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29.08.2015
Die Rheinpfalz

Leitartikel: Gute Leistung lohnt sich

Von Eckhard Buddruss

In der Rhein-Neckar-Region hat die Deutsche Bahn für den Löwenanteil der S-Bahn einen sehr lang laufenden Verkehrsvertrag erhalten. Die Rhein-Ruhr-Express-Ausschreibung war für sie dagegen ein Desaster.

Der Bahnverkehr in der Pfalz wird seit Monaten mehr oder weniger stark durch Bauarbeiten behindert. Ein besonderes Ärgernis ist, dass morgen davon auch der Erlebnistag Deutsche Weinstraße stark betroffen ist, weil ein Teil der Züge zwischen Neustadt und Landau ausfällt und auf der bei dieser Veranstaltung stets besonders stark frequentierten Linie von Neustadt nach Bad Dürkheim im Abschnitt zwischen Mußbach und Neustadt sogar überhaupt kein Zug fährt.

Außer dem Dauerbrenner Bauarbeiten gab es in der letzten Zeit auch immer wieder Fahrzeugstörungen, vor allem bei Dieseltriebwagen in der West- und Südpfalz, aber auch bei den neuen Elektrofahrzeugen, die als Regional-Express (RE) eingesetzt werden. Wenn sie so fahren wie vorgesehen, kommen die schicken Züge bei den meisten Reisenden zwar sehr gut an, aber ihre Zuverlässigkeit lässt auch Monate nach der Betriebsaufnahme immer noch sehr zu wünschen übrig.

Wenn es im Pfälzer S-Bahn-Betrieb Probleme gibt, hat das dagegen in den meisten Fällen externe Ursachen – etwa Störungen bei der Infrastruktur oder Verspätungen von Fernzügen. Dass die S-Bahn Rhein-Neckar allgemein als gut geführt gilt, hat eine nicht unwesentliche Rolle bei der Vergabe des Auftrags für den Betrieb der meisten S-Bahn-Linien ab Ende 2016 gespielt. Die für die Auftragsvergabe zuständigen Organisationen können sich ihre Auftragnehmer zwar nicht willkürlich aussuchen, aber sie haben einigen Spielraum bei der Gestaltung der obligatorischen Wettbewerbsverfahren. Die Zulassung von Gebrauchtfahrzeugen, die der Deutschen Bahn (DB) einen erheblichen Vorteil verschafft hat, wäre wahrscheinlich nicht erfolgt, wenn Aufgabenträger und Kunden mit dem Rhein-Neckar-S-Bahn-Betrieb seit Ende 2003 unzufrieden gewesen wären.

Dagegen war in Nordrhein-Westfalen nicht zuletzt wegen zeitweise miserabler Leistungen der DB das Verhältnis zum Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) so zerrüttet, dass der VRR bei der Ausschreibung des Rhein-Ruhr-Express (RRX) ein Modell angewendet hat, das für die DB unvorteilhaft ist. Die Fahrzeuge werden vom Aufgabenträger gestellt und mit deren Wartung ist der Hersteller Siemens beauftragt. Wohl nicht zuletzt deshalb ging die DB bei der RRX-Ausschreibung leer aus. Zum Zuge kamen Abellio, eine Tochter der Niederländischen Staatsbahn, und das britische Privatunternehmen National Express.

Im südlichen Rheinland-Pfalz wurden die Ausschreibungen bisher so gestaltet, dass die DB ihre Vorteile als Marktführer und Industrie-Großkunde bei der Fahrzeugbeschaffung ausspielen kann – was allerdings nicht bedeutet, dass sie deshalb auch stets gewinnt. Der Verlust des Auftrags beim größten Teil des Dieselnetzes Südwest mit der starken Regional-Express-Linie von Saarbrücken über Bad Kreuznach nach Frankfurt war für die DB ein schwerer Schlag. Allerdings hat die Hoffnung, dass DB-Konkurrenten stets alles besser machen, durch den Fehlstart des neuen Unternehmens Vlexx einen erheblichen Dämpfer bekommen.

Nachdem in Rheinland-Pfalz nun fast alle Linien des regionalen Nahverkehrs mindestens einmal im Wettbewerb vergeben worden sind, dürfte die Phase, in der Wettbewerb zu deutlichen Kostensenkungen führte, weitgehend vorbei sein. Wenn der regionale Schienenverkehr weiter verbessert werden soll, so wie das verkehrs- und umweltpolitisch erforderlich ist, muss nun endlich eine schon seit Ende 2014 überfällige Lösung im Streit um die Regionalisierungsmittel gefunden werden, die die Länder seit der Bahnreform von 1993 vom Bund für den Regionalzugverkehr erhalten.

Die Hoffnung, dass Konkurrenten der Deutschen Bahn besser sind, wurde im Fall Vlexx enttäuscht.