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18.02.2015
Saarbrücker Zeitung
Leserbrief: Bahnverkehr

S-Bahn-Reaktivierung wichtig für die Region

Zum Artikel „Wer setzt Fernzüge aufs Neunkircher Gleis?“, SZ vom 7. Februar und Leserbrief dazu vom 18. Februar.

Im Sinne einer Kooperation der Bundesländer muss der Raum beiderseits der Grenze, der über Jahrhunderte eine gemeinsame Entwicklung aufzuweisen hat, als Ganzes betrachtet werden.

Der im Saarland seit Längerem rückläufige Bahnfernverkehr wird durch die seit drei Monaten eingesetzte neue RE(Regionalexpress)-Linie an den vorhandenen Standorten, wie im benachbarten Homburg, gestärkt werden. Ihn noch weiter aufzusplitten, wäre kontraproduktiv. Der Bahnhof Homburg kann nur durch mehr Fahrgäste über die zu verlängernde S-Bahnlinie Homburg – Beeden – Schwarzenbach – Schwarzenacker – Einöd nach Zweibrücken Zuwächse erfahren. Die Anbindung an den Fern- und den RE-Verkehr der Bahn in Neunkirchen ist bereits sehr gut (direkte Verbindung nach Saarbrücken, Mainz und Frankfurt – RB von Homburg nach Neunkirchen, in der Regel am gleichen Bahnsteig), während in Zweibrücken überhaupt kein Zug Richtung Homburg/Kaiserslautern fährt. Der R7-Bus ist mit Fahrzeiten von 42 Minuten für elf Kilometer und unsicheren Anschlüssen in Homburg keine annehmbare Alternative. Einer Stadt wie Zweibrücken von 36 000 Einwohnern samt Umland und den Lothringer Nachbarn darf nicht die dringend notwendige Anbindung nach Osten durch die S-Bahn Rhein-Neckar abgesprochen werden, nur um die bereits gute Anbindung Neunkirchens noch zu verbessern.

Die Wirtschaftlichkeit einer Reaktivierung der Strecke Homburg – Zweibrücken (nur 5,8 Kilometer) wurde bereits 2006 durch ein Gutachten belegt. Eine Nutzen-Kosten-Analyse (NKU) wird in Kürze vorliegen. Bei den im SZ-Beitrag genannten Kosten von 27,5 Millionen Euro handelt es sich um die Gesamtkosten des Projektes. Beim Saarland verblieben lediglich zwei bis drei Millionen an Investitionskosten. Vorgesehene Finanzierung: Der Bund übernimmt 60 Prozent der Investitionskosten. Die Landesregierung in Mainz hat dem Saarland die Übernahme der Hälfte der saarländischen Investitionskosten zugesagt. So bleiben lediglich zehn Prozent für die Landesregierung in Saarbrücken. Bernhard Marschall, Zweibrücken


Hier zur Ergänzung das komplette Schreiben von Bernhard Marschall an die SZ:

Der Bericht über einen Neunkircher Stadtratsbeschluss "Wer setzt Fernzüge aufs Gleis?" von SZ-Redakteur Gunther Thomas vom 7.2.2015 bedarf einiger Informationen über vorgesehene Schieneninfrastrukturmaßnahmen im saarländisch-pfälzischen Grenzbereich.

Im Sinn einer vernünftigen Kooperation der Bundesländer, die insbesondere für das kleinste Flächenland in der Bundesrepublik Deutschland allein zukunftsweisend sein kann, muss der Raum beiderseits der Grenze, der über Jahrhunderte eine gemeinsame Entwicklung aufzuweisen hat, als Ganzes betrachtet werden.

Der im Saarland seit Längerem rückläufige Bahnfernverkehr wird durch die seit 3 Monaten eingesetzte neue RE-Linie an den vorhandenen Standorten, wie im benachbarten Homburg, gestärkt werden. Ihn noch weiter aufzusplitten, wäre kontraproduktiv. Der Bahnhof Homburg kann nur durch mehr Fahrgäste über die zu verlängernde S-Bahnlinie Homburg - Beeden - Schwarzenbach - Schwarzenacker - Einöd nach Zweibrücken Zuwächse erfahren.

Die Anbindung an den Fern- und den RE-Verkehr der Bahn in Neunkirchen ist bereits sehr gut (direkte Verbindung nach Saarbrücken, Mainz und Frankfurt – RB von Homburg nach Neunkirchen, in der Regel am gleichen Bahnsteig), während in Zweibrücken überhaupt kein Zug Richtung Homburg - Kaiserslautern fährt. Man ist auf den PKW angewiesen, denn der R7-Bus ist mit Fahrzeiten von 42 Minuten für 11 km und unsicheren Anschlüssen in Homburg für die Bürger der Region keine annehmbare Alternative, schon gar nicht für Pendler oder Studenten.

Einer Stadt wie Zweibrücken von 36 000 Einwohnern samt Umland und den Lothringer Nachbarn darf nicht die dringend notwendige Anbindung nach Osten durch die S-Bahn Rhein-Neckar abgesprochen werden, nur um die bereits gute Anbindung Neunkirchens noch zu verbessern.

Während die Stadt Zweibrücken Mitglied im Zweckverband Schienen-Personen-Nahverkehr Rheinland-Pfalz-Süd und im Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) ist und somit seit Jahren zur Einrichtung der S-Bahn bis Homburg finanziell beigetragen hat, hat man dies auf saarländischer Seite bisher stets zum Nulltarif erhalten. Und nun fordert Neunkirchen weitere Leistungen dieses Verkehrsverbundes für sich ein. Da muss die Frage erlaubt sein, ob nicht dies der "Skandal" ist?

Die Wirtschaftlichkeit einer Reaktivierung der nach wie vor gewidmeten Strecke Homburg - Zweibrücken (nur 5,8 km) wurde bereits 2006 durch ein Gutachten belegt. Inzwischen hat Zweibrücken mit Kaiserslautern eine gemeinsame und stark expandierende Hochschule, der eine zumutbare ÖPNV-Verbindung dieser beiden Standorte fehlt. Die Stadt verfügt u. a. über eine gesicherte Bundeswehrgarnison und eine 3-stufige Justizbehörde. In den letzten Jahren wurden alle erforderlichen Verfahrensschritte für die S-Bahn-Verlängerung seitens der zuständigen Stellen und der beiden Landesregierungen gemeinsam durchgeführt und finanziert. Eine Nutzen-Kosten-Analyse (NKU) wird noch im Februar 2015 vorliegen.

Bei den von Neunkircher Seite genannten Kosten von 27,5 Mill. € handelt es sich um die Gesamtkosten des Projektes. Beim Saarland verblieben lediglich 2-3 Mill. € an Investitionskosten,dagegen profitiert der Homburger Süden von 90 % der Investitionen (Bauwerke, Bahnhöfe, Haltepunkte).

Vorgesehene Finanzierung:
Der Bund übernimmt 60% der Investitionskosten.
Die Landesregierung in Mainz hat dem Saarland die Übernahme der Hälfte der saarländischen Investitionskosten zugesagt.
So bleiben lediglich 10 % für die Landesregierung in Saarbrücken.

Die angegebene Einwohnerzahl von 7700 greift viel zu kurz. Zählt man die Orte an der Strecke, kommt man einschließlich der Stadt Homburg auf 20 000. Weiterhin profitieren in Bierbach, Webenheim, Mimbach sowie Blieskastel als Tor zum Biosphärenreservat über 25 000 saarländische Einwohner von dieser Verbesserung.