl vor allem deswegen, weil die Garnituren teilweise auf Linien eingesetzt werden sollen, auf denen das IC-Angebot als gefährdet galt oder es sogar derzeit überhaupt keine Fernzüge mehr gibt. Letzteres gilt beispielsweise für die Linie auf der Ruhr-Sieg-Strecke von Münster über Siegen nach Frankfurt und eine Linie von München über Regensburg und Hof nach Dresden, die allerdings erst nach Elektrifizierung der Strecke Regensburg–Hof vorgesehen ist. Der größte Vorteil der Doppelstock-Garnituren, die von bewährten Regionalverkehrsfahrzeugen abgeleitet wurden, ist, dass sie deutlich kostengünstiger sind als die bisher im IC-Verkehr eingesetzten Wagen, deren Unterhaltung wegen ihres teilweise sehr fortgeschrittenen Alters einen hohen Aufwand erfordert. (ebu)

Kommentar: Alte Probleme im neuen Jahr
Von Eckhard Buddruss

2016 will die Deutsche Bahn die größten Ärgernisse im Fernverkehr abstellen. Aber zunächst macht ihr wieder Fahrzeugmangel zu schaffen.

Im Konzept „Zukunft Bahn“, das der Vorstand der Deutschen Bahn (DB) kürzlich vorgelegt hat, wird angekündigt, dass 2016 vorrangig die größten Ärgernisse für die Kunden abgestellt werden sollen und mittelfristig viel dafür getan wird, den Zustand der Fahrzeugflotte deutlich zu verbessern.

Das Jahr beginnt allerdings erst einmal wieder mit Fahrzeugmangel-Problemen. Höchst ärgerlich ist insbesondere, wenn überraschend der Ersatzzug schon 15 Minuten früher fährt als der ICE, mit dem man eigentlich fahren wollte. Der Einsatz älterer Fahrzeuge als Ersatz ist allerdings trotz der damit verbundenen Einschränkungen meist ein kleineres Übel als eine Reduzierung der Platzkapazität, die zu überfüllten Zügen führt.

Auch das Debüt der neuen IC-2-Einheiten wird durch diverse Probleme überschattet. Zeitweise fielen die Züge wegen des Eisregen-Chaos in Ostfriesland auf Teilabschnitten sogar komplett aus. Das hat allerdings nichts mit den neuen Fahrzeugen zu tun. Der durch vereiste Fahrleitungen gestoppte IC, dessen Fahrgäste teilweise im Zug übernachten mussten, gehörte zu der noch nicht auf die neuen Fahrzeuge umgestellten Linie Köln–Norddeich.

Beim Medienecho auf das Eisregen-Verkehrschaos in Ostfriesland gab es bezeichnende Unterschiede. In der betroffenen Region galten die liegen gebliebenen Züge angesichts der allein in Bereich Oldenburg mehr als 180 Autounfälle (davon 16 mit Verletzten) nicht als das schlimmste Problem. Überregional fanden allerdings die verletzten ostfriesischen Autofahrer deutlich weniger Medienaufmerksamkeit als der IC, der seinen Zielbahnhof Köln schließlich erst mit 22 Stunden Verspätung erreichte.