20.12.2011   Die Rheinpfalz

S-Bahn-Ausbau verzögert sich

Gestern vorgestellter Zeitplan der Deutschen Bahn sorgt für Empörung in der Rhein-Neckar-Region

Von Eckhard Buddruss

Mannheim. Beim Ausbau der Infrastruktur für die zweite Stufe der S-Bahn Rhein-Neckar droht eine Verzögerung um drei Jahre. Entsprechende Pläne der Deutschen Bahn (DB) lösten gestern im Verwaltungsrat des Zweckverbands Verkehrsverbund Rhein-Neckar (ZRN) großen Ärger aus.

Der Zeitplan, den DB-Vertreter in nichtöffentlicher Sitzung erläuterten, sorgte für Empörung. Verbandsvorsitzender Christian Specht betonte danach, der vorgelegte Terminplan sei nicht akzeptabel. Man habe die DBVertreter „mit Hausaufgaben” nach Hause geschickt. Im ersten Quartal 2012 soll in einer ZRN-Sondersitzung über ein modifiziertes Konzept für die Bauarbeiten beraten werden. Specht betonte, der Kooperationsvertrag zwischen DB und ZRN sehe eine Inbetriebnahme der erweiterten S-Bahn Ende 2015 vor. Der ZRN poche auf vertragskonformes Verhalten der DB.

Sowohl seitens des ZRN als auch seitens der DB wurde gestern peinlich vermieden, irgendwelche Aussagen darüber zu machen, bei welchen Linien genau welche Verzögerungen drohen. Eckart Fricke, DB-Konzernbevollmächtigter für Baden-Württemberg, bemühte sich gestern, den vorgestellten Zeitplan, der einen Abschluss der Bauarbeiten erst Ende 2018 vorsieht, tief zu hängen und sprach von „ersten Überlegungen als Diskussionsgrundlage”. Fricke verwies darauf, dass an 47 Stationen zusammen 90 Bahnsteige neu- oder ausgebaut werden müssten.

Hauptproblem ist dabei, dass es sich fast durchweg um besonders stark belastete Nord-Süd-Hauptstrecken handelt. Vor allem die drei Bahnlinien zwischen Rhein-Main- und Rhein-Neckar-Gebiet, nämlich die Strecke Mainz-Worms-Mannheim sowie die Riedbahn (Frankfurt-Biblis-Mannheim) und die Main-Neckar-Bahn (Frankfurt- Darmstadt-Mannheim/Heidelberg) müssen ein so großes Verkehrsaufkommen bewältigen, dass es kaum möglich ist, auf zweien von ihnen gleichzeitig größere Bauarbeiten über die Bühne zu bringen, weil zahlreiche Züge über eine der beiden anderen umgeleitet werden müssen, wenn auf einer der drei gebaut wird. Zu den Arbeiten an den künftigen S-Bahnsteigen kommen noch andere Projekte. Kopfzerbrechen bereitet nicht zuletzt die anstehende Erneuerung von Brückenbauwerken in Mannheim-Friedrichsfeld.

Eine Fertigstellung der S-Bahn-Stationen erst Ende 2018 wäre nicht nur ein Ärgernis wegen der dreijährigen Verspätung, sondern lässt bei den Verantwortlichen in der Region aus einem besonderen Grund die Alarmglocken klingeln. Weil es bisher keine Anschlusslösung für das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz gibt, ist nur für Baumaßnahmen, die bis 2019 abgerechnet sind, eine Finanzierungsregelung gesichert, bei der der Bund den Löwenanteil der Kosten übernimmt. Bei einer erst für Ende 2018 geplanten Fertigstellung rückt dieser Fristablauf in gefährliche Nähe. Dabei stehen nun schwierige Abwägungen zwischen einem möglichst zügigen Baufortschritt und Angebotseinschränkungen während der Bauarbeiten bevor.

In keinem direkten Zusammenhang stehen die Arbeiten an den S-Bahnsteigen, die vor allem nötig sind, um ein stufenfreies Betreten der S-Bahn-Fahrzeuge zu ermöglichen, mit den Plänen zum Ausbau der Strecke Mannheim- Heidelberg. Wie mehrfach berichtet, soll diese Strecke abschnittsweise drei- oder viergleisig ausgebaut werden. Teilweise soll dieser Ausbau aus Mitteln des Bundesschienenwegeausbaugesetzes finanziert werden. Geld hat der Bund dafür bis 2015 jedoch nicht eingeplant.