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25.03.2015
Die Rheinpfalz

„Das Jahr 2022 ist realistisch“

Saarland und Rheinland-Pfalz treiben Planung für S-Bahn Homburg-Zweibrücken voran – Betrieb kostet 1,3 Millionen Euro im Jahr
VON CLAUS-PETER SCHMIDT

Eine Wiederbelebung der seit 27 Jahren unterbrochenen Schienenverbindung Homburg-Zweibrücken brächte am Tag rund 1000 Bahnfahrer auf die Strecke. Die Reaktivierung würde knapp 30 Millionen Euro kosten, der Betrieb im Jahr gut 1,3 Millionen. Vermutlich wäre er dauerhaft defizitär, aber - Faktoren wie Umweltschutz und Verkehrssicherheit berücksichtigend - absolut zu rechtfertigen, ja, ausdrücklich zu empfehlen. Das erkannten gestern Vertreter der Landesregierungen von Rheinland-Pfalz und dem Saarland bei einem Treffen ausdrücklich an.

Unter allen günstigen Annahmen – die Zusage vom Bund über eine Investitionskostenübernahme von 60 Prozent, eine Einigung der Länder über die Aufteilung des Rests und künftiger Betriebskosten – „ist das Jahr 2022 realistisch, in dem die Bahn rollen könnte“. Das sagte der für das Saarland die weiteren Schritte mit Rheinland-Pfalz abstimmende Staatssekretär Jürgen Barke (SPD) gestern. Zusammen mit seinem rheinland-pfälzischen Pendant, Staatssekretär Günter Kern (SPD), gab er dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) grünes Licht, die Bahn mit weiteren Planungen zu beauftragen. Es sollen nun die Kosten ermittelt werden, bis ein rechtlich verbindliches Planfeststellungsverfahren eingeleitet werden kann. Dieses Verfahren selbst könnte zwei Jahre dauern. „Mit dem Bau ginge es dann fix, so ein Jahr oder eineinviertel Jahr“, erläuterte Werner Schreiner, der Projektmanager des VRN. Die auf 5,8 Kilometer vollständig seit 1989 brachliegende Strecke müsste elektrifiziert werden, sprich mit einer Stromleitung als Antrieb für die Triebwagen ausgestattet, Unter- und Überführungen sowie Haltepunkte müssten neu gebaut werden. Vor knapp zwei Jahren hatte die Bahn dafür Kosten von insgesamt 29,8 Millionen Euro veranschlagt.„Die Strecke hätte als Infrastrukturmaßnahme eine immens hohe Bedeutung für die Entwicklung in Zweibrücken, für die Südwestpfalz und darüber hinaus. Deshalb steht die rheinland-pfälzische Landesregierung so dahinter“, sagte der Mainzer Staatssekretär Günter Kern gestern. Die vergangene Woche an die beiden Landesregierungen übergebene, über fast zwei Jahre von zwei renommierten Gutachtern aus München und Stuttgart erstellte Nutzen-Kosten-Untersuchung kommt am entscheidenden Punkt zum Schluss, dass eine Reaktivierung der S-Bahn-Strecke zwischen den Hauptbahnhöfen Homburg und Zweibrücken volkswirtschaftlich geboten ist, salopp gesagt, sinnvoll ist. Trotz des Millionenaufwandes für Bau und Betrieb. Das Gutachten soll kommende Woche auf der Internetseite des rheinland-pfälzischen Infrastrukturministeriums veröffentlich werden. Die Gutachter fassen alle ihre Analysen – Fahrgastaufkommen, Verkehrssituation, Konkurrenz zu anderen Mitteln des öffentlichen Personennahverkehrs, etwa Bus – in einen Zahlenwert zusammen: 1,24. Liegt der Wert höher als 1,0, dann ist eine Investition richtig, weil gewinnbringend. „Im Falle der S-Bahn sind wir deutlich drüber“, unterstreicht Günter Kern.

Das Gutachten empfiehlt den Bau eines zweiten Gleises am Haltepunkt Einöd, so dass eine Umsteigemöglichkeit entsteht. Berechnet wurde ein Verkehr im Ein-Stunden-Takt. Der Nutzen der Streckenreaktivierung liegt, so sehen es die Gutachter, „überwiegend“ auf pfälzischer Seite. Rund 1000 Fahrgäste am Tag würden die Bahn durchschnittlich nutzen. Die jährlichen Betriebskosten wurden mit 1,34 Millionen Euro berechnet und seien vermutlich nicht vollständig durch die Fahrkarten reinzuholen.

Die Gutachter sehen in der Bahn keine Konkurrenz zur zwischen Homburg und Zweibrücken verkehrenden Buslinie R 7. Diese könnte ihre Route verbessern, die Uniklinik Homburg anfahren.

Staatssekretär Günter Kern erneuerte das Angebot der rheinland-pfälzischen Seite, sogar etwas mehr als die Hälfte des Länderanteils an den Investitionskosten aufzubringen: 63 Prozent. Jürgen Barke formulierte die Erwartung des Saarlandes, dass die Aufteilung auch für die künftigen Betriebskosten gelte. Eine Zusage bekam er dafür vom Mainzer gestern nicht.