Mehr als ein hübsches Gesicht
Letztens flatterte etwas Weißes durch die Zweibrücker Bahnhofsunterführung. Von hier nach da, von da nach dort. Mit einer Freude im Gesicht, die in der Unterführung sonst niemand verspürt – es sei denn, er ist blind und schwer erkältet oder umnebelt von glücklich machenden Drogen. Von Jan Althoff Redaktionsleiter Pfälzischer Merkur
Nichts davon traf auf das Wesen zu, das da herumflatterte. Bei näherem Hinsehen entpuppte es sich als die Zweibrücker Beigeordnete Christina Rauch – ganz in Weiß (aber ohne Blumenstrauß). Sie wollte sich davon überzeugen, wie weit die Vorbereitungen für das Malprojekt der Jugendkunstschule gediehen waren. Denn, oh Wunder, eine Wandseite sah deutlich weniger schäbig aus als sonst. Etliche Graffiti waren mit einer dünnen weißen Farbschicht überzogen. Dadurch fiel allerdings die weiterhin beschmierte andere Seite umso mehr auf. Heute kann man sagen, dass die grausige Unterführung weitaus einladender ist als vorher: alles ist farbenfroh, frisch und, naja, ordentlich.
Glücklich bin ich mit der Sache aber dennoch nicht. Denn das lobenswerte Projekt ändert nichts am Grundproblem: Die Bahn kümmert sich einfach nicht anständig um diese Unterführung. Die Graffiti haben sich über Jahre angesammelt, der Boden ist dreckig, es riecht schlecht. Ähnliches gilt für den Park&Ride-Parkplatz jenseits der Gleise (für den die Bahn nicht zuständig ist). Hier fliegen überall die Verpackungen aus der Zweibrücker Fast-Food-Meile herum, alle paar Wochen verendet im Fahrradständer ein weiterer Drahtesel aufs Erbärmlichste. Ja, die einzige wirklich nachhaltige Lösung wäre, wenn die Leute ihren Kram nicht einfach in die Gegend schmeißen würden. Aber das werden wir zu unser aller Lebzeiten mutmaßlich nicht mehr erleben. Also bleibt die zweitbeste Lösung, regelmäßig (mindestens doppelt so „regelmäßig“ wie derzeit) im Bahnhofsbereich sauber zu machen. Im Rahmen des Projektes wurde darüber nachgedacht. das ist lobenswert. Aber eigentlich ist es der Job der Bahn.