Freibier-Wette des Zweibrüker OB zur Bahn-Reaktivierung nach Homburg „Manchmal muss man ja auch seinen Frust runterspülen“
Zweibrücken • Zweibrückens Oberbürgermeister hatte 50 Liter Freibier versprochen, wenn die Bahn nach Homburg bis 2026 rollt. Daraus wird nichts – aber das Bier fließt. Von Lutz Fröhlich Redakteur
Die erneute Verzögerung der Reaktivierung der Bahnstrecke Zweibrücken–Homburg – die Deutsche Bahn spricht nun von einer Inbetriebnahme im Herbst 2028 statt zuletzt Anfang 2026 – hat in Zweibrücken für deutliche Verärgerung gesorgt. Das zeigen die Facebook-Kommentare zu dem Merkur-Bericht darüber. Darin war auch bereits Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) zitiert worden: „Ich kann gar nicht ausdrücken, wie mich das frustriert.
Das hatte Wosnitza am Donnerstagmittag selbst auf seiner Facebook-Seite gepostet. Was ein Bürger (der für die Reaktivierung seit Jahren stark engagierte Peter Schehl) kommentierte: „Da kann man nur noch galgenhumoristisch die Frage stellen, wo gibt es das vom OB verwettete Fass Bier – noch in der Amtszeit bis 2026 fährt die S-Bahn nach ZW – zu trinken?“
Was wird aus dieser Freibier-Wette? Ein genauer Blick ins Merkur-Archiv zeigt zunächst etwas Überraschendes: Es ist gar nicht ganz klar, ob Wosnitza überhaupt Bier ausgeben muss! Denn in seiner ersten Neujahrsempfangsrede im Januar 2019 kurz nach seinem Amtsantritt hatte Wosnitza wörtlich gesagt: „Ich bin ein grundsätzlich optimistischer Mensch und setze 50 Liter Pils – geliefert mit der S-Bahn – darauf, dass ich noch während meiner Legislaturperiode mit der S-Bahn von Zweibrücken nach Homburg fahren werde.“ Auf Merkur-Nachfrage hatte Wosnitza damals deutlich gemacht, dass er das Ende seiner Wahlperiode (acht Jahre, also bis Ende 2026) gemeint war. Aber: Genau genommen kann die Formulierung „geliefert mit der S-Bahn“ eigentlich nur bedeuten, dass Wosnitza Freibier spendieren müsste, wenn die Bahn bis 2026 rollt – und nicht, wenn sie nicht rollt.
Ist diese Interpretation richtig? Falls ja: Ist die Bierwette nun ad acta gelegt – oder verlängert Wosnitza vielleicht seinen Einsatz und würde auch 2028 im Falle einer Wiederwahl als OB das Freibier spendieren, da die Verzögerung ja nicht durch ihn, sondern das Saarland verantwortet wurde? Falls Schehl mit seiner Interpretation richtig liegt: Wer darf, da nun absehbar ist, dass es mit 2026 nichts wird, wann das Bier genießen?
Auf diese „Freibier-Anfrage“ mailte Wosnitza zunächst dem Merkur-Reporter am Donnerstag um 19.05 Uhr: „Ich sagte Amtszeit – ich erinnere mich auch deswegen so gut daran, weil sie scherzhaft sagten: Sie rechnen also mit zwei Legislaturperioden. Aber natürlich gibt es die erste Marge schon innerhalb der ersten Legislaturperiode. Wann und wie – da schauen wir mal.“
Auf seiner Facebookseite legte Wosnitza um 21.28 Uhr dann in einem längeren, konkreteren Beitrag noch was drauf – und kündigte die gesamten 50 Liter Freibier schon für seine erste Amtszeit an: „Stark diskutiert – wann gibt’s Bier. Die Presse hat auch schon angefragt. Um was geht es? Bei meiner ersten Neujahrsansprache hatte ich gesagt, dass die S-Bahn zwischen Homburg und Zweibrücken noch in meiner Amtszeit fährt und dass ich darauf ein Fass Bier setze. Jetzt hat es heute geheißen, dass die Bahn zwei Jahre später kommt. Was ist jetzt mit dem Bier?“ Darauf gab Wosnitza zwei Antworten (die erste mit einem Zwinkersmiley): „a) Wer sagt denn, dass ich nur eine Legislaturperiode mache. Die Haselmaus hat entschieden. b) Keine Sorge, dass Bier gibt es trotzdem noch in dieser Legislaturperiode. Manchmal muss man ja auch seinen Frust runterspülen. Wann und wo – schauen wir mal.“
Alkohol ist zwar oft nur ein schwacher Trost – aber Bierfreunde können, sich möglicherweise sogar auf noch mehr Freibier freuen. Denn nach Wosnitzas Wette hatte erst der Einöder Bahnfreund Bernhard Endres 15 Liter draufgelegt – und kurz darauf der damalige Karlsberg-Chef Richard Weber um weitere 50 Liter erhöht. Wobei allerdings auch Endres ausdrücklich davon gesprochen hatte, das Bier solle „bei der Jungfernfahrt öffentlichkeitswirksam transportiert werden.“
Mit Bier-Wetten hatten Professoren als Zweibrücker Oberbürgermeister noch nie Glück: Wosnitzas Vor-Vorgänger Helmut Reichling (parteiunabhängig) hatte Ende 2013 50 Liter Freibier spendieren müssen, nachdem er im Wahlkampf mit CDU-Kandidat Rolf Franzen gewettet hatte, er werde es mit seiner Wirtschaftskompetenz schaffen, noch vor seinem Amtsantritt eine Firmen-Inhaberin überreden, sich mit ihren 20 Beschäftigten in Zweibrücken anzusiedeln. Franzen trank das Bier nicht selbst – sondern spendierte es der ersten Mannschaft und der A-Jugend des SV Ixheim.
23.01.2019: OB setzt 50 Liter Bier auf S-Bahn