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01.08.2015
Die Rheinpfalz

Sparpreis-Tickets mit Bahncard 50 günstiger

Reise-Tipp: Im August und September gibt es eine Sonderregelung bei Rabatten für Fernzug-Fahrkarten
Von Eckhard Buddruss

Ludwigshafen. Viele Besitzer einer Bahncard 50 ärgern sich häufig darüber, dass sie, anders als Bahncard-25-Inhaber, keine Ermäßigung auf Sparpreis-Tickets bekommen. Ab heute gibt es für sie zwei Monate lang die Möglichkeit, 25 Prozent Rabatt auf Sparpreis-Fahrkarten zu erhalten – allerdings nur bei Reisen in Fernzügen. Einiges spricht dafür, dass es sich um einen Testlauf für eine künftige Dauerregelung handelt.

Der große Vorteil der Bahncard 50 ist, dass sie flexible Reisen zum halben Normalpreis auch in stark frequentierten Zügen erlaubt. Sie wird deshalb beispielsweise häufig von Wochenendpendlern genutzt. Wer dagegen bereit ist, sein Ticket früh zu buchen und sich auf einen bestimmten Zug festzulegen, bekommt oft Fahrkarten zu einem Preis, der deutlich niedriger sein kann als der halbe Normalpreis. In diesem Fall hat man vom Besitz der Bahncard 50 keinen Vorteil. Mit der deutlich billigeren Bahncard 25 bekommt man dagegen noch 25 Prozent Rabatt auf den Sparpreis.Verständlich ist diese Regelung nur vor dem Hintergrund, dass die Bahncard 50 bei manchen Managern der Deutschen Bahn (DB) ein ungeliebtes Kind ist, weil sie preisgünstige Reisen auch in stark besetzten Zügen erlaubt und deshalb ein Störfaktor in dem System ist, das die Besetzung der Züge durch auslastungsabhängige Preise steuert. Deshalb soll ihrer Ansicht nach die Bahncard 50 nicht noch attraktiver werden als sie sowieso schon ist. Allerdings lässt sich durchaus auch argumentieren, dass die DB ein Interesse daran haben müsste, die Bahncard-50-Besitzer wenigstens bei einem Teil ihrer Reisen zu Sparpreis-Kunden zu machen und damit in das Auslastungssteuerungssystem einzubeziehen.

Ab heute bietet die DB bis Ende September den Bahncard-50-Besitzern die Möglichkeit, Sparpreis-Tickets mit 25 Prozent Rabatt zu kaufen – auch für Reisen in den Monaten Oktober, November und Dezember. Tickets können drei Monate im Voraus gebucht werden. Allerdings gilt dies nur für Reisen in DB-Fernzügen innerhalb Deutschlands. Anschlussfahrten mit Nahverkehrszügen sind nicht inbegriffen. Mehr als vereinzelte Fernzughalte gibt es in der Pfalz fast nur noch in Kaiserslautern und Neustadt. Viele Pfälzer Bahnkunden haben allerdings ein Gesamtnetzticket des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN), mit dem sie in Regionalzügen wie S-Bahn oder Regional-Express (RE) zum ICE-Knotenbahnhof Mannheim fahren können.

Ab heute werden außerdem drei Monate gültige Probe-Bahncards in den drei Versionen 25, 50 und 100 angeboten. Die Probe-Bahncard 25 kostet für die zweite Klasse 19 Euro; 79 Euro kostet die drei Monate gültige Bahncard 50. Wie bisher geht die Probe-Bahncard in ein reguläres Bahncard-Abo über, wenn sie nicht spätestens sechs Wochen vor Ablauf der Geltungsdauer gekündigt wird. Nicht in ein Abo mündet dagegen die drei Monate gültige Probe-Bahncard 100, die in der zweiten Klasse 1249 Euro kostet. Für Jugendliche und junge Erwachsene bis einschließlich 26 Jahre gibt es im August und September eine ein Jahr lang gültige „My Bahncard 50“ für 69 Euro. Sie geht in ein reguläres Abo für eine Bahncard 50 zum ermäßigten Preis (derzeit 127 Euro) über, wenn sie nicht gekündigt wird.

Leitartikel: Hubers Herkulesarbeit

Von Eckhard Buddruss

Der neue Bahn-Personenverkehrschef Berthold Huber übernimmt eine Aufgabe, die durch die langen GDL-Streiks noch schwieriger geworden ist. Er steht für eine Vorwärtsstrategie, braucht aber die Unterstützung der Politik.

