13.07.2024 - Die Rheinpfalz -

Riedbahn-Sperrung trifft die Pfalz heftig

Von Eckhard Buddruss
Ab Montag, 15. Juli, wird die Riedbahn von Mannheim nach Frankfurt bis zum 14. Dezember für eine Generalsanierung gesperrt. Die Pfalz hat darunter doppelt zu leiden. Zum einen wird das ICE-Angebot in Mannheim reduziert. Zum anderen gibt es Einschränkungen im Regionalverkehr der Vorderpfalz, die besonders für Speyer und Germersheim schmerzlich sind.

Ludwigshafen. Die Regionalzüge auf der Riedbahn werden durch einen umfangreichen Busverkehr ersetzt, Fernzüge fallen aus oder werden umgeleitet. Die beiden wichtigsten Umleitungsstrecken sind die Main-Neckar-Bahn von Frankfurt über Darmstadt nach Mannheim und Heidelberg sowie die Strecke von Mannheim über Ludwigshafen, Frankenthal und Worms nach Mainz. Um auf diesen Strecken Platz für umgeleitete Fernreise- und Güterzüge zu schaffen, wird dort das Angebot im Regionalverkehr reduziert.

Während die meisten Pfälzer Stationen an der Strecke selbst relativ glimpflich davon kommen, entsteht der größte Schaden in der Pfalz für Städte, die relativ weit weg von der Riedbahn sind. Zum Opfer fällt den Fahrplanänderungen nämlich der Regional-Express RE4, der normalerweise eine sehr schnelle Direktverbindung von Germersheim, Speyer und Schifferstadt nach Mainz (und teilweise auch Frankfurt) bietet. Diese Direktverbindung fällt ersatzlos weg. Wer beispielsweise von Speyer nach Mainz fahren will muss bis Ludwigshafen mit der S-Bahn fahren.

Frankenthal bekommt einen Stundentakt nach Frankfurt Der RE4 entfällt ebenso wie der RE14 von Mannheim nach Mainz, der sich mit dem RE4 normalerweise zu einem stündlichen Angebot von Frankenthal über Worms nach Mainz ergänzt. Stattdessen fährt stündlich ein Zug der Linie SE14 von Mannheim über Worms und Mainz nach Frankfurt, der in der Pfalz die Halte Ludwigshafen Hauptbahnhof, Ludwigshafen Mitte, Frankenthal Süd und Frankenthal Hauptbahnhof bedient. Die zusätzlichen Halte sind ein Ausgleich dafür, dass die S-Bahn-Linie S6 von Mannheim über Frankenthal nach Mainz nur stündlich statt normalerweise halbstündlich fährt. Verlierer sind in der Pfalz die Halte Bobenheim und Ludwigshafen-Oggersheim, die die Hälfte ihrer S-Bahnen verlieren, ohne dass es – wie in Frankenthal Süd – einen Ausgleich durch einen SE-Halt gibt. Immerhin halten hier überhaupt noch Züge, während mehrere S-Bahn-Halte in Rheinhessen während der Riedbahn-Sperrung nur von Ersatzbussen bedient werden.

Einen großen Vorteil gibt es durch den modifizierten Fahrplan für Frankenthal. Weil der SE14 über die Mainzer Nordbrücke nach Frankfurt weiter fährt, gibt es stündlich Züge von Frankenthal nach Frankfurt und von Frankfurt nach Frankenthal.

Diese Fahrplanänderungen haben folgende Gründe: Die Kapazität einer Bahnstrecke ist dann am größten, wenn die Geschwindigkeitsunterschiede zwischen den Zügen gering sind, also im Idealfall alle Züge etwa gleich schnell fahren. Ferngüterzüge erreichen meist maximal Tempo 100, sind aber auf mittlere Distanz schneller unterwegs als eine S-Bahn mit vielen Halten. Andererseits sind sie deutlich langsamer als ein Regional-Express (RE), der nur selten hält. Um die Geschwindigkeitsdifferenzen zwischen Güterzügen und regionalen Reisezügen zu reduzieren und Überholungen möglichst zu vermeiden, werden auf der Strecke von Ludwigshafen nach Mainz S-Bahn-Halte reduziert und der RE durch zusätzliche Halte langsamer gemacht.

Ähnlich wie auf der Strecke von Ludwigshafen nach Mainz ist die Situation auf der Main-Neckar-Bahn von Frankfurt über Darmstadt nach Mannheim und Heidelberg, die ebenfalls viel Umleitungsverkehr aufzunehmen hat. Auch hier wird der Nahverkehr eingeschränkt, einige Halte werden nur von Ersatzbussen bedient. Der Regional-Express RE60 von Mannheim über Darmstadt nach Frankfurt soll stündlich fahren, die S-Bahn-Linie S6 von Mannheim nach Bensheim fällt dagegen meist weg.

