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13.11.2015
Die Rheinpfalz

Im „Flirt“ wird es derzeit oft eng

Reise-Tipp: Regional-Express fährt teilweise mit stark reduzierter Platzkapazität
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Wegen Problemen mit den Fahrzeugen vom Typ „Flirt“ fährt der Regional-Express (RE) auf der West-Ost-Linie von Saarbrücken über Kaiserslautern nach Mannheim durch die Pfalz derzeit teilweise mit halbierter Platzkapazität. Vor allem im Abschnitt von Neustadt nach Ludwigshafen empfiehlt sich in manchen Fällen ein Ausweichen auf die S-Bahn.

Nach RHEINPFALZ-Informationen werden die im vor knapp einem Jahr eingeführten RE-Netz eingesetzten Triebwagen von Typ „Flirt“ derzeit wegen diverser Mängel einer nach dem anderen beim Hersteller Stadler überarbeitet. Voraussichtlich bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember fehlen deshalb permanent mindestens zwei Triebwagen. Deshalb wird gegenwärtig auf der RE-Linie von Mainz über Ludwigshafen und Speyer nach Karlsruhe wieder ein Triebwagen der älteren Baureihe 425 eingesetzt, auf der Ost-West-Linie von Mannheim über Neustadt, Kaiserslautern und Saarbrücken nach Trier (und weiter nach Koblenz) wird ein Teil der Züge statt mit der planmäßigen Doppeleinheit nur mit einem einzelnen Triebwagen gefahren.

Dies führt zu überfüllten Zügen insbesondere auf dem im morgendlichen Berufsverkehr am stärksten belasteten Abschnitt zwischen Neustadt und Ludwigshafen. Weil auf diesem Abschnitt der Zeitvorteil durch die Fahrt mit dem RE geringer ist als bei der Fahrt von den RE-Halten in der Westpfalz nach Ludwigshafen oder Mannheim empfiehlt sich in einigen Fällen derzeit ein Ausweichen auf die S-Bahn, wenn man Wert auf einen Sitzplatz legt.

Das geht im Fall des derzeit besonders massiv überfüllten RE um 7.17 Uhr ab Neustadt besser, als es das Auskunftssystem der Deutschen Bahn (DB) vermuten lässt. Für Fahrten von Neustadt nach Ludwigshafen (Hauptbahnhof) und Mannheim wird dort nämlich die S-Bahn um 7.10 Uhr ab Neustadt überhaupt nicht angezeigt, weil der folgende RE die S-Bahn unterwegs überholt. Eine sieben Minuten frühere Abfahrt mit der S-Bahn in Neustadt um 7.10 Uhr (statt 7.17 Uhr) dürfte aber derzeit oft trotz fünf Minuten späterer Ankunft in Mannheim (7.47 Uhr statt 7.42 Uhr mit dem RE) angenehmer sein als eine Fahrt in dem überfüllten RE.

Kommentar: Keine Freude am „Flirt“

Von Eckhard Buddruss

Wenn Fahrzeuge fehlen, ist es das geringere Übel, als Ersatz älteres Material einzusetzen als die Kapazitäten zu reduzieren oder gar Züge zu streichen.

Der „Flirt“ (Abkürzung für „Flinker leichter innovativer Regionaltriebwagen“) des Schweizer Herstellers Stadler gilt in Fachkreisen als der unter den modernen Regionalverkehrstriebzügen am besten gelungene Fahrzeugtyp. Im Vergleich zu dem Ärger, den es mit den Triebwagen anderer Anbieter anfangs oft gegeben hat, sind die aktuellen Probleme mit den neuen „Flirt“ im rheinland-pfälzischen Regional-Express-Verkehr relativ undramatisch. Das ist allerdings kein Trost für diejenigen Pfälzer Pendler, die derzeit in überfüllten Zügen unterwegs sind, weil die Hälfte der planmäßigen Platzkapazität fehlt.v Bevor man das Platzangebot massiv einschränkt oder sogar Züge ausfallen lässt, ist es in solchen Situationen das geringere Übel, ersatzweise älteres Fahrzeugmaterial einzusetzen, wie das gegenwärtig auf der Regional-Express-Linie von Mainz über Speyer nach Karlsruhe geschieht. Der Deutschen Bahn fällt das dank ihres Bestands älterer Fahrzeuge meist leichter als ihren Wettbewerbern. Hier ließe sich, wenn auch mit größerem organisatorischen Aufwand und höheren Kosten, wohl auch noch mehr machen. Dies könnte vor allem dann dringend nötig werden, wenn das Programm zur Überarbeitung der „Flirt“ durch den Hersteller nicht, wie vorgesehen, bis zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember abgeschlossen sein sollte. Mit dem Fahrplanwechsel wird sich das Problem auf der Pfälzer West-Ost-Achse nämlich weiter verschärfen, weil dann derzeit noch kurz vor oder nach dem Regional-Express fahrende Intercity-Züge wegfallen.