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27.08.2015
Die Rheinpfalz

Pfälzer S-Bahn-Züge werden länger und komfortabler

Ab Ende 2016 gibt es mehr Sitzplätze in stark frequentierten Berufsverkehrszügen – 77 Triebwagen erhalten verbesserte Inneneinrichtung
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Der neue Verkehrsvertrag, der ab Ende 2016 für die Rhein-Neckar-S-Bahn-Linien 1 bis 4 gilt, bringt bei einigen stark frequentierten Zügen in der Pfalz eine deutliche höhere Platzkapazität. Außerdem erhalten die S-Bahn-Triebwagen eine verbesserte Innenausstattung.

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2016 steigt die Anzahl der Triebwagen bei der S-Bahn Rhein-Neckar von heute 40 zunächst auf 64, ein Jahr später dann sogar auf 77. Ende 2017 sollen nach Elektrifizierung der BASF-Südeinfahrt die meisten BASF-Pendlerzüge ins S-Bahn-System integriert werden und die im Berufsverkehr besonders stark frequentierte Strecke von Heidelberg über Bruchsal nach Karlsruhe durch die Verlängerung der Bahnsteige auf 210 Meter für den Einsatz von Dreifacheinheiten gerüstet sein. Allerdings ist in beiden Fällen nicht sicher, ob die angestrebten Termine für den Infrastrukturausbau eingehalten werden können.In der Pfalz haben dagegen zwischen Mannheim und Kaiserslautern die Bahnsteige schon die für Dreifach-Einheiten erforderliche Länge. Die zusätzlichen Fahrzeuge erlauben es künftig, mehr Züge als bisher aus drei Triebwagen zu bilden. Dadurch steigt die Anzahl der Sitzplätze von gut 400 auf deutlich über 600. Als Dreifach- statt bisher Doppeleinheit fahren künftig die Züge um 6.50 Uhr ab Neustadt und um 7.07 Uhr ab Kaiserslautern nach Mannheim sowie in der Gegenrichtung die um 16.26 Uhr und um 16.56 Uhr ab Mannheim. Der Zug um 19.26 Uhr ab Mannheim fährt ab Ende 2016 bis Neustadt mit doppelt so hoher Platzkapazität wie bisher.v Der Fahrplan bleibt in der Pfalz zunächst weitgehend unverändert. Geplant ist, dass die S-Bahn künftig durchgehend stündlich zwischen Kaiserslautern und Homburg fährt. Dies hängt jedoch vom Fortgang der Bauarbeiten auf dieser Strecke ab. Rechtsrheinisch sind die wichtigsten Verbesserungen ein durchgehender Halbstundentakt auch am Wochenende auf den Strecken von Heidelberg nach Bruchsal und Mosbach. Damit wird hier eine Taktdichte erreicht, die es auf den Pfälzer S-Bahn-Linien nach Kaiserslautern und Germersheim dank des Rheinland-Pfalz-Takts schon seit 1994 gibt.

Sämtliche 77 künftigen S-Bahn-Triebwagen erhalten eine verbesserte Innenausstattung. Bei dieser im Jargon der Deutschen Bahn (DB) als „Redesign“ bezeichneten Renovierung werden unter anderem Videokameras eingebaut und die Sitzpolster erneuert. Bei 37 der 77 Triebwagen wird außerdem der Einstiegsbereich so umgebaut, dass – wie bisher schon bei den 40 aktuellen S-Bahn-Triebwagen – ein stufenloses Betreten der Fahrzeuge von 76 Zentimeter hohen Bahnsteigen möglich ist.

Für die Renovierung der Fahrzeuge investiert die DB rund 40 Millionen Euro. Die Arbeiten an den ersten beiden Triebwagen im Produktionscenter Hagen der DB Fahrzeuginstandhaltung haben bereits begonnen. Schon ab kommendem November sollen diese Fahrzeuge im regulären Betrieb eingesetzt werden. Dann werden nach und nach schon vor Inkrafttreten des neuen Verkehrsvertrags die bisherigen S-Bahn-Triebwagen durch renovierte Exemplare ersetzt.

Der Vertrag regelt den Verkehr auf den S-Bahn-Linien 1 bis 4 von Ende 2017 bis Ende 2033. In der Pfalz führen diese Linien von Mannheim über Neustadt nach Kaiserslautern und teilweise weiter nach Homburg sowie von Mannheim über Speyer nach Germersheim und teilweise weiter nach Bruchsal. Die Bedienung des Abschnitts von Homburg nach Zweibrücken durch eine Verlängerung der S 1 über den bisherigen Endbahnhof hinaus soll über eine Mehrkilometer-Klausel in dem neuen Verkehrsvertrag geregelt werden. Wie mehrfach berichtet, ist eine Bedienung von Zweibrücken ohne zusätzliche Fahrzeuge möglich. Derzeit laufen die Planungen für den Infrastrukturausbau zwischen Homburg und Zweibrücken.

Gefragte S-Bahn

Von Eckhard Buddruss

Wegen der Verkehrsbehinderungen durch die Hochstraßen-Baustelle in Ludwigshafen sind mehr Sitzplätze in der S-Bahn besonders wichtig. Die S-Bahn Rhein-Neckar ist schon heute aus der Metropolregion kaum noch wegzudenken. Es ist absehbar, dass ihre Bedeutung in den nächsten Jahren weiter wachsen wird, wenn die Bauarbeiten zur Umgestaltung der heutigen Hochstraße Nord in Ludwigshafen, deren Abriss 2018 beginnen soll, für zusätzliche Verkehrsbehinderungen sorgen werden.

In diesem Zusammenhang erweist es sich als Vorteil, dass bei der Neuausschreibung des S-Bahn-Betriebs Gebrauchtfahrzeuge zugelassen worden sind. Wären Neufahrzeuge gefordert worden, wäre das Risiko wohl sehr viel größer, dass die erforderlichen Fahrzeuge nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen. Schon ab Ende 2016 können nun die Kapazitäten bei der S-Bahn Rhein-Neckar so aufgestockt werden, dass auch in den Berufsverkehrszügen noch genug Platz für Autofahrer sein dürfte, die angesichts verschärfter Verkehrsbehinderungen auf die S-Bahn umsteigen.

Es erweist sich nun als weitsichtig, dass die S-Bahnsteige in der Pfalz gleich für Dreifach-Einheiten ausgelegt wurden. Zwischen Heidelberg und Bruchsal bereitet die wegen des Verkehrsaufkommens eigentlich dringend nötige Verlängerung der Bahnsteige für solche Züge nun einiges Kopfzerbrechen.