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11.02.2014
Die Rheinpfalz

Scheitern wäre „Verrat an der Region“

Oberbürgermeister Pirmann will Schulterschluss im Gebiet Saar-Westpfalz bewerkstelligen, damit Bahnstrecke reaktiviert wird

Die Stadt Zweibrücken will die Kräfte bündeln, damit auf der stillgelegten Bahnstrecke Zweibrücken-Homburg bald wieder Züge fahren. Bei einer Veranstaltung am Donnerstag in Zweibrücken sollen Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Gesellschaft den Schulterschluss üben.

Oberbürgermeister Kurt Pirmann, der das Treffen organisiert hat, begründete das damit, dass die Stadt Zweibrücken bei diesem Thema die Meinungsführerschaft habe. Die S-Bahn-Anbindung habe für Zweibrücken eine ganz hohe Bedeutung, sie ermögliche nämlich „die schnelle Anbindung an die Metropol-Zentren des Landes“.In Sachen Reaktivierung der Strecke Zweibrücken-Homburg, um die sich die Stadt seit über zehn Jahren bemüht, trete man nun „in die entscheidende Phase“, so Pirmann, „die Berechnung der Rentabilität“. Dabei gehe es nicht nur um die reine Wertschöpfung einer solchen Reaktivierung. Es gehe um mehr. Es gehe um die Zukunft einer gesamten Region. Weil die Region um ihre Zukunft kämpfe, habe man die Westpfalz-Initiative gestartet. „Und spätestens seitdem sitzt Homburg mit im Boot, denn die Homburger fühlen sich zugehörig zur Westpfalz beziehungsweise zur Region Saar-Westpfalz.“ Alle hier hätten das gleiche Problem: „Wir kämpfen um unseren Platz zwischen den Metropolregionen.“

Deshalb sei es so wichtig, in Sachen Bahn-Reaktivierung zu einem Ergebnis zu kommen. Pirmann: „Wenn es uns nicht gelingt, hier die Interessen beider Landesregierungen zusammenzuführen, dann wäre das gleichbedeutend mit einem Verrat an der Region.“ Was nützten all die Fördergelder aus Europa, „wenn man hier die relativ geringe Summe scheut, die für die Reaktivierung erforderlich wäre“, so der OB.

Bei der Vorlage des Vorplans im August 2013 wurden die Reaktivierungskosten auf 21,7 Millionen Euro geschätzt. Wenn zusätzlich ein Kreuzungsbahnhof in Schwarzenacker gebaut würde, käme man auf 25,3 Millionen Euro. Die Elektrifizierung würde 270 000 Euro kosten, der Bahnsteigbau, Vordächer und Lautsprecher 280 000 Euro.

Homburg und Zweibrücken haben nach Pirmanns Auffassung die Aufgabe, an einem Strang zu ziehen, denn: „Wenn wir es nicht schaffen, uns gemeinsam aufzuwerten, dann werden wir gemeinsam abgewertet.“ Dabei sei eines ganz klar: „Unser gemeinsamer Raum wird verkehrsmäßig von Homburg aus erschlossen.“ Hier sei noch viel nachzuholen. Pirmann: „Die Arbeitswelt in Homburg beginnt um 6 Uhr, in Zweibrücken erst um 7 Uhr. Und wir haben es bisher nicht geschafft, zum Schichtbeginn in Homburg eine Verbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzubieten.“

Die Region sei stark. Eine Studie der Industrie- und Handelskammer habe ergeben, dass die Firmen die Qualität der hiesigen Facharbeiter schätzen, ihre Firmentreue und ihren Fleiß. Die Ausgangslage sei gut, auch die weichen Faktoren stimmten, „uns fehlt nur eine attraktive Zugverbindung“.

Um die Entscheidung über die Reaktivierung der Strecke Homburg-Zweibrücken positiv zu beeinflussen, will Pirmann am Donnerstag „die gesellschaftlich relevanten Kräfte zusammenführen“. Die Veranstaltung am frühen Abend im Haus der Stadtwerke werde nichtöffentlich sein, damit eine offene Diskussion möglich sei. Die Ergebnisse des Treffens würden zusammengefasst und an die entscheidenden Stellen weitergeleitet. Für das Treffen haben Landtagsabgeordnete aus der Pfalz und dem Saarland zugesagt, die Vizepräsidentin des saarländischen Landtags, Vertreter aus Wirtschaft und Gesellschaft. Pirmann: „Es geht jetzt nicht mehr darum zu sagen, dass die Reaktivierung notwendig ist. Es geht darum zu sagen, warum sie notwendig ist.“ (oy)