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27.03.2015
Die Rheinpfalz

Schienenfreunde: Saarland hat viele Vorteile durch S-Bahn

Großräumigeres Denken angemahnt – 100 000 an Fernverkehr anschließen

Die Verlängerung der S-Bahn-Linie von Homburg nach Zweibrücken hat nach Auffassung der Zweibrücker Schienenfreunde viele Vorteile für das Saarland und trägt dazu bei, den Nordast der Verbindung Paris-Frankfurt zu stärken. Dadurch werde nämlich ein Gebiet mit 100 000 Einwohnern erschlossen. Es müsse ein gemeinsames Anliegen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland sein, dem Nordast durch eine stärkere Nutzung mehr Gewicht zu verleihen.

Die S-Bahn bis Zweibrücken sei für die beiden Halte in Saarbrücken und Kaiserslautern besonders wichtig. „Wobei der Nordast der Paris-Verbindung im Saarland – als einziger hochwertiger Schienenfernverkehrslinie – noch ein höherer Stellenwert zukommt als in Rheinland-Pfalz“, schreibt Bernhard Marschall vom Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken. Nur eine gemeinsame Anstrengung vom Rhein bis an die Saar könne zum Erfolg S-Bahn-Verlängerung führen. „Wir haben gemerkt, die Saarländer wollen das zum Nulltarif“, sagte gestern Bernhard Marschall vom Förderverein. Die Schienenfreunde mahnen ein großräumigeres Denken in der Pfalz und an der Saar an. Die föderale Grundstruktur der Bundesrepublik erfordere eine enge Kooperation – das werde an dem S-Bahn-Projekt besonders deutlich –, um das noch stark ausgeprägte Kirchturmdenken, das immer wieder kleinlich eigene geringe Vorteile in den Vordergrund schiebe, zu überwinden, so der Förderverein. „Die Landesgrenze darf nicht länger das entwicklungspolitische Hemmnis der Region bleiben, das sie über einen langen Zeitraum war.“

Über die Erschließung des Südteils des Saarpfalzkreises und der Stadt Zweibrücken hinaus böte eine Reaktivierung die Chance, die Linie Neunkirchen-Homburg nach Zweibrücken zu verlängern. Damit erhöhe man die Entwicklungsmöglichkeiten des Grenzraums, der mit seinen rund 150 000 Einwohnern eine fast geschlossene Siedlungsstruktur aufweise.

Von der erweiterten S-Bahn-Strecke profitieren nach Auffassung der Schienenfreunde das Saarland – Rheinland-Pfalz übernimmt die Hälfte der eigentlich vom Saarland zu tragenden Investitionskosten –, Homburg, die Gemeinden mit den vorgesehenen Haltestellen sowie Orte im Einzugsgebiet der S-Bahn. Einöd als Tor zum Biosphärenreservat Bliesgau erhalte einen direkten Anschluss an das Fernverkehrsnetz in Saarbrücken und Kaiserslautern. Zudem werde sich der Durchgangsverkehr durch den Ort verringern, und auch der Bahnhaltepunkt werde aufgewertet und biete eine Umsteigemöglichkeit.

Von einem S-Bahn-Haltepunkt Schwarzenacker profitiere Wörschweiler mit der Klosterruine als beliebtem Ausflugsziel, vor allem aber auch das Edelhaus und das Römermuseum. Und das Biosphärenreservat Bliesgau wäre ohne Umsteigen aus dem Osten der Pfalz erreichbar. Bierbach, Blieskastel und Würzbach wären dann auch wieder über Einöd mit Homburg verbunden. Die Haltestelle Homburg-Beeden könnten Beschäftigte bei Thyssenkrupp-Gerlach sowie Schüler des nahen Gymnasiums nutzen.

Aufgewertet werde auch der Hauptbahnhof Homburg – durch den Anschluss an die Südpfalz und höhere Fahrgastzahlen an dem Bahnknotenpunkt. An der Finanzierung ist Homburg nicht beteiligt.

Für die Regionalbuslinie R7, die zwischen Zweibrücken und Homburg verkehrt, böte sich eine modifizierte Streckenführung an, über die Zweibrücker Hochschule, Kirrberg und die Universitätskliniken, meinen die Zweibrücker Schienenfreunde. Sie messen der S-Bahn-Verlängerung auch eine nicht unerhebliche struktur- und arbeitspolitische Bedeutung zu. Davon profitiere das ganze saarpfälzische Grenzgebiet.

Der Förderverein Schienenverkehr findet es schwierig, prozentual einzuschätzen, welche Seite wie viele Vorteile durch die S-Bahn hat, und daraus eine Bemessungszahl für die Finanzierung abzuleiten. Darauf möge man im Interesse der Bevölkerung verzichten. Entscheidend sei der Wille beider Seiten – Rheinland-Pfalz und Saarland –, das Projekt zu realisieren. (ts)

S-Bahn: Treffen Ende April

Verkehrsverbund handelt Vertrag über Entwurfsplanung aus

Damit die Deutsche Bahn AG mit der Entwurfsplanung für die S-Bahn nach Zweibrücken loslegen kann, handelt der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) Ende April mit der DB einen Vertrag aus.

Rheinland-Pfalz und das Saarland hatten sich am Dienstag darauf geeinigt, dass der VRN den Vertrag aushandeln soll. Die Entwurfsplanung konkretisiert das Vorhaben sowie die Kosten und ist die Voraussetzung dafür, dass die DB das Projekt beim Bund zur Förderung anmelden kann. (ts)