16.02.2023 - Die Rheinpfalz - Zum Artikel

S-Bahn-Reaktivierung: Weitere Planungen geraten ins Stocken

Claus-Peter Schmidt
Der Anschluss Zweibrückens an den Bahn-Fernverkehr über die S-Bahn wird kommen. Irgendwann. Die neue Verzögerung und die Ungewissheit ärgert Oberbürgermeister Marold Wosnitza. Denn: Sie hemmen Zweibrücker Pläne.

Ende Februar, Anfang März sollte es den Birken und Sträuchern, die sich der stillliegenden Trasse der Bahnlinie Homburg-Zweibrücken bemächtigt hatten, an den Kragen gehen. Der vorm Einsetzen der Vegetationsphase geplante Rückschnitt sollte den Auftakt der Arbeiten zur Reaktivierung der Linie und damit Verlängerung der S-Bahn Rhein-Neckar bis Zweibrücken-Hauptbahnhof bilden. Um ein Jahr verzögert sich das Ganze nun mindestens – zum Ärger von Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza.

Weil erst vor 14 Tagen dem Eisenbahn-Bundesamt (EBA) die Antragsunterlagen für die Genehmigung des saarländischen, des längeren Streckenabschnitts, zugeleitet wurden, geht die Bahn selbst von einem Baubeginn erst 2025 und einer Wiedereröffnung der Linie Ende 2026 aus. Grund waren mehrere Umplanungen zwischen Einöd und dem Homburger Hauptbahnhof. So bleibt ein Schienenübergang in Einöd erhalten, wird aber verschoben; und in Homburg-Beeden wird der alte Haltepunkt erneuert, nicht an anderer Stelle ein neuer gebaut. Die Abstimmungen und Planungen kosteten Zeit – und vermutlich auch eine Stange Geld. Die Bahn spricht von „gegebenenfalls anzupassenden Kosten“. Bislang ist die im Wesentlichen vom Bund, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu zahlende Reaktivierung mit 39 Millionen Euro kalkuliert. Dass die Neuplanung im Detail Verbesserungen bringt, stellt Zweibrückens Oberbürgermeister Marold Wosnitza nicht infrage. Was ihn aber ärgert, ist die Verzögerung.

Wosnitza: Weiteres hängt an der S-Bahn

„Das Datum 14. Juni 2025, an dem der erste S-Bahn-Zug den Zweibrücker Hauptbahnhof erreichen sollte, war ja nicht der Endpunkt des Projekts, sondern der Anfang von ganz vielem“ erklärt Wosnitza. Das Zweibrücker Verkehrskonzept sei zu überarbeiten und ganz wesentlich auf die S-Bahn-Taktung abzustimmen. Der jetzige Zentrale Busbahnhof um den Alexanderplatz soll zu einer Verkehrsdrehscheibe, einem modernen Hub, umgebaut werden, auch das abgestimmt auf den Schienenverkehr. „Lange überfällig, wollen wir die Hochschule besser anbinden. Angesichts des überregionalen Einzugsgebietes wird auch das nur gehen, wenn wir das Bahn- mit dem Bus-Angebot verknüpfen. Planen könne wir das alles, aber die Umsetzung hängt nun mal auch am Termin S-Bahn. Und den kennen wir – Stand heute – nicht“, erklärt der OB. Vage habe er deshalb bei Halbzeit seiner achtjährigen Amtszeit, im Dezember, formuliert: „Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass die S-Bahn in den nächsten vier Jahren nach Zweibrücken kommt.“

Die Erschließung durch die S-Bahn werde sich, da ist sich Wosnitza nach vielen Gesprächen mit Unternehmern, Verbänden, sicher, in Zeiten der immer konkreter werdenden „Verkehrswende“, positiv auf Zweibrücken auswirken, einen vielleicht von vielen noch unterschätzten Impuls setzen. „Unser Arbeitsmarkt wird stark profitieren, wenn durch die S-Bahn eine direkte Verbindung zum überregionalen Schienenverkehr, über den ICE-Haltepunkt Kaiserslautern, hergestellt ist. Ich hatte mir gewünscht, dass es 2025 so weit ist. Und ärgere mich, dass es nicht so kommt.“

Bahn: Überlegungen zu Teilausbau gestoppt

Was bleibt, ist die Hoffnung, dass das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) nun zügig arbeitet, den Planfeststellungsbeschluss über den saarländischen Streckenteil vielleicht bis Sommer erlässt. Wie berichtet, hält sich das EBA bedeckt. Eine zeitliche Prognose sei „derzeit leider nicht möglich“, erklärte ein Sprecher des EBA am 2. Februar. Was seit dem 22. August vorigen Jahres sicher ist und nach Mitteilung des EBA inzwischen auch bestandskräftig, nicht mehr juristisch angreifbar, ist der Planfeststellungsbeschluss für den rheinland-pfälzischen Abschnitt, der Elektrifizierung der Strecke von Zweibrücken Hauptbahnhof bis zur Landesgrenze bei Einöd und die Umbauarbeiten am „Hausbahnsteig“ des Zweibrücker Hauptbahnhofs. Die Bahn rechnet selbst damit, dass die Ausschreibung und Vergabe der Arbeiten etwa sechs Monate dauern werden.

Hätte man auf Grundlage der Planfeststellung nicht schon damit beginnen können? Die zuständige Bahnsprecherin sagt: Man habe die Überlegung tatsächlich angestellt. Weil aber erst mit der Genehmigung des „saarländischen“ Vorhabens und des folgenden Baues mehr Verkehr nach Zweibrücken komme, erst in der Gesamtschau der volkswirtschaftliche Nutzen entstehe, der die Reaktivierung überhaupt erst rechtfertige, habe man darauf verzichtet. Auch aus praktischen Gründen: Hätte man den „pfälzischen“ Part vorgezogen, hätte das mehr betriebliche Einschränkungen mit sich gebracht. Sprich: Wegen längerer und vielleicht auch häufigerer Streckensperrung, wäre ein längerer Schienenersatzverkehr auf der Strecke Rheinsheim-Rohrbach erforderlich geworden, als bei einem koordinierten Bau in einem Rutsch. Und kosten würden die Reaktivierungsarbeiten peu à peu sicher auch nicht weniger.