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20.03.2015
Die Rheinpfalz

GDL-Streiks verhageln der Deutschen Bahn die Bilanz

Umsatz und Gewinn 2014 hinter Erwartungen zurückgeblieben – Trotz Problemen mehr Fahrgäste in den Zügen als je zuvor
Von Eckhard Buddruss

Berlin. Umsatz und Gewinn der Deutschen Bahn (DB) sind im vergangenen Jahr hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Ein wesentlicher Grund dafür waren die wiederholten Streiks der Lokführergewerkschaft GDL. Trotz der Streiks und rückläufiger Nachfrage im Fernverkehr beförderte die DB dank Zuwächsen im Regionalverkehr in ihren Zügen mit 2,03 Milliarden mehr Fahrgäste als je zuvor.

DB-Vorstandsvorsitzender Rüdiger Grube und DB-Finanzchef Richard Lutz bezifferten gestern bei der Bilanzvorlage in Berlin den wirtschaftlichen Schaden durch die GDL-Streiks auf 166 Millionen Euro. Lutz betonte, er hoffe sehr, dass die laufenden Tarifverhandlungen möglichst bald und ohne weitere Streiks zu abschließenden Ergebnissen führen. „Allein die Unsicherheit über mögliche Streiks führt dazu, dass verlorene Kunden noch nicht längerfristig mit uns planen wollen; das gilt vor allem für den Schienengüterverkehr, wo wir streikbedingt viele Verkehr an die Straße verloren haben“, sagte Lutz.Der Umsatz des DB-Konzerns stieg im vergangenen Jahr um 1,5 Prozent auf 39,72 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sank dagegen um 5,7 Prozent auf 2,109 Milliarden Euro. Den größten Beitrag zum Ebit leistete erneut die Regionalverkehrssparte DB Regio mit 843 (Vorjahr: 777) Millionen Euro. Dagegen ging das Ebit des Fernverkehrs auf 212 (Vorjahr: 323) Millionen Euro zurück.

Das Ergebnis nach Steuern lag bei 988 Millionen Euro und damit knapp 340 Millionen über dem wegen negativer Sonderfaktoren ungewöhnlich niedrigen Wert des Vorjahres. Davon werden 700 Millionen Euro als Dividende an den Bund ausgeschüttet, das bedeutet eine Ausschüttungsquote von über 70 Prozent.

Für das laufende Jahr rechnet Lutz mit einem Umsatz von über 41 Milliarden Euro und einem Ebit von über 2,2 Milliarden Euro.

Das vor drei Jahren von Grube verkündete Ziel, den Konzernumsatz nicht zuletzt durch Zukäufe bis 2020 auf 70 Milliarden Euro zu steigern, ist nicht mehr aktuell. „Was für uns nicht in Frage kommt, ist, dass die Verschuldung durch Zukäufe unverhältnismäßig ansteigt“, betonte Grube. Angesichts schwächeren Marktwachstums und erhöhten Wettbewerbsdrucks konzentriere man sich zunächst auf organisches Wachstum und strebe für 2020 nun einen Umsatz von gut 50 Milliarden Euro an.

Die Nettoinvestitionen stiegen 2014 im Vergleich zum Vorjahr um 30,2 Prozent auf 4,442 Milliarden Euro, die Brutto-Investitionen um 11 Prozent auf 9,129 Milliarden Euro. Lutz verwies darauf, dass die Investitionsschwerpunkte mit einem Anteil von 90 Prozent bei der „Eisenbahn in Deutschland“ und 66 Prozent allein bei der Infrastruktur liegen.

Die in Trassenkilometern gemessene Betriebsleistung auf dem DB-Netz stieg 2014 um 0,9 Prozent auf 1,044 Milliarden, der Anteil konzernexterner Eisenbahnunternehmen nahm weiter auf 25 (Vorjahr: 23,9) Prozent zu.

Wie schon im Vorjahr hat die Fahrgastzahl einen Rekordwert erreicht, während die in Personenkilometern (Pkm) gemessene Verkehrsleistung, in die außer der Anzahl der Fahrgäste auch die zurückgelegte Entfernung eingeht, zurückging. Der leichte Rückgang um 1,9 Millionen auf 129 Millionen Reisende im Fernverkehr wurde durch den Zuwachs im Nah- und Regionalverkehr um 16 Millionen auf 1,898 Milliarden Reisende deutlich überkompensiert. Unter dem Strich ergab sich ein Zuwachs um 14 Millionen auf 2,03 Milliarden Reisende.

Bei der Verkehrsleistung wirkte sich der Rückgang im Fernverkehr um 1,8 Prozent auf 36,102 Milliarden Pkm stärker aus als der Zuwachs im Regionalverkehr um 0,6 Prozent auf 52,305 Milliarden Personenkilometer, so dass unter dem Strich ein Rückgang um 0,4 Prozent auf 88,407 Milliarden Personenkilometer stand. Auch im Schienengüterverkehr sank die Verkehrsleistung um 1,3 Prozent auf 102,871 Milliarden Tonnenkilometer.

Grube verwies darauf, dass die DB, die sich mit ihrer Strategie 2020 vorgenommen hat, nicht nur profitabler Marktführer und Top-Arbeitgeber, sondern auch Umwelt-Vorreiter zu sein, ihr -Reduktionsziel von 20 Prozent im Vergleich zu 2006 bis 2020 bereits sechs Jahre vorher mit einer Reduzierung um 23 Prozent erreicht hat. Der Anteil erneuerbarer Energien im Bahnstrom stieg auf 40 Prozent. Hier war das Ziel von 35 Prozent für das Jahr 2020 schon 2013 erreicht worden, vor allem weil der Ökostromanteil im DB-Personenfernverkehr massiv erhöht worden ist. Mit einem Ökostromanteil von 75 Prozent sind unter anderem alle Reisen von Bahncard-Besitzern in DB-Fernzügen abgedeckt.

Als eine der ersten Maßnahmen der „größten Kundenoffensive in der Geschichte des DB-Fernverkehrs“ kündigte Grube an, dass es ab 2016 in allen ICE-Zügen auch in der zweiten Klasse kostenloses W-Lan geben werde. Wie gestern berichtet, soll noch in diesem Jahr eine Kurzzeit-Version von Bahncard 50 und Bahncard 100 eingeführt und mittelfristig das DB-Fernzugangebot erheblich erweitert werden.