02.09.2022 - Die Rheinpfalz -
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Abtauchen am Bahnhof

In wochenlanger Arbeit durften Kinder und Jugendliche in der Limburgerhofer Bahnhofsunterführung ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Entstanden ist eine einmalige Unterwasserwelt, in die Reisende nun abtauchen können.
Von Tabea Berger

Limburgerhof. Bunte Fische, viele Wellen und auch der ein oder andere Hai. Wer zum Bahnhof in Limburgerhof möchte, muss mal kurz die Luft anhalten. Denn die Unterführung für Fußgänger und Radfahrer gibt nun einen spannenden Einblick in die Unterwasserwelt. Verantwortlich für die Wasserlandschaft sind über 50 Kinder und Jugendliche, die in diesem Jahr am Ferienprogramm des Talentcampus teilgenommen haben.

Dieser findet jährlich statt und wird von der Volkshochschule Rhein-Pfalz-Kreis (KVHS) in Kooperation mit dem Jugend- und Kulturzentrum Limburgerhof (JuKuZ) organisiert. Das außerschulische Bildungskonzept richtet sich an Kinder und Jugendliche zwischen elf und 17 Jahren. „Unser Ziel war es, den Teilnehmern Raum in der Öffentlichkeit zu geben, um ihre Ängste, Bedürfnisse und Lebensrealitäten sichtbar zu machen“, erläutert Sabine Weber, Projektleiterin seitens der KVHS. Deswegen sei der Schwerpunkt des diesjährigen Talentcampus auf Hip-Hop und Streetart gefallen. Neben Graffiti gehören auch Impro-Theater auf der Straße, ein Rap- und DJ-Workshop und Streetdance zum Programm.

Positive Resonanz Seit den Osterferien laufen die verschiedenen Projekte bereits, und die Ergebnisse können sich sehen und hören lassen. „Es ist toll, mitzuerleben, wie etwas entsteht“, sagt Michael Müller, Leiter des JuKuZ und Projektkoordinator. Dem stimmt auch der Ortsbürgermeister Andreas Poignée (CDU) zu. Er wollte sich jetzt zum Ende der Sommerferien selbst ein Bild vor Ort machen. „Ich kann mich einfach nur bedanken, für die Arbeit, die hier geleistet wird. Die Resonanz ist durchweg positiv. Da können die Jugendlichen sehr stolz auf sich sein“, sagt er.

Und auch die vorbeigehenden Besucher bestätigen das. Viele bleiben stehen, um die Korallen und Schildkröten an den Wänden zu bewundern. Nicht selten werden die jungen Künstler direkt von den Passanten gelobt. Eine Befürchtung äußern fast alle. Wie lange bleiben die Wände so schön, bevor etwas darüber gesprayt wird?

Doch Michael Müller kann beruhigen. „Dann ist es eben so, wir können das auch wieder übersprayen. Vielleicht passt es aber auch und darf bleiben. Wir sind da ganz offen“, erläutert er. Sabine Weber pflichtet ihm bei. „Die Kinder und Jugendlichen müssen lernen, mit so etwas umzugehen“, ergänzt sie. Zunächst wird aber erst einmal weitergesprayt. Denn die Unterführung ist noch lange nicht fertig. Eine Grotte am Fahrstuhl soll entstehen und auch die oberirdischen Wände verschönert werden.

Von der Welle zum Speerfisch Das gefällt den Kids und lässt ihnen Freiheiten für die eigene Kreativität. „Zum Schluss haben wir vor allem Freihand gesprüht, das macht mir besonders Spaß“, sagt Linus. Der 15-Jährige half in den vergangenen zwei Wochen besonders viel. „Ich war jeden Tag da und habe das gemacht, was gebraucht wurde“, erzählt er. Dazu gehören Fische, Korallen und viele Wellen. Die haben auch Georg fasziniert. Der Zwölfjährige ist durch einen Freund auf das Projekt aufmerksam geworden und hat seit dem viele Wellen gesprüht. „Wir machen das mit Halb- und Viertelkreisen in verschiedenen Blautönen“, erklärt er. Als Nächstes hat sich Georg vorgenommen, einen Speerfisch zu sprayen, die findet er besonders cool.

Mit viel Leidenschaft ist auch Lisa Bruckmann beim Projekt dabei. Die 18-Jährige betreut und unterstützt die Künstler. „Das hat sich von Anfang an gut angehört und macht einfach richtig Spaß“, sagt sie. Häufig hilft sie beim Erstellen der Schablonen oder malt etwas vor, an dem sich die Kinder orientieren können. Sie war auf einem Kunstgymnasium und ist über ein Praktikum zum JuKuZ gekommen. „Es ist toll, zu sehen, wie die Kinder nach und nach auftauen“, findet sie. Das Programm geht in den Herbstferien weiter. Dann soll es auch einen Film geben, indem die Ergebnisse der Projekte gezeigt werden.


Siehe auch Artikel vom 22.08.2022.