23.06.2021
Die Rheinpfalz

Bahn will Strecken reaktivieren

Zu Programm mit 20 Vorhaben gehört auch die S-Bahn nach Zweibrücken

Berlin. Die Deutsche Bahn (DB) will 20 stillgelegte Strecken mit einer Länge von insgesamt 245 Kilometern wieder in Betrieb nehmen. Teil der Programms ist auch die Verlängerung der S-Bahn Rhein-Neckar nach Zweibrücken, für die der stillgelegte Abschnitt zwischen Homburg und Einöd reaktiviert werden muss.

„Gemeinsam mit den Ländern und Aufgabenträgern erwecken wir stillgelegte Strecken zu neuem Leben“, erklärte am Dienstag Jens Bergmann, Vorstandsmitglied bei der Bahn-Tochter DB Netz. „Bundesweit gehen wir zunächst 20 Strecken an, in den kommenden Jahren folgen weitere Verbindungen.“ Ziel sei, mehr Menschen für die Bahn zu gewinnen und mehr Güter auf die Schiene zu bringen. Als Reaktivierung wertet die DB dabei auch Personenverkehr auf bisher nur von Güterzügen befahrenen Strecken . Die DB hatte in den vergangenen Monaten nach eigenen Angaben Strecken in ganz Deutschland mit rund 1300 Kilometern Länge ermittelt, für die „verkehrliches Potenzial“ bestehe. Bei einem Großteil lohne sich „bei Abwägung von Kosten und Nutzen“ die Wiederinbetriebnahme.

Reaktiviert werden sollen etwa die Darßbahn zwischen Barth und Prerow, die Dresdner Bahn zwischen dem Bahnhof Südkreuz in Berlin und Blankenfelde und die Trierer Weststrecke zwischen Ehrang und Igel. In der Planung sind Strecken wie die zwischen Wrist und Kellinghusen in Schleswig-Holstein, zwischen Duisburg und Düsseldorf Rath in Nordrhein-Westfalen, zwischen Breisach in Baden-Württemberg und Colmar in Frankreich oder der Güternordring in München.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und Bundesinnenminister Horst Seehofer (beide CSU) erklärten, durch die Reaktivierung von Bahnstrecken könnten Impulse für den ländlichen Raum gesetzt und Stadt-Umland-Gebiete besser erschlossen werden. Scheuer hob den Klimaschutzbeitrag hervor, Seehofer nannte die Wiederbelebung stillgelegter Bahnstrecken „gelebte Heimatpolitik“.

Dirk Flege, Geschäftsführer der „Allianz pro Schiene“, in der sich verschiedene am Schienenverkehr interessierte Organisationen zusammengeschlossen haben, sagte am Dienstag dazu: „Die Reaktivierung stillgelegter Strecken steht für das Comeback der Schiene in der Fläche und damit für einen klimafreundlicheren Verkehrsmix. Die nächste Bundesregierung ist gefordert, die Hürden für weitere Reaktivierungen zu senken. Die bisherigen Bewertungskriterien ignorieren die sozialen Aspekte einer Schienenanbindung und berücksichtigen zu wenig die Umweltvorteile des Schienenverkehrs.“

In der Pfalz gibt es Reaktivierungsbestrebungen derzeit außer beim schon weit gediehenen Projekt Homburg–Zweibrücken vor allem auch bei der Strecke von Germersheim nach Landau. Hier ist der jüngste Anlauf an den bisherigen Bewertungskriterien der Nutzen-Kosten-Untersuchung gescheitert. Parteiübergreifend hoffen hier Kommunalpolitiker darauf, dass sich mit veränderten Bewertungskriterien bessere Aussichten für das Projekt ergeben.afp/ebu


Allianz Pro Schiene:
Mehr klimafreundlicher Bahnverkehr in der Fläche: DB reaktiviert stillgelegte Strecken (mit Karte)