200 Gäste beim Bürgerempfang
Zweibrücken. Drei bis vier Mal im Jahr tourt Malu Dreyer durchs Land und besucht auf ihrer „Im Land Daheim-Tour“ Ehrenamtler. Das macht sie seit 2019, zu Pandemiezeiten natürlich weniger.
„Im Land Daheim-Tour“ „Ich weiß, dass ich Ministerpräsidentin eines Bundeslandes bin, in dem wahnsinnig viele Menschen ehrenamtlich aktiv sind, 1,5 Millionen, um genau zu sein“, sagte sie zur Eröffnung des Bürgerempfangs in der Zweibrücker Festhalle – die letzte Station ihrer Tour durch Zweibrücken und den Landkreis Südwestpfalz. Auf 1000 Einwohner kämen in Rheinland-Pfalz neun Vereine. Das sei im Bundesdurchschnitt eher selten und verschaffe unserem Bundesland meist einen vorderen Platz im Ranking.
Doch bevor die geladenen Ehrenamtler zu Worten kommen durften, ließ es sich Malu Dreyer nicht nehmen, noch ein paar Worte über ihre Tour zu erzählen. In Wallhalben habe sie die 2020 gegründete Geschichtswerkstatt ganz besonders begeistert. „Hier erfuhr ich von zwei evangelischen und katholischen Pfarrern aus Wallhalben, die sich in der Nazizeit gegen das Regime gestellt hatten, was für die Zeit nicht selbstverständlich war“, sagte sie. „Für mich ist es so wichtig, dass wir Menschen in Rheinland-Pfalz haben, die genau diesen Spuren nachgehen, weil wir in einer Zeit leben, in der Demokratie nicht mehr ganz so selbstverständlich und ungefährdet ist“, betonte sie. In Bottenbach lernte Malu Dreyer den Förderverein Dorfgemeinschaft kennen, der sie nicht nur personell beeindruckte, sondern auch wegen der „Wucht der Projekte“, wie sie es nannte. „Ich war fasziniert, was hier alles umgesetzt wird“, so Dreyer.
Auch wie sich ZW-vernetzt für das Klima und Nachhaltigkeit einsetze, begeisterte die Ministerpräsidentin, oder auf wie vielen Feldern das DRK das soziale Leben in Zweibrücken und der Südwestpfalz bereichert.
„Ich bin überzeugt, dass wir die Klimawende nur packen, wenn wir alle mitmachen“, betonte Malu Dreyer. „Deshalb war es schön, das Repaircafé zu sehen – die Sehnsucht danach, dass Elektroartikel nicht einfach weggeworfen werden, wenn sie nicht mehr funktionieren“, fügt sie hinzu. „Früher war es das Normalste auf der Welt, dass wir den Mixer reparierten, wenn er kaputt war. Heute schaffen wir Repaircafés, damit das die neue Generation auch wieder lernt.“ Deshalb sei es Aufgabe der Landesregierung, Vereine und Institutionen zu unterstützen, damit es auch im Ehrenamt ein Stück Entlastung gebe. Durch finanzielle Unterstützungsprogramme wie „Vereine in Not“, „Digital in die Zukunft“, Förderung von Bürgerprojekten im Rahmen des „Leaderprogramms“, Wettbewerbe, Preise, Ehrungen oder auch die Vergabe eines Ordens, um ein besonderes Engagement angemessen zu würdigen.“ „Wenn wir gerade beim Geld sind, hätte ich tatsächlich auch eine Anfrage“, klinkte sich Hauptfeuerwehrmann Raphael Dufour aus Dellfeld ins Bürgergespräch ein. „Das Ehrenamt wird ja immer groß gelobt, aber leider haben wir jetzt im Bereich Freiwillige Feuerwehr das Gegenteil bewiesen bekommen“, kritisierte er. Er sei mit seiner Mannschaft über mehrere Wochen hinweg mit im Ahrtal gewesen. Jetzt, zwar etwas verspätet, wollte man den 79 Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr mit der Fluthilfemedaille danken, bekam aber seitens des Landkreises Südwestpfalz und der ADD zur Antwort, dass das Budget dafür schon aufgebraucht sei. „Um Gottes Willen, es geht mir nicht um die Medaillen, es geht mir ums Prinzip“, betont Dufour. „Im Endeffekt reden wir von einem Betrag von nicht mal 1000 Euro. Das enttäuscht uns schon sehr“, gestand er und wohl auch die Gäste in der Festhalle, die applaudierten.
Landrätin Susanne Ganster, die gemeinsam mit Oberbürgermeister Marold Wosnitza die Bürgersprechstunde der Ministerpräsidentin begleitete, versprach, sich gemeinsam mit Malu Dreyer der Sache anzunehmen und dafür zu sorgen, dass die Helfermedaillen auch ankommen. Auch Malu Dreyer konnte den engagierten Feuerwehrmann beruhigen. „Wir haben bereits tausende Medaillen vergeben und auch immer noch Nachmeldungen. Das tut uns jetzt leid, dass sie diese Auskunft bekommen haben.“ Schließlich wollte Bernhard Marschall vom Verein zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken wissen, wann es denn endlich losgehe mit dem Bahnverkehr zwischen Zweibrücken und Homburg. Aktueller Stand: Erst 2026 sollen die ersten Züge über die reaktivierte Bahnstrecke zwischen Zweibrücken und Homburg fahren. Laut Deutscher Bahn ist das etwa eineinhalb Jahre später als ursprünglich geplant. Der Bau wird voraussichtlich auch teurer.
2026 sollen Züge zwischen Zweibrücken & Homburg fahren „Noch baue ich die Bahn nicht“, so Malu Dreyer und erklärte, dass sie sich schon zu Beginn ihrer Amtszeit das Projekt zu eigen gemacht hätte. „Das Saarland aber wollte es damals nicht. Wir haben es dann trotzdem hingekriegt. Dass der Termin jetzt nochmal seitens der Bahn verschoben wurde, frustriert auch mich“, versicherte Dreyer. ebh