02.09.2022 - Die Rheinpfalz - Zum Artikel, mit Bild, Text nur R-Plus
Das Bahnwesen revolutioniert
Paul Camille von Denis, Pionier des Bauwesens, der Eisenbahn und Teilnehmer des Hambacher Festes, starb vor ziemlich genau 150 Jahren in Bad Dürkheim. In der Pfalz sind seine Spuren noch heute deutlich erkennbar. Von Werner Schreiner
Bad Dürkheim/Neustadt. Paul Camille von Denis, der 1816 in den Dienst der bayerischen Verwaltung trat, hat nicht nur im Verkehrssektor in den deutschen Ländern Unglaubliches geleistet, sondern insbesondere auch die Pfalz durch seine Bauwerke geprägt. Originär stammt seine Familie aus Frankreich. Der Vater, ehemaliger Generalvikar von Châlons-sur-Marne, nach der Revolution „Cultivateur“ (Landwirt), kam ins linksrheinische Gebiet. In Mainz wurde er Forstinspektor, mit Aufgaben auch in Koblenz und letztlich bayerischer Kreisforstmeister in Neustadt.
Sohn Paul, noch in Frankreich geboren, besuchte das Gymnasium in Mainz, wohnte auch in Neustadt und später in anderen pfälzischen Städten. Er war ein in den deutschen Ländern gefragter Bauingenieur, dem der bayerische König – trotz der Teilnahme am Hambacher Fest – den persönlichen Adel verlieh.
Den Bau von Verwaltungsgebäuden wie in Speyer das bayerische Postamt, Kirchen wie in Kusel, Pfarrhäuser, aber auch von Gefängnissen wie etwa in Kaiserslautern hat Denis in seiner Zeit als Kreisbaurath auf den Weg gebracht. Das vom Vater erworbene Vermögen machte es möglich, dass er 1831 in den Pfälzischen Landrath gewählt wurde. Als Unterstützer des Pressevereins brachte er die demokratischen Überlegungen des Hambacher Festes voran.
Als er in Zweibrücken wohnte, pflegte er Kontakte zu vielen Mitstreitern des Hambacher Festes. Dass er sich anschließend zu einem Auslandsaufenthalt entschloss, war auch der Tatsache zuzuschreiben, dass Denis großes Interesse an neuen technischen Entwicklungen hatte. Insbesondere die Eisenbahn stand dabei im Fokus. Von Kanalbaumaßnahmen hielt er wenig – vor allem aber waren ihm zuverlässige Kostenkalkulationen wichtig. Kein Wunder, dass in seinen Planungen schon immer auch die Überlegung steckte, den Bahnbetrieb an einen „anderen“ Betreiber zu übergeben und nur die Infrastruktur zu unterhalten.
Sparsames Wirtschaften und ein seltener Gebrauch der staatlichen Zinsgarantie machten die Bahnstrecken in der Pfalz für das Privatunternehmen „Pfälzische Eisenbahnen“ finanziell erfolgreich und eröffneten den Kommunen neue Perspektiven. Der Personenverkehr trug zu diesem Ergebnis nur als „Beigabe“ bei, die Gewinne wurden im Güterverkehr erzielt. Aus der ersten Bahnstrecke – „der Pfälzischen Ludwigsbahn“ von der Rheinschanze (Ludwigshafen) nach Bexbach, 1847 bis 1849 eröffnet – wurde das Rückgrat des pfälzischen Bahnverkehrs. Ergänzt um die Linien nach Weißenburg und Karlsruhe, wie auch um die hessische Ludwigsbahn nach Mainz.
Weitere Internationalität brachte die Alsenzbahn, die den Zugverkehr durch die Pfalz nach Italien ermöglichte. Nach längerer Tätigkeit im bayerischen Stammland, nach der Eröffnung der ersten privaten Eisenbahn in Deutschland von Nürnberg nach Fürth im Dezember 1837, leitete Denis in Bayern den Bau der Ostbahnen.
Denis suchte sich das Gelände für seinen Altersruhesitz nicht weit vom 1865 eröffneten Dürkheimer Bahnhof und kümmerte sich in seinem Ruhestand dann als Vorsitzender des Brückenbaukomitees um den Bau der Rheinbrücke von Ludwigshafen nach Mannheim. Diese wurde rund fünf Jahre vor seinem Tod in Betrieb genommen. Die Pfalz war somit in alle Himmelsrichtungen eisenbahntechnisch erschlossen. Das Grundnetz trägt noch heute die überwiegende Last des Eisenbahnverkehrs.
Paul von Denis starb am 3. September 1872 in Dürkheim. Bestattet wurde er auf dem Straßburger St. Helenenfriedhof, wo er ein Ehrengrab der Stadt Straßburg hat. Das Elsass war zu diesem Zeitpunkt aufgrund des Kriegs 1870/71 Teil des Deutschen Reiches. Es war zu Lebzeiten Denis’ eine französische Region, die – wie beim Hambacher Fest oder der Revolution von 1848/49 – den verfolgten Demokraten Zuflucht gewährte.
Paul Camille von Denis in Wikipedia