10.07.2021
Die Rheinpfalz

Großer Bahnhof für neuen deutsch-französischen Zug

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Eckhard Buddruss
Zum ersten Mal war am Samstag der Prototyp des neuen Triebwagens zu sehen, der ab Ende 2024 auf sieben Linien zwischen Deutschland und Frankreich eingesetzt werden soll.

In der Pfalz gehören dazu die Linien von Wörth über Lauterburg nach Straßburg und von Neustadt über Weißenburg nach Straßburg. Damit ergibt sich beispielsweise auch eine Direktverbindung im Stundentakt zwischen den Partnerstädten Landau und Hagenau. „Diese Deutschlandpremiere setzt ein ganz deutliches Signal für Europa“ sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer am Samstag in Neustadt. Beteiligt an dem deutsch-französischen Kooperationsprojekt sind die französische Region Grand Est sowie die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Saarland und Baden-Württemberg. Das Fahrzeug, das mit der Leit- und Sicherungstechnik für beide Länder ausgerüstet ist, durchläuft gerade den Zulassungsprozess in Deutschland.


Malu Dreyer: „Toller Zug“ ist ein Signal für Europa

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Eckhard Buddruss
Einiges Aufsehen erregte am Samstag im Neustadter Hauptbahnhof ein neuer Zug in ungewohntem Design. Es handelte sich um den Prototyp des Triebwagens, der ab Ende 2024 im Stundentakt unter anderem auf der Linie von Neustadt über Landau und Weißenburg nach Straßburg fahren soll.

Der Triebwagen, der noch nicht mit eigener Kraft in Deutschland fahren darf, war auf dem Weg vom Alstom-Werk in Reichshoffen (Elsass) zu einer Prüfeinrichtung in Minden. Die Überführung wurde zu einem Abstecher nach Neustadt genutzt, wo das Fahrzeug, das allerdings noch keine Fahrgast-Inneneinrichtung hat, den Partnern des deutsch-französischen Kooperationsprojekts vorgestellt wurde.

Entwickelt wurde der Prototyp auf der Grundlage des Alstom-Tiebwagens der bei der französischen Staatsbahn SNCF bereits als „Régiolis“ im Einsatz ist. Zusätzlich installiert werden muss für den Einsatz in Deutschland vor allem die Leit- und Sicherungstechnik für das Netz der Deutschen Bahn (DB). Der damit verbundene Entwicklungsaufwand war bisher eine Hemmschwelle, an der Versuche zur Verbesserung des deutsch-französischen Bahn-Regionalverkehrs gescheitert sind. Diese Hürde konnte nun überwunden werden, weil sich mehrere Partner zusammengefunden haben, die den Aufwand gemeinsam tragen. Beteiligt an der Partnerschaft sind die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Saarland sowie die französische Region Grand Est, in der das Elsass und Lothringen aufgegangen sind.

Es handelt sich um einen Triebwagentyp, für den im französischen Eisenbahnerjargon die Bezeichnung „Bi-Bi“ verwendet wird. Sie bedeutet sozusagen „Doppel-Zwei“. Das erste „Bi“ steht für einen Antrieb sowohl elektrisch (mit Strom aus einer Oberleitung) als auch mit einem Dieselmotor für nicht elektrifizierte Streckenabschnitte. Das zweite „Bi“ steht für zwei Stromsysteme, in diesem Fall das deutsche und das französische Wechselstromsystem. Auf elektrifizierten Abschnitten in Deutschland (etwa zwischen Trier und Perl sowie künftig vielleicht auch einmal zwischen Neustadt und Winden) kann der Triebwagen also elektrisch fahren. Das Gleiche gilt für den Abschnitt zwischen Wörth und Karlsruhe. Mit der heutigen Infrastruktur können die Züge aus Straßburg allerdings zunächst nur bis nach Wörth fahren. Nach der geplanten Modernisierung des Bahnhofs Wörth sollen aber auch durchgehende Züge von Straßburg über Wörth nach Karlsruhe angeboten werden.

Außer den beiden Linien zwischen der Pfalz und Straßburg sollen die 30 bestellten Triebwagen von Trier nach Metz, von Saarbrücken nach Metz, von Saarbrücken nach Straßburg, von Straßburg nach Offenburg und von Mulhouse nach Müllheim fahren. Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer sagte gestern in Neustadt, es handele sich auch optisch um einen „tollen Zug“, der ein Signal für Europa sei.

In Vertretung von Jean Rottner, als Regionalratspräsident sozusagen Malu Dreyers Kollege in der Region Grand-Est, sagte die Europaabgeordnete Anne Sander, für ihre Region sei der Aufschwung des regionalen Schienenverkehrs ein zentrales Thema. Dazu gehöre auch, von der Stilllegung bedrohte Zweigstrecken zu retten. In der Tat ist es durch das grenzüberschreitende Projekt gelungen, den französischen Staat zu Investitionen in zuvor bedrohte Streckenabschnitte zu bewegen. Sander betonte, als Europaabgeordnete könne sie auch sagen, dass das deutsch-französische Bahnprojekt perfekt zum „Green Deal“ der EU passe. Für die angestrebte Verdoppelung der Bahn-Fahrgastzahlen müsse sowohl in den Fernverkehr, als auch in den Nahverkehr massiv investiert werden, sagte Anke Rehlinger, stellvertretende Ministerpräsidentin des Saarlands. Das deutsch-französische Projekt leiste dazu einen hervorragenden Beitrag. Elke Zimmer, Staatssekretärin im baden-württembergischen Verkehrsministerium nannte das Projekt „europaweit einzigartig“.


Infos in Wikipedia:
Alstom Coradia Polyvalent / Regiolis