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05.01.2016
Die Rheinpfalz

Nahverkehr: Dobrindt fordert kostenloses W-Lan

Berlin (dpa). Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) macht Druck für eine Einführung von Drahtlos-Internet für die Fahrgäste in Nahverkehrszügen. „Ich habe die Länder aufgefordert, auch bei Bestellungen des Regionalverkehrs kostenloses W-Lan zur Pflicht zu machen“, sagte er dem Magazin „Focus“. Bei Regional- und S-Bahnen legen nicht die Verkehrsunternehmen wie etwa die Deutsche Bahn das Angebot für die Fahrgäste fest, sondern Länder und Verkehrsverbünde. Sie schreiben regionale Liniennetze mit bestimmten Bedingungen aus.

Kommentar: Dobrindts Dreistigkeit
Von Eckhard Buddruss

Noch wichtiger als W-Lan in Zügen ist, dass die Züge überhaupt fahren – beispielsweise die lange erwartete S-Bahn nach Zweibrücken.

Die Internet-Nutzung in öffentlichen Verkehrsmitteln ist – jedenfalls potenziell – ein großer Vorteil im Vergleich zur Fahrt mit dem Auto. Deswegen hat das Thema W-Lan große Bedeutung. Allerdings ist es auch ein erheblicher Kostenfaktor. Wenn die Aufgabenträger für den regionalen Zugverkehr es generell vorschreiben, steigen ihre Kosten massiv und sie können, wenn ihr Budget nicht erhöht wird, weniger Züge bestellen.

Diesen Zusammenhang muss man kennen, um die Dreistigkeit richtig einschätzen zu können, mit der Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nun von den Ländern fordert, generell Gratis-W-Lan in Nahverkehrszügen vorzuschreiben. Dobrindt, dessen Aktivitäten in Sachen Ausländermaut bisher als – gelinde gesagt – wenig überzeugend einzustufen sind, gefällt sich in der Rolle des Digitalisierungsministers. Während er der Ausländermaut – wahrscheinlich erfolglos – einen großen Teil seiner Energie gewidmet hat, hat er sich bei der Revision der Regionalisierungsmittel, die die Länder vom Bund für den regionalen Zugverkehr erhalten, nicht erkennbar engagiert und gehört deshalb zu den Hauptverantwortlichen dafür, dass die Anhebung der Mittel weit hinter dem eigentlich Erforderlichen zurückbleibt. Die Bundesländer können deswegen nun leider keine großen Sprünge machen, sondern die Mittel reichen in absehbarer Zeit nur für die vorrangigsten Projekte. So wichtig das Thema W-Lan ist, noch wichtiger ist, dass überhaupt erst einmal dringend erwartete Züge fahren – zum Beispiel in Rheinland-Pfalz vor allem die S-Bahn-Züge nach Zweibrücken.