13.01.2012   
Pfälzischer Merkur

Menschen mögen "ihre" Biosphäre

Die Entwicklung des Biosphären-Reservates Bliesgau wird auch sozialwissenschaftlich dokumentiert. Ergebnisse der ersten Untersuchungen wurden gestern Nachmittag im Blieskasteler Rathaus der Öffentlichkeit vorgestellt. Viele sind positiv, aber auch Schwächen wurden deutlich gemacht.

Von Merkur-Mitarbeiter Carlo Schmude

Blieskastel.

Das saarländische Umweltministerium und der Biosphären-Zweckverband hatten die Untersuchungen bei der Universität des Saarlandes und der Technischen Universität Kaiserslautern in Auftrag gegeben. Die Wissenschaftler arbeiteten dabei mit Befragungen.

Eine Schwäche räumte in diesem Zusammenhang Professor Annette Spellerberg von der TU Kaiserslautern durchaus ein. Auch wenn der Rücklauf der Fragebogen mit 14 bis 18 Prozent über dem Durchschnitt lag, die Ergebnisse sind in zweierlei Hinsicht nicht ganz unproblematisch. "Repräsentative Umfragen sind heute kaum noch zu machen", so Spellenberg. Und: Antworten kamen fast nur aus "mittleren" und "gehobenen" Gesellschaftsschichten und Jahrgängen. Für bestimmte gesellschaftliche Gruppen wie junge Menschen und Menschen "unterer" Schichten scheint die Biosphären-Idee kaum Bedeutung zu haben. Die Befragten, die antworteten, stellten der Biosphäre allerdings ein gutes Zeugnis aus.

So sind zum Beispiel 80 Prozent der Menschen in der Region mit der Lebensqualität an ihrem Wohnort zufrieden, der Wert in den Vergleichsregionen im Landkreis Neunkirchen lag da nur bei 68 Prozent. Auch der Zustand der Umwelt wird zum Beispiel in der Biosphäre zu fast 100 Prozent mit gut oder sehr gut bewertet, im Saarland oder in der Vergleichsregion lagen die Werte niedriger. Interessant ist aber auch die Frage nach der Bereitschaft der Menschen, aktiv in der Biosphäre mitzuwirken. 18 Prozent der Befragten konnten sich wenigstens noch vorstellen, zu Informationsveranstaltungen zu gehen. Nur vier beziehungsweise drei Prozent konnten sich vorstellen, selbst am Wochenende bei einem Arbeitseinsatz zu erscheinen oder Geld zu spenden. Viel Positives, aber auch den ein oder anderen Wermutstropfen brachten die regionalökonomischen Untersuchungen, für die Stephanie Lübke von der Saar-Uni vor knapp einem Jahr 18 Unternehmensförderer und Unternehmer in der Biosphäre befragt hatte. Während hier etwa die hohe Motivation regionaler Produzenten, die kurzen Wege, die Qualität regionaler Produkte oder auch "Zugpferde" im Erzeugerbereich gelobt wurden, gab es Kritik zum Beispiel an organisatorischen Defiziten oder konkret an der noch mangelhaften Akzeptanz der Biosphäre in der Gastronomie. Insgesamt konnte Umweltministerin Simone Peter bei einer ihrer letzten Amtshandlungen zusammen mit dem Vorsteher des Biosphären-Zweckverbandes, dem Kleinblittersdorfer Bürgermeister Stephan Strichertz, ein positives Fazit ziehen: "Die Biosphäre ist eine riesige Chance für die ganze Region und wird auch als solche empfunden."