09.10.2014
Die Rheinpfalz

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Fernbusmarkt vor Bereinigung

Branchenexperten rechnen mittelfristig mit steigenden Fahrpreisen – 2013 starkes Wachstum

Frankfurt (dpa). Trotz stark steigender Passagierzahlen im Fernbusverkehr können auf dem hartumkämpften deutschen Markt nach Einschätzung von Branchenkennern nicht alle derzeitigen Anbieter überleben. Experten glauben außerdem: Mittelfristig müssen die Preise angehoben werden.

Mit einer düsteren Prophezeiung hat sich City2city aus dem deutschen Fernbusmarkt verabschiedet. „Wir gehen davon aus, dass wir das erste, aber sicherlich nicht das letzte Unternehmen sind, das den Betrieb einstellen wird“, betonte die Tochter des britischen Verkehrskonzerns National Express, die am kommenden Sonntag ihre letzte Fernbus-Fahrt über deutsche Autobahnen startet.Abschied statt Ausbau? Das will eigentlich gar nicht zur aktuellen Jubelstimmung passen, die die Branche gerne verbreitet. Für 2013, das erste Jahr nach der Liberalisierung des Fernlinienbusverkehrs in Deutschland, hat das Statistische Bundesamt 8,2 Millionen Kunden registriert. Auf reinen Inlandsverbindungen habe sich 2013 die Zahl der Passagiere auf 6,7 Millionen mehr als verdreifacht (siehe Grafik). Der Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer rechnet für 2014 unter anderem wegen des weiter ausgebauten Netzes mit einer nochmaligen Verdoppelung der Kundenzahl.

Im Vergleich zur Bahn bleibt der Fernbusverkehr in Deutschland aber dennoch relativ bescheiden. In Fernzügen waren im Jahr 2013 laut Statistischem Bundesamt nahezu konstant rund 131,4 Millionen Fernreisende unterwegs. Auf einen Fernbuskunden kamen also 16 Bahnfahrer.

Ein wesentlicher Grund für den Erfolg der Fernbusse beim zahlenden Publikum dürften die im Vergleich zur Bahn deutlich niedrigeren Preise für die oft langwierigeren Busfahrten sein. Christoph Gipp Verkehrsberatungsgesellschaft Iges aus Berlin sieht allerdings derzeit ein „kritisches Preisniveau“, das unternehmerische Gewinne infrage stelle. Schließlich müsse sowohl für die Dachgesellschaften als auch für die beauftragten mittelständischen Busunternehmen etwas hängenbleiben. Die Firmen hätten hohe Investitionen in neue Fahrzeuge zu stemmen.

Langfristig werden drei oder vier nationale Anbieter auf dem deutschen Markt überleben, glaubt Gipp. Neben den Töchtern der Deutschen Bahn (DB) hat sich vor allem „Mein Fernbus“ nach vorn gefahren. Mit seinen grünen Bussen betreibt das Unternehmen inzwischen fast die Hälfte aller Verbindungen. Nummer zwei am Markt ist Flixbus aus München. Immer wieder tauchen Medienberichte auf, dass das zuletzt eingestiegene Duo Post/ADAC wegen hoher Verluste die Lust am Busgeschäft bereits verloren habe. Kleinere Anbieter müssen regionale Nischen finden oder die Kooperation mit einem der Großen suchen.