In neuem Fenster öffnen

19.03.2015
Die Rheinpfalz

Bahn will Fernverkehr attraktiver machen

Zugangebot soll bis 2030 um ein Viertel wachsen – Comeback für frühere Interregio-Linie durch die Pfalz geplant
Von Eckhard Buddruss

Berlin. Die Deutsche Bahn (DB) will ihren Fernverkehr mit einem auf 15 Jahre angelegten Programm deutlich attraktiver machen und zahlreiche neue Kunden gewinnen. Die beim Ausbau des Zugangebots für die Pfalz interessanteste Maßnahme ist allerdings erst für Ende der 20er-Jahre vorgesehen. DB-Personenverkehrschef Ulrich Homburg kündigte gestern an, dass 2030 rund 50 Millionen zusätzliche Fahrgäste pro Jahr mehr mit ICE und Intercity (IC) fahren sollen als derzeit. Erreicht werden soll das durch ein um 25 Prozent aufgestocktes Angebot. Dabei sollen auch Städte von einer IC-Taktlinie bedient werden, bei denen das heute nicht der Fall ist. Dazu gehört unter anderem Neustadt.Deutlich kurzfristiger als der in vielen Etappen geplante Ausbau des Zugangebots sind Veränderungen im Tarifangebot vorgesehen. Noch in diesem Jahr sollen drei Monate lang gültige Varianten von Bahncard 25, 50 und 100 eingeführt werden, die es, außer der Bahncard 25, bisher nur als Jahreskarten gibt. Ab Ende 2016 sollen Sparpreis-Tickets noch bis kurz vor Abfahrt des Zuges erhältlich sein. Bisher muss man sie spätestens einen Tag vor der Reise buchen. Eine kostenlose Platzreservierung soll es künftig auch für Fernverkehrstickets in der zweiten Klasse geben. Zudem sind bessere Mobilfunk- und Internetverbindungen in Zügen geplant.

Die ICE-Flotte soll 2030 aus 360 Einheiten bestehen, darunter 130 Triebzüge des neuen ICX, von dem in diesem Jahr die ersten Prototypen erwartet werden. Ab Ende 2017 soll der ICX auf der ICE-Linie von Hamburg über Mannheim nach Stuttgart eingesetzt werden. 150 Intercity-Zugfahrten pro Tag sollen künftig in ICE-Qualität angeboten werden. Bereits Ende 2018 soll die derzeit stärkste IC-Strecke von Hamburg nach Köln auf ICE umgestellt werden.

Eine spektakuläre Abkehr vom seit rund 20 Jahren verfolgten Kurs des Rückzugs aus der Fläche bedeutet das neue IC–Netz, für das 120 neue Doppelstockzüge beschafft werden sollen. Damit sollen diverse Städte ans Fernverkehrsnetz angebunden werden, die derzeit kein Fernzugangebot (mehr) haben. Laut DB werden nach Umsetzung des Konzepts „nahezu alle deutschen Großstädte mit mehr als 100.000 Einwohnern alle zwei Stunden am Fernverkehrsnetz angeschlossen sein“. Zu den Städten, die auf dieser Liste auftauchen, gehört auch Trier. Die letzten IC-Züge nach Trier hatte die DB erst zum Fahrplanwechsel Ende 2014 eingestellt.

Auf der Liste von 15 kleineren Städten, die „neu im Flächennetz“ sind, steht unter anderem Neustadt. Der am stärksten frequentierte Pfälzer Eisenbahnknoten hat derzeit statt des früheren Stundentakts nur noch einen Rest von Fernzughalten ohne Taktsystem. Dies soll sich laut dem gestern vorgestellten Konzept durch die Einführung einer IC-Linie von Saarbrücken über Stuttgart nach Lindau ändern – diese Linie gab es schon einmal als Interregio, bevor sie nach 1998 erst zerstückelt und dann fast komplett eingestellt wurde. Allerdings findet sich diese Linie in der Kategorie „Weitere Verbesserungen bis spätestens Ende 2029“, für die Linie Trier–Koblenz(–Norddeich), wird sogar Ende 2030 genannt. Nicht nur in diesen beiden Fällen leben in dem Konzept frühere Interregio-Linien wieder auf, die die DB wegen fehlender Wirtschaftlichkeit eingestellt hatte. Wie gestern berichtet, strebt die DB im neuen IC-Netz „weitere Tarifintegrationen mit dem Nahverkehr“ nach dem Modell Bremen–Emden an.