In neuem Fenster öffnen

08.04.2015
Die Rheinpfalz

480 Fahrten auf der Schiene

Ministerium veröffentlicht S-Bahn-Gutachten – Experten: Stadtverkehr Homburg profitiert
Von Claus-Peter Schmidt

Eine reaktivierte S-Bahn mit fünf Haltestellen zwischen den Bahnhöfen Homburg und Zweibrücken würde auch Vorteile für den innerstädtischen Homburger Verkehr mit sich bringen. So steht es in der Nutzen-Kosten-Untersuchung, die nun auf der Internetseite des rheinland-pfälzischen Ministeriums für Infrastruktur einzusehen ist.

Die 65 Seiten starke, mit Fachbegriffen durchzogene Analyse zweier Gutachter kommt zum Schluss, dass der Nutzen des rund 30 Millionen Euro teuren Teil-Neubaus der 11,4 Kilometer langen Strecke die Kosten überwiegt (wir berichteten).Rheinland-Pfalz und Saarland hatten zusammen mit dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar die Untersuchung in Auftrag gegeben. Experten vom Verkehrswissenschaftlichen Institut Stuttgart und des Planungsbüros Intraplan München hatten über zwei Jahre den Verkehr in Homburg, Zweibrücken, den Kreisen Saarpfalz und Südwestpfalz sowie die regionale Anbindungen analysiert. Und eine Prognose für das Jahr 2030 erstellt. Die wichtigsten Aussagen: Ein Betrieb auf dem seit 1991 stillliegenden Schienenweg Homburg – Einöd – Zweibrücken würde vermutlich 412 Auto- und Motorradfahrer am Tag zum Wechsel von der Straße auf die Schiene bewegen. Und weitere 68 Nutzer überhaupt erst für die Bahn gewinnen. Also 480 Fahrer am Tag auf den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umsteigen lassen. Der Verkehr würde weniger gefährlich und auch wirtschaftlicher. Berechnet wurde auch die Unfallhäufigkeit und damit Personen- und Sachschäden. Sie würden erheblich gemindert, so die Gutachter.

Trotz der empfohlenen teureren von zwei untersuchten Streckenvarianten – in Einöd müsste ein zweiter Bahnsteig gebaut werden, Mehrkosten: 2,4 Millionen Euro – berechnen die Gutachter ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von 1,24. Ein Wert über 1,0 bedeutet, dass eine Maßnahme sich volkswirtschaftlich rechnet und die Kosten förderfähig sind. Das ist entscheidend für eine Reaktivierung, weil die Kostenträger – Rheinland-Pfalz, Saarland, beteiligte Kommunen, Verkehrsverbund – ohne Hilfen vom Bund nicht auskommen werden. Für den Bund ist der Wert 1,24 ausschlaggebend.

Das wiederholt von der saarländischen Landesregierung als Verhandlungspartner vorgebrachte Argument, dass die Reaktivierung vor allem Nutzern aus Rheinland-Pfalz zugute käme und deshalb ein Großteil der berechneten Gesamtkosten von 28 Millionen Euro (nach Preisen aus dem Jahr 2012) von den Rheinland-Pfälzern zu tragen seien, bestätigt die Untersuchung. Die prognostizierten 480 Nutzer am Tag würden durchschnittlich 56 Kilometer statt auf der Straße auf der Schiene zurücklegen. „Die Mehrheit der verlagerten Fahrten betrifft Relationen von Zweibrücken nach Kaiserslautern, Neustadt, Ludwigshafen, Mannheim, … und das Rhein-Main-Gebiet. Die maßgeblichen Wirkungen der Maßnahme betreffen nicht den Binnenverkehr des Planungsraum (Stadtgebiete Homburg und Zweibrücken, die Red.), sondern den Verkehr von Zweibrücken zu den Oberzentren des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar“, heißt es wörtlich. Weil die S1 von Osterburken (Neckar-Odenwald-Kreis) aber um elf Kilometer bis Zweibrücken auf 213 Kilometer verlängert würde, würde das auch den Tourismus beleben. Davon besonders profitieren würden, so die Gutachter, der Bliesgau und das Römermuseum Schwarzenacker.

Die Verkehrsexperten sehen in einer im Stundentakt verkehrenden S-Bahn ausdrücklich keine Konkurrenz zur im Halbstundentakt verkehrenden Regionalbuslinie 7 (R7). Zwar würde es einige Wechsler von Bus zur Bahn geben, aber auch Fahrgastzugewinne für die R7. Zumal dann, wenn die R7 künftig die Uni-Klinik anfahren würde. Der um 2,6 Kilometer (Fahrzeit: sechs Minuten) längere Fahrweg würde die Strecke optimieren. Allerdings sehen die Gutachter Überprüfungsbedarf.

Mit Blick auf alle Stellschrauben im Homburger Verkehr kommen die Experten zum Schluss: „In Summe überwiegen daher im Binnenverkehr der Stadt Homburg die Fahrgastgewinne.“ Gemeint sind die des ÖPNV.

Info
Die Studie ist im Internet veröffentlicht unter der Adresse:
Zum Gutachten