10.05.2022 - Die Rheinpfalz

Unermüdlich im Einsatz für den Pfälzer Bahnverkehr

Porträt: Der Neustadter Nahverkehrsexperte Werner Schreiner wird morgen 75 – Von Ruhestand kann keine Rede sein
Von Eckhard Buddruss

Im Juni 2012 endete nach sieben Jahren die Zeit von Werner Schreiner als Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN). Eine treibende Kraft bei der Verbesserung des regionalen Schienenverkehrs ist er aber auch danach geblieben. Beim VRN kümmerte er sich weiter um den Ausbau der S-Bahn Rhein-Neckar und seit Anfang 2014 ist er ehrenamtlicher Beauftragter von Ministerpräsidentin Malu Dreyer für grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Das ist ein Glücksfall für die Entwicklung des regionalen Schienenverkehrs zwischen Deutschland und Frankreich.

Dass Schreiner nun ehrenamtlich den Bahnverkehr voranbringt, knüpft an die Anfänge seiner ungewöhnlichen Karriere an. Der Gymnasiallehrer für Geschichte und Englisch schrieb lange Zeit als freier Mitarbeiter für die RHEINPFALZ und profilierte sich nicht zuletzt dadurch als Bahn-Fachmann. Bundesweit Aufsehen in Fachkreisen erregte er zum ersten Mal dadurch, dass die von ihm konzipierte Neuorganisation des Schülerverkehrs nach Neustadt dazu beitrug, die Ende der 70er Jahre von der Bundesbahn geplante Stilllegung der Bahnstrecke von Neustadt nach Bad Dürkheim abzuwenden. In dieser Zeit entstand ein enges Vertrauensverhältnis zu Georg Kalbfuß, damals in Bad Dürkheim Bürgermeister und später Landrat des Kreises Bad Dürkheim. Als 1996 der für den regionalen Bahnverkehr im südlichen Rheinland-Pfalz zuständige Zweckverband gegründet wurde, wurde Landrat Kalbfuß dessen Verbandsvorsteher und Schreiner sein Verbandsdirektor.

Alle Versuche Schreiners in seiner Zeit als VRN-Geschäftsführer, den deutsch-französischen Regionalverkehr weiter deutlich zu verbessern, blieben zunächst weitgehend erfolglos. Seit 2017 ist es ihm jedoch gelungen, nicht zuletzt dank seiner guten Kontakte in die französische Nachbarregion Grand Est entscheidend voran zu kommen.

Zentraler Punkt ist dabei die gemeinsame Bestellung eines für den Einsatz in Deutschland und Frankreich geeigneten Triebwagens durch die Region Grand Est und die drei Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Saarland. Dafür wurde ein Paket von sieben Linien geschnürt, auf denen die 30 bestellten Fahrzeuge ab Ende 2024 eingesetzt werden sollen. Im Juli 2021 wurde der Prototyp dieses „Régiolis transfrontalier“ erstmals der Öffentlichkeit präsentiert – und zwar in Neustadt, wo Schreiner seit langen Jahren für die SPD im Stadtrat sitzt.

Große Verdienste hat Schreiner auch um ein anderes grenzüberschreitendes Projekt, nämlich die Verlängerung der S-Bahn Rhein-Neckar über Homburg hinaus nach Zweibrücken. Dafür wird das Saarland gebraucht und lange Zeit war bei diesem Projekt die Zusammenarbeit über die saarländisch-rheinland-pfälzische Grenze hinweg deutlich schwieriger als die mit Frankreich. Die wichtigsten Hürden sind aber auch bei diesem Projekt nicht zuletzt dank Schreiners unermüdlichem Einsatz inzwischen überwunden.