Über das komplizierte Preissystem der Deutschen Bahn (DB) wird viel geklagt. Es gibt allerdings auch Bahnkunden, die damit umgehen können und clever genug sind, ein ICE-Ticket zu ergattern, mit dem sie sogar am Freitagnachmittag zu zweit mit dem ICE für 36,75 Euro von Hamburg nach Mannheim fahren können. Wer dagegen erst kurz vor einer Wochenendreise auf die Idee kommt, mit der Bahn zu fahren, ist manchmal entsetzt, wie teurer eine weite ICE-Fahrt sein kann, wenn man keine Bahncard 50 hat.

Dass man – ganz ähnlich wie bei Flügen – ein ICE-Ticket oft schon Monate im Voraus buchen sollte, wenn man Wert auf einen Schnäppchenpreis legt, spricht sich immer mehr herum. Auch deswegen waren die Streiks der Lokführergewerkschaft GDL so verheerend. Fast ein Jahr lang war es nicht möglich, ein Bahn-Ticket zu buchen, ohne befürchten zu müssen, dass am Reisetag GDL-Chef Weselsky mal wieder streiken lässt. Der Schaden, den er mit seinen unverantwortlichen Streiks angerichtet hat, geht deshalb weit über die konkreten Zugausfälle hinaus. Die Einnahmen, die der DB durch die Streiks entgangen sind, haben ein Loch in die Kasse gerissen, das es sicher nicht leichter machen wird, die eigentlich erforderlichen Service-Verbesserungen zu finanzieren. Die Gefahr wächst, dass stattdessen der Abbau von Serviceleistungen wie beispielsweise der Rückzug von Bistrowagen aus den Intercity-Zügen in verschärfter Form weiter geht. Hier fallen Arbeitsplätze von Mitarbeitern weg, deren Interessen GDL-Chef Weselsky bei seinem Streik angeblich besonders im Auge hatte.

Es ist alles andere als selbstverständlich, dass die DB in dieser schwierigen Situation nicht nur auf Kostensenkung setzt, sondern auch versucht, mit einer Vorwärtsstrategie wieder in die Offensive zu kommen. Personifiziert wird dieser Kurs vom neuen DB-Personenverkehrschef Berthold Huber. Das im März vorgestellte, auf Wachstum angelegte Fernverkehrskonzept trägt seine Handschrift, obwohl es noch von Hubers Vorgänger Ulrich Homburg präsentiert wurde. Anders als der von vielen als arrogant empfundene Homburg, tritt Huber konziliant und gewinnend auf. Ein Branchenkenner charakterisiert ihn als „nicht nur sympathisch, sondern auch aufgeschlossen und kompromissfähig“. Eine konstruktive und kundenfreundliche Veränderung ist sicher, dass die bei Teilen des DB-Managements lange Zeit als Störfaktor bei der Auslastungssteuerung ungeliebte Bahncard 50 jetzt unter Huber offenbar wieder als wertvolles Instrument zur Kundenbindung geschätzt wird. Es ist zu hoffen, dass der nun für zwei Monate als Aktionsangebot eingeführte 25-Prozent-Rabatt auf Sparpreis-Tickets bald zur Dauerregelung wird – und zwar ohne die aktuell geltenden Restriktionen, die die Attraktivität dieses Angebots schmälern.

Allerdings darf man den neuen Hoffnungsträger Huber auch nicht mit unrealistischen Erwartungen überfrachten. Auch ihm wird nicht die Quadratur des Kreises in Form eines gleichermaßen einfachen und allseits als gerecht empfundenen Bahnpreissystems gelingen, das auch noch die nötigen Einnahmen generiert. Dazu sind die Erwartungen der Bahnkunden auch viel zu unterschiedlich. Erfolg mit seinen Plänen für eine deutliche Ausweitung des Fernverkehrsangebots wird Huber auch nur dann haben, wenn die politischen Rahmenbedingungen für die DB in der Konkurrenz mit anderen Verkehrsträgern verbessert statt ständig weiter verschlechtert werden. Die Bundesregierung sollte sich in dieser Hinsicht besonders ein Beispiel an der Schweiz nehmen.

Solange Streiks der GDL drohten, scheuten sich viele Kunden, schon frühzeitig ein Bahn-Ticket zu buchen.