Gravierend sind auch die Auswirkungen auf das Angebot im Fernverkehr. Weil das Linienkonzept grundlegend geändert wird, verliert die Ost-West-Hauptstrecke durch die Pfalz knapp fünf Monate lang ersatzlos ihre morgendlichen Direktzüge nach Graz über München (EC 217) und Berlin (ICE 932), obwohl sie gar nicht über die Riedbahn fahren. Beide Züge fahren letztmals am 15. Juli. Nicht betroffen von der Riedbahn-Sperrung ist dagegen der ICE 563 von Saarbrücken nach München, der beispielsweise in Kaiserslautern um 9.11 Uhr abfährt.

Mannheim verliert die Hälfte der Direktzüge nach Berlin Massiv schlechter wird das Zugangebot auch von Mannheim nach Berlin. Es gibt nur noch zweistündlich statt sonst mindestens stündlich einen Direktzug, der über Darmstadt nach Frankfurt umgeleitet wird. Dagegen gibt es weiterhin stündlich einen direkten ICE nach Hamburg über Hannover, dessen Fahrzeit sich allerdings durch die Umleitung über Mainz um mindestens 30 Minuten verlängert. Bei Abfahrt in Mannheim tauschen die Züge nach Berlin und Hamburg ihre sonst üblichen Zeitlagen.

Weiterhin stündlich gibt es einen ICE von Mannheim nach Köln. Vom 16. Juli bis zum 16. August verlängert sich dessen Fahrzeit um rund eine Stunde, weil außer der Riedbahn auch noch gleichzeitig die Schnellfahrstrecke Köln–Rhein/Main durch den Westerwald wegen Bauarbeiten gesperrt ist und die Züge durchs Mittelrheintal umgeleitet werden. Immerhin behält Mannheim in dieser Zeit Direktverbindungen ins Ruhrgebiet sowie nach Münster und Bremen. Wenn die Schnellstrecke durch den Westerwald wieder zur Verfügung steht, werden die ICE von Mannheim nach Köln über Wiesbaden und einen Seitenast der Schnellstrecke umgeleitet. Die Fahrzeit ist dann rund 30 Minuten kürzer als bei Fahrt durchs Mittelrheintal, aber immer noch 30 Minuten länger als auf dem sonst üblichen Weg über den Frankfurter Flughafen. Zudem fahren die Züge dann meist nur bis Köln. Nach Hamburg über Münster und Bremen fährt dann die Linie 47, die an Mannheim vorbei geleitet wird und stattdessen in Heidelberg und Darmstadt hält.

Überhaupt keine direkten Züge gibt es während der Riedbahn-Sperrung von Mannheim zum Frankfurter Flughafen. Stattdessen wird ein als „IC Bus“ deklarierter Ersatzbus mit einer planmäßigen Fahrzeit von rund einer Stunde angeboten.

Bahnstrecke im Queichtal ist wochenlang gesperrt Unabhängig von der Riedbahn-Generalsanierung gibt es auch in der Pfalz Streckensperrungen wegen Bauarbeiten. Ab Montag, 15. Juli, 7 Uhr, ist bis zum 23. August die Bahnstrecke von Pirmasens Nord nach Landau komplett gesperrt. Als Ersatz für die Züge fahren Busse mit längerer Fahrzeit. Die Ausflugszüge von Neustadt und Karlsruhe nach Bundenthal-Rumbach im Dahner Felsenland fallen in dieser Zeit ersatzlos aus, auf der Wieslauterbahn fahren überhaupt keine Züge.

Vom 13. Juli bis 21. Juli ist außerdem die Bahnstrecke zwischen Pirmasens Nord und Pirmasens Hauptbahnhof wegen Bauarbeiten komplett gesperrt. Dies betrifft die Züge der Regionalbahn-Linien von Pirmasens nach Landau, Kaiserslautern und Saarbrücken, die auf dem Abschnitt zwischen Pirmasens Hauptbahnhof und Pirmasens Nord durch Busse mit abweichender Fahrzeit ersetzt werden. Auch die Lautertalbahn von Kaiserslautern nach Lauterecken ist ab diesem Wochenende bis zum 25. August wegen Bauarbeiten gesperrt. Statt der Züge fahren Busse mit längerer Fahrzeit.

Regelfahrplan für S-Bahn nach Speyer und Neustadt Ab Dienstag, 16. Juli, gilt, wie geplant, auf den S-Bahn-Linien S1 von Mannheim über Neustadt und Kaiserslautern nach Homburg und S3/S4 von Mannheim über Speyer nach Germersheim wieder der Regelfahrplan mit einem Halbstundentakt. Gleichzeitig entfallen die wegen der Ausdünnung des S-Bahn-Fahrplans eingerichteten Zusatzhalte des RE1 beispielsweise in Haßloch. Der Fahrplan war zeitweise ausgedünnt worden, um die Arbeitsbelastung im von Personalmangel geplagten Ludwigshafener Stellwerk zu senken. Die Rückkehr zum Regelfahrplan ist in der Online-Fahrplanauskunft der DB unter www.bahn.de zu ersehen.