27.11.2021 - Die Rheinpfalz

Akku-Hybridtriebwagen für Pfälzer Bahnlinien

Ab Ende 2025 werden auf den meisten nicht elektrifizierten Bahnstrecken der Pfalz die heute eingesetzten Dieselfahrzeuge durch neue Triebwagen abgelöst. Sie können Strom aus einer Batterie und der Oberleitung ziehen. Der Auftrag für den Betrieb geht an die Deutsche Bahn (DB), die 44 Triebwagen bei Stadler bestellt. Mit der Entscheidung gegen Wasserstoffzüge liegt die Pfalz voll im Trend.
Von Eckhard Buddruss

Kaiserslautern. Im Mai 2019 war im für den regionalen Zugverkehr im südlichen Rheinland-Pfalz zuständigen Zweckverband die Grundsatzentscheidung für die Akku-Hybrid-Fahrzeuge und gegen die konkurrierende Technik der von Alstom angebotenen Wasserstoffzüge gefallen. Grundlage war damals das Gutachten ausgewiesener Experten von der Technischen Universität Dresden. Inzwischen hat sich auch in anderen Fällen gezeigt, dass bei einem offenen Wettbewerb zwischen diesen beiden Varianten die Entscheidung wegen der deutlich niedrigeren Kosten in aller Regel zugunsten von Akku-Hybrid und gegen die Wasserstoffzüge fällt.

2025 Start in der Vorderpfalz und in der Südwestpfalz Gut zweieinhalb Jahre nach der technologischen Grundsatzentscheidung steht nun auch fest, welcher Hersteller die Fahrzeuge liefert. Nach einer europaweiten Ausschreibung des Betriebs erteilten die Aufgabenträger der drei beteiligten Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Saarland den Zuschlag an DB Regio. Die DB bestellt 44 Triebwagen des Typs Flirt Akku bei Stadler. Die rund 55 Meter langen Fahrzeuge haben mit 172 Sitzplätzen mehr Kapazität als die gegenwärtig eingesetzten Dieseltriebwagen.

Der Einsatz in der Pfalz beginnt mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2025 auf den Linien RE 6/RB 51 von Kaiserslautern über Neustadt und Landau nach Karlsruhe sowie RB 68 von Pirmasens über Zweibrücken nach Saarbrücken. Ein Jahr später folgen dann die Linien von Pirmasens nach Landau (RB 55) und Kaiserslautern (RB 64), von Kaiserslautern nach Kusel (RB 67) und Lauterecken (RB 66) sowie von Winden nach Bad Bergzabern (RB 54). Außerhalb der Pfalz gehört zu dem Paket noch die Linie RB 77 von Saarbrücken über Dillingen nach Niedaltdorf.

Nach Angaben der rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerin Anne Spiegel (Die Grünen) werden durch das neue Betriebskonzept jährlich rund fünf Millionen Liter Diesel eingespart. „Das neue, elektrische Pfalznetz ist ein Meilenstein für die klimaneutrale Mobilität und hat für viele weitere Projekte Pilotfunktion. Wir steigen ein in den Ausstieg vom Verbrennungsmotor im Schienenverkehr“, sagte die Ministerin. Sie kündigte an, dass das Land sich an der Finanzierung der für die Akku-Triebwagen nötigen Infrastruktur beteiligen werde. Oberleitungsanlagen für das Aufladen der Batterien sind an den Bahnhöfen Landau und Winden, im Bereich Pirmasens Nord und in den Bahnhöfen Kusel und Lauterecken vorgesehen.

Die beiden grenzüberschreitenden Linien von Wörth nach Lauterbourg und von Winden nach Wissembourg gehören nicht zu dem Netz, das künftig von den Akku-Flirt befahren werden soll. Sie sind Teil eines deutsch-französischen Regionalverkehrspakets, dessen grenzüberschreitender Verkehr gemeinsam mit der französischen Region Grand Est ausgeschrieben wird. Eingesetzt werden sollen hier ab Ende 2024 Triebzüge des französischen Herstellers Alstom. Ein Prototyp des in Deutschland und Frankreich einsetzbaren Zugs wurde im Juli im Bahnhof Neustadt der Öffentlichkeit vorgestellt. Mittelfristig ist ein Stundentakt von Wörth und Neustadt nach Straßburg geplant. Wegen Infrastrukturmängeln auf dem französischen Streckenabschnitt wird es allerdings Ende 2024 zwar mehr Züge von Neustadt nach Straßburg, aber noch keinen Stundentakt geben.

Der Vertrag für das als Los 1 des Pfalznetzes bezeichnete Streckenpaket umfasst jährlich 4,6 Millionen Zugkilometer und hat eine Laufzeit von 15 Jahren bis Dezember 2040. Gleichzeitig wurde auch noch ein Los 2 mit einem jährlichen Zugkilometervolumen von 1,3 Millionen und einer Laufzeit bis Juni 2037 ausgeschrieben. Dieses Los umfasst vor allem Züge auf der Alsenzbahn von Kaiserslautern über Bad Kreuznach nach Mainz und Bingen. Das Enddatum Juni 2037 erklärt sich durch die dann endende Laufzeit des Verkehrsvertrags für die Linie von Saarbrücken über die Nahestrecke und Bad Kreuznach nach Mainz und Frankfurt. Anschließend soll der Bertrieb auf Alsenz- und Nahestrecke gemeinsam neu ausgeschrieben werden.

Mehr Direktzüge zwischen Mainz und Kaiserslautern Dann sind deutlich mehr umsteigefreie Verbindungen zwischen Kaiserslautern und Mainz möglich. Schon mit dem Vertrag für die Übergangszeit sollen werktäglich sieben umsteigefreie Züge zwischen Kaiserslautern und der Landeshauptstadt angeboten werden. Auch für dieses Los hat die DB den Zuschlag bekommen. Einsetzen will sie dort anfangs Desiro-Triebwagen (Baureihe 642), die in den Jahren 2031/32 von jüngeren Lint-41-Triebwagen (Baureihe 648.3) abgelöst werden. Zum Los 2 gehören auch die Ausflugszüge auf der Zellertalbahn von Monsheim nach Kaiserslautern und auf der Wieslauterbahn von Hinterweidenthal Ost nach Bundenthal-Rumbach im Dahner Felsenland. Züge nach Bundenthal fahren derzeit von Karlsruhe und Neustadt. Der Zweckverband in Kaiserslautern macht damit deutlich, dass er „an der erfolgreichen Konzeption der sogenannten ,Ausflugszüge’ auf den beiden Strecken festhält und mit der baldigen Sanierung beziehungsweise einer positiven Entscheidung bei der Bewilligung der Fördermittel durch das Land rechnet.“


Bericht im SWR:
Züge mit Batterieantrieb ab 2025 in der Südpfalz unterwegs