31.05.2024 - Die Rheinpfalz -

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Bahnverkehr soll ausgebaut werden

Die Pläne für künftige Verbesserungen im regionalen Bahnverkehr werden trotz der aktuell schwierigen Haushaltslage weiter vorangetrieben. Das hat der Germersheimer Landrat Fritz Brechtel (CDU) als Vorsteher des für den öffentlichen Nahverkehr in der Pfalz zuständigen Zweckverbands klargestellt.
Von Eckhard Buddruss

Kaiserslautern. Dem Zweckverband Öffentlicher Personennahverkehr Rheinland Pfalz Süd mit Sitz in Kaiserslautern gehören die Landkreise und kreisfreien Städte im südlichen Rheinland-Pfalz sowie das Land Rheinland-Pfalz an. Verbandsvorsteher ist derzeit der Germersheimer Landrat Fritz Brechtel (CDU), seine Vorgänger in dieser Funktion waren die Landräte Georg Kalbfuß (SPD, Kreis Bad Dürkheim) und Winfried Hirschberger (SPD, Kreis Kusel). Der Zweckverband ist zuständig für die Bestellung des kompletten regionalen Schienenverkehrs und teilweise auch des regionalen Busverkehrs.

Anlässlich des Ende Mai anstehenden Jubiläums „30 Jahre Rheinland-Pfalz-Takt“ betonte Brechtel, dass die Pläne für den weiteren Ausbau des Bahnangebots in der Region weiterverfolgt werden. „Eine aktuelle Mittelknappheit darf nicht dazu führen, die Zukunft nicht weiter zu planen“, betonte Brechtel. Bereits in der Umsetzungsphase ist trotz zeitraubender Komplikationen die Verlängerung der S-Bahn Rhein-Neckar über Homburg hinaus nach Zweibrücken. Dafür wird im Saarland der stillgelegte Abschnitt zwischen Homburg und Einöd reaktiviert und die Gesamtstrecke wird elektrifiziert.

Relativ weit fortgeschritten sind auch die Arbeiten für eine Erneuerung der Zellertalbahn zwischen Monsheim (Kreis Alzey-Worms) und Langmeil (Donnersbergkreis). Verzögerungen gibt es hier vor allem bei der technischen Sicherung der Bahnübergänge. Die Strecke hat über die lokale Bedeutung hinaus erhebliche Relevanz als kürzeste Verbindung zwischen Worms und Kaiserslautern. Sie wird spätestens dann dringend gebraucht, wenn wegen der für 2029 geplanten Generalsanierung die Hauptstrecke von Neustadt nach Kaiserslautern durch den Pfälzerwald monatelang gesperrt ist.

Als vorrangige Kandidaten für eine Reaktivierung stillgelegter Strecken nannte Brechtel die Bahnlinie von Landau nach Germersheim und den Nordabschnitt der Glantalbahn von Lauterecken nach Staudernheim.

In Rheinhessen steht für Brechtel vor allem der Ausbau der Strecke Mainz–Alzey auf der Agenda, über die auch stündlich Züge von Kirchheimbolanden nach Mainz fahren. Dazu gehört ein neuer Umsteigebahnhof im Westen von Mainz, für den sich wegen des nahe gelegenen Industriebetriebs der Arbeitsbegriff „Mainz Schott“ eingebürgert hat. In puncto Zugzahlen hat die stark frequentierte Strecke von Mainz nach Alzey mit zwei Zugpaaren pro Stunde ein Angebot auf S-Bahn-Niveau, auch wenn nicht alle Züge alle Halte bedienen. Weil die Strecke auf dem Abschnitt zwischen Armsheim und Mainz nur eingleisig ist, gilt der Betrieb allerdings als sehr verspätungsanfällig. Immerhin gibt es im morgendlichen Berufsverkehr durchgehende Züge von Alzey nach Frankfurt mit Halt am Frankfurter Flughafen. Um die Züge von Mainz nach Frankfurt zuverlässiger zu machen und weitere Angebotsverbesserungen zu ermöglichen, fordert Brechtel den dreigleisigen Ausbau des Sterckenabschnitts von Mainz-Bischofsheim bis zum Abzweig Mönchwald in der Nähe des Frankfurter Flughafens, der allerdings komplett in Hessen liegt.

In der Pfalz stehen für den Zweckverband zwei große Elektrifizierungsprojekte auf der Agenda, nämlich die Strecke von Neustadt über Landau nach Wörth (samt dem zweigleisigen Ausbau des Abschnitts von Winden nach Wörth) und die Alsenzbahn von Kaiserslautern beziehungsweise Hochspeyer über Rockenhausen und Bad Kreuznach nach Bingen. Dazu sagte Bechtel: „Die Schiene benötigt Ausweichrouten und Entlastungsstrecken, um eine stärkere Bedeutung im Verkehrsartenmix zu erlangen. Der Bund ist als Eigentümer dieser Strecken gefordert, der Deutschen Bahn die konkreten Planungsaufträge zu erteilen. Wir wollen die Erfolgsgeschichte des Rheinland-Pfalz-Taktes fortsetzen. Dies gelingt nur mit Land und Bund zusammen,“ betonte der Landrat.

Kommentar: Trotz akutem Ärger an Zukunft denken

Von Eckhard Buddruss

Derzeit leiden die Bahnfahrgäste in der Pfalz unter Versäumnissen der Vergangenheit. Umso wichtiger ist es, heute auch an morgen zu denken. Im Bahnverkehr der Pfalz gibt es derzeit massive Einschränkungen vor allem aus zwei Gründen. Zu Streckensperrungen wegen Baustellen kommen auch noch Einschnitte ins Zugangebot, weil Stellwerkspersonal fehlt. Beides hängt mit Versäumnissen in der Vergangenheit zusammen. Im Schienennetz hat sich über Jahrzehnte ein riesiger Sanierungsstau gebildet und beim Personal ist vor allem bei den Stellwerken offensichtlich mit zu geringen Reserven geplant worden. Ursache dafür ist letztlich, dass ein zuverlässiger Bahnbetrieb für die deutsche Verkehrspolitik einen viel zu geringen Stellenwert hatte – vor allem unter den drei CSU-Bundesverkehrsministern Peter Ramsauer, Alexander Dobrindt und Andreas Scheuer.

Dabei ist eigentlich klar, dass der Schienenverkehr künftig eine viel wichtigere Rolle spielen muss, wenn Deutschland seine Klimaziele erreichen will. In der Vergangenheit wurde oft der Fehler gemacht, Zukunftsplanungen zu stoppen, wenn gerade Geld knapp war. Als es dann wieder Geld gab, etwa um die Konjunktur zu beleben, konnte es häufig nicht abgerufen werden, weil es keine baureifen Planungen gab. Für manche Politiker war es dann gegenüber Forderungen nach mehr Geld für die Schiene eine willkommene Ausrede, dass die Bahn die bereitgestellten Mittel ja gar nicht ausgeben könne. Es ist deshalb richtig, dass in Rheinland-Pfalz Planungen für zukunftsträchtige Projekte weitergeführt werden sollen, auch wenn deren Finanzierung noch nicht gesichert ist.