26.06.2021
Die Rheinpfalz

Parteiengeplänkel um die Bahnlinie

Am 29. April, anderthalb Wochen vor Ablauf der Einspruchsfrist am 7. Mai, hatte der Einöder Ortsrat ausführlich über Änderungswünsche für die Planung der Bahnstrecken-Reaktivierung gesprochen. Diesen Donnerstagabend brachte die oppositionelle CDU-Fraktion das Thema nun erneut aufs Tapet.
Von Gerhard Müller

Einöd. Zwar ist sich der Einöder Ortsrat in seiner Zustimmung zur Wiederbelebung der Schienenverbindung zwischen Homburg und Zweibrücken einig. Ende April war aber deutlich geworden, dass das Gremium die Bedenken einiger Bewohner des Stadtteils ernst nimmt. So wird im Dorf die Absicht der Deutschen Bahn kritisiert, den bisherigen Einöder Bahnsteig aufzugeben und durch einen Haltepunkt-Neubau zu ersetzen (wir berichteten am 3. Mai). Dies hängt mit der Strecken-Elektrifizierung und damit zusammen, dass der Einöder Bahnhof künftig zwei verschiedene Arten von Zügen aufnehmen muss

. „Auf diese Entscheidung der Bahn haben die Stadt Homburg und wir als Ortsrat leider keinen Einfluss“, bekannte Ortsvorsteher Karl Schuberth (SPD) am Donnerstagabend in der Ortsratssitzung vor außergewöhnlich vielen Zuhörern aus der Bevölkerung.

Der rege Zuspruch war offenbar der Tatsache geschuldet, dass die zweiköpfige CDU-Fraktion das Thema erneut auf die Tagesordnung gesetzt hatte. Der Christdemokrat Volker Oberhausen aus Schwarzenacker verlas ein zweiseitiges Protestschreiben von Anwohnern der Straße Am Kirchenpfad. In dem Papier wird die Befürchtung laut, dass mehr Lärm durch Züge und durch mehr Autoverkehr vom und zum Bahnsteig droht. Die Briefschreiber sorgen sich um ein Erholungsgebiet am Ortsrand, das dem Bahnhofsneubau weichen müsse. Der Ortsvorsteher und die SPD-Mehrheitsfraktion nahmen Oberhausens Vortrag zur Kenntnis. Karl Schuberth fragte aber nach dem Sinn: „Jetzt ist die Offenlegung der Pläne im Rathaus beendet. Wir hatten rechtzeitig darauf hingewiesen, dass die Leute ihre Bedenken bis 7. Mai vortragen mussten. Jetzt ist es dafür zu spät. Aber auch wir als Ortsrat hatten einstimmig eine Stellungnahme abgegeben, in der wir zum Beispiel Lärm- und Sichtschutzmaßnahmen fordern und dass die fußläufige Verbindung über die Gleise zwischen Ingweiler- und Raiffeisenstraße erhalten bleibt.“ Außerdem wurde damals verlangt, dass der Kirchenpfad keine Zuwegung zum neuen Bahnsteig werden darf. In der April-Sitzung habe Michael Banowitz vom Homburger Bauamt vor Zuhörern ausführlich erklärt, wie Bürger ihre Einwände vorbringen können. Den beiden CDU-Ortsräten hielt Schuberth am Donnerstag vor, „Zirkus zu machen, um sich bei einigen Leuten einzuschleimen“.

Eine Zuhörerin, die am derzeit noch stillgelegten Bahngleis in Schwarzenacker wohnt, zeigte sich darüber enttäuscht, „dass in dieser Angelegenheit noch nie jemand auf uns Anlieger zugekommen ist“. Die Frau befürchtet, künftig von der Eisenbahn und der parallel verlaufenden Autobahn 8 gleich doppelt belastet zu werden.

Als CDU-Ortsrat Rainer Kranz Aufforstungen als Ausgleich für Rodungen entlang der Bahnstrecke verlangte, hielt ihm Ulrich Fremgen (SPD) entgegen, „dass die Vorschriften zu Ausgleichsmaßnahmen seitenweise im Bahngutachten schon drinstehen“.

In einen Beschluss mündete der Tagesordnungspunkt übrigens nicht: Oberhausen und Kranz gaben sich damit zufrieden, dass sie den Brief aus dem Kirchenpfad vorlesen durften.