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18.11.2015
Die Rheinpfalz

Jobcenter sieht allgemeine Risiken für hiesigen Arbeitsmarkt

Rückgang der Beschäftigtenzahl für 2016 erwartet – Flüchtlinge eine Herausforderung

Die Entwicklung des regionalen Arbeitsmarkts im kommenden Jahr wird vom Jobcenter Zweibrücken eher verhalten eingeschätzt. Das sagte Arge-Leiterin Edith Schaeffer-Klopf gestern im Sozialausschuss. Der Arbeitsmarkt in Zweibrücken werde sowohl von der wirtschaftlichen Entwicklung in der Westpfalz als auch von der des Saarlandes beeinflusst. Für 2016 sei ein Anstieg der Beschäftigtenzahlen nicht zu erwarten.

Wie Edith Schaeffer-Klopf ausführte, hat sich der Bestand der beitragspflichtig Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr im Vergleichsmonat März um 1,8 Prozent verringert. Im kommenden Jahr werde man sich voraussichtlich auf einem ähnlichen Niveau bewegen. Diese Einschätzung des Jobcenters werde dadurch verstärkt, dass mit einem Beschäftigungsaufbau bei den großen Industriebetrieben John Deere, Terex und Pallmann nicht zu rechnen sei. Außerdem machten sich fehlende Neuansiedlungen negativ bemerkbar. Als allgemeine Risiken für den hiesigen Arbeitsmarkt nennt das Jobcenter den Bevölkerungsrückgang um 3,2 Prozent und die gleichzeitige Überalterung der Gesellschaft. Rund 45 Prozent der Menschen in der Region seien über 50 Jahre alt. Vor diesem Hintergrund erwartet das Jobcenter einen weiteren Rückgang der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Grundsätzlich habe man im Zuständigkeitsbereich des Jobcenters Zweibrücken schlechtere Rahmenbedingungen als im Bund und in Rheinland-Pfalz. „Ein großes Problem ist der öffentliche Nahverkehr“, sagte Schaeffer-Klopf. Von der Tatsache etwa, dass Opel in Kaiserslautern wieder Leute einstelle, profitiere man in Zweibrücken kaum. Auch das Industriegebiet Flughafen sei für Arbeitssuchende ohne Führerschein zu Frühschichtzeiten kaum zu erreichen.

Unter dem Punkt „Risiken“ ist im Jobcenter-Bericht auch der hohe Anteil an Langzeitarbeitslosen aufgeführt. „Es ist fast die Hälfte derer, die von uns betreut werden“, sagte die Arge-Leiterin. Im Hinblick aufs kommende Jahr könne man die Auswirkung globaler Bürgerkriegsherde und internationaler Marktentwicklungen auf die in der Region angesiedelten Weltfirmen nicht einschätzen. Ein weiteres Problem sei der vermehrte Zuzug von Langzeitleistungsbeziehern aus anderen Bezirken. Schon im laufenden Jahr habe es da eine Steigerung von 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr gegeben. Mit die größte Herausforderung dürften im kommenden Jahr die steigenden Flüchtlingszahlen sein. Edith Schaeffer-Klopf wies auf die Notwendigkeit von Deutschkenntnissen hin. Ohne diese Kenntnisse sei es kaum möglich, die betreffenden Arbeitssuchenden zu vermitteln. Auch müssten eventuell vorhandene Qualifizierungen anerkannt werden. Der regionale Ausbildungsmarkt in der Westpfalz sei weiterhin von rückläufigen Bewerberzahlen geprägt. „Auch Ausbildungslücken, die hier entstehen, können mit jungen Flüchtlingen gefüllt werden“, so Schaeffer-Klopf.

Das geschätzte Jobcenter-Budget fürs nächste Jahr nannte sie auch: rund 1,43 Millionen Euro für Eingliederungsleistungen und rund 1,76 Millionen Euro für die Verwaltung. (bun)