In neuem Fenster öffnen

08.08.2015
Die Rheinpfalz

Leserbrief an die Lokalredaktion: Queichtalbahn „Güterverkehr wird niemals kommen“

Zum Bericht „Mit dem zweiten Gleis kommt der Lärm“ vom 5. August:Die Kommentare in dem Artikel beweisen, dass seitens mancher Politiker kein Interesse am Schienenverkehr besteht. Betrachten wir statt der unsachlichen Stimmungsmache nüchterne Fakten:Es handelt sich, wie die RHEINPFALZ richtig schreibt, nur um ein Planungsinstrument, bei dem gewünschte Ausbaumaßnahmen angemeldet werden. Wenn ein Projekt dort aufgelistet ist, bedeutet dies aber noch lange nicht, dass es auch tatsächlich kommt. Wie jeder weiß, gibt es gerade in der Westpfalz schon immer eine große Diskrepanz zwischen dem, was unsere Politiker in Mainz großspurig ankündigen, und dem, was am Ende umgesetzt wird.

Auch ist es falsch, dass nachts auf der Queichtalbahn Güterzüge fahren. Wo sollten diese Geistergüterzüge herkommen? Im Gegensatz zu einspurigen Nebenstrecken im hintersten Baden-Württemberg ist die als Hauptstrecke klassifizierte Queichtalbahn im Jahr 2015 immer noch nicht elektrifiziert, geschweige denn das nach dem Krieg demontierte zweite Gleis wiederhergestellt. Es können also aus technischen Gründen keine von Elektrolokomotiven gezogenen Güterzüge fahren. Und Güterzüge mit Dieseltraktion gibt es seit der Einstellung der letzten Übergabefahrten 2002 nicht mehr. Die Südwestpfalz ist völlig vom umweltfreundlichen Güterverkehr auf der Schiene abgekoppelt – abgehängt, wie in so vielen anderen Bereichen auch Leerstände und eine schlechtere Lebensqualität werden eintreten, wenn man die Verkehrsanbindungen der Region, zu der auch die Queichtalbahn gehört, nicht ausbaut. Wenn junge Menschen und Arbeitnehmer hier eine Perspektive haben sollen, dann muss auch etwas für die Pendler getan werden, die nach Mannheim oder Karlsruhe fahren.

Der gefürchtete Güterverkehr wird niemals kommen! Während manche Kommunalpolitiker Stimmung gegen das „Phantom Bahnausbau“ schüren, schafft die Bahn längst unumkehrbare Fakten: DB Netz plant gerade, wie in der RHEINPFALZ zu lesen war, den Bau eines elektronischen Stellwerks „Südliche Pfalz“. Damit wird der Ist-Zustand mit eingleisigen Streckenabschnitten und Kreuzungsbahnhöfen für die nächsten 30 Jahre festgelegt. Glauben unsere Kommunalpolitiker ernsthaft, DB Netz würde 30 Millionen Euro in der Pfalz investieren, wenn man damit rechnen würde, dass in wenigen Jahren die komplette Südstrecke zweigleisig ausgebaut wird?

Statt gegen die Bahn zu hetzen, wäre es dringend erforderlich, das zweite Gleis wiederherzustellen und die Strecke endlich zu elektrifizieren. Dann könnten auch schnelle Regionalexpresszüge wie der Süwex oder sogar Intercitys zwischen Saarbrücken und Karlsruhe verkehren, was die Verkehrsanbindung der Region enorm verbessern würde. Der Straßenverkehr auf der lahmen B 10 hätte keine Chance gegen die schnellere Bahnverbindung.

Wir müssen uns scheinbar damit abfinden, dass die Zukunftsperspektive der Südwestpfalz rabenschwarz ist. In anderen Ländern wie Baden-Württemberg oder Hessen haben viele ländliche Regionen dagegen auch deshalb eine gute Perspektive, weil für schnelle Verkehrswege in die Zentren gesorgt wird.

Mir scheint, es gibt eine immer größer werdende erzkonservative Bevölkerung in dieser Region, die vom Altersschnitt auf die 80 zugeht, der es nur um die Beibehaltung des Status quo geht. Sie haben ja ausgesorgt und wollen ihre noch respektablen Renten in Ruhe genießen, nach dem Motto „Hauptsach, mir han unser Ruh!“. Die Jungen sollen doch wegziehen. Altersheim und Starrsinn pur. Arme Südwestpfalz! In Dellfeld können wir sehr gut mit der Bahn leben und müssen auch in Zukunft keine Angst vor Bahnlärm haben.

Patrick Jung, Dellfeld