19.06.2021
Die Rheinpfalz

130 Vorbehalte im Saarland gegen die S-Bahn

Ab Mai 2025 soll die S-Bahn Rhein-Neckar von Osterburken im Odenwald bis zum Zweibrücker Bahnhof durchrollen. Der Zeitplan kann nur aufgehen, wenn das begonnene Planfeststellungsverfahren für die Streckenreaktivierung zügig abgeschlossen wird. Nach Offenlegung der Pläne gab es nur drei Einwendungen aus der Pfalz – aber 130 im Saarland.
Von Claus-Peter Schmidt

Die Deutsche Bahn Netz hat das Planfeststellungsverfahren für die 11,4 Kilometer lange Strecke beantragt und in zwei Planungsabschnitte, den pfälzischen bis Einöd und den saarländischen von Einöd bis Homburg Hauptbahnhof aufgeteilt. Bis 7. Juni lagen Baupläne und Umweltgutachten in den Zweibrücker und Homburger Rathäusern aus. Wer gegen die Planung etwas vorzubringen hat, musste sich bis dahin melden und Kritik oder Vorschläge zu Protokoll geben. Gesammelt werden die Einwendungen beim Verkehrsministerium des Saarlandes in Saarbrücken und beim Landesbetrieb Mobilität (LBM) Rheinland-Pfalz, den das rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium beauftragt hat.

Von dort kam am Freitag die Auskunft: Nur drei Private brachten ihre Bedenken oder gar Widerspruch gegen die Planung vor. Unter anderem, so der LBM, seien vorgesehene Maßnahmen als unzureichend kritisiert worden, etwa zu kurz geplante Bahnsteiglängen auf saarländischer Seite oder dass der zwischenzeitlich vorgestellte Verkehrsentwicklungsplan Saar nicht berücksichtigt worden sei. Weitere Kritikpunkte: Es wurden die Elektrifizierung weiterer Gleise und Gleisabschnitte gefordert, die Reaktivierung einer Weiche im Bahnhof Zweibrücken, Anpassungen der Trassierung für eine Zweigleisigkeit der Strecke sowie Anpassungen des Baustellenfahrplans./p>

Was die Saarländer befürchten und bemängeln Dem Verkehrsministerium des Saarlandes lagen am Freitag 80 Einwendungen vor. Hinzu kommen noch rund 50 nicht gesichtete, die im Homburger Rathaus zu Protokoll gegeben wurden, aber noch nicht in Saarbrücken eingetroffen waren. „Die Einwendungen betreffen unter anderem die Themen Lärm, Erschütterung, Umweltauswirkungen, Wertverlust, Minderung der Wohnqualität sowie die in der Planung vorgesehenen Haltepunkte“, erklärte Ministeriumssprecher Julian Lange. Noch abzuwarten sei, was öffentliche Stellen, die sogenannten Träger öffentlicher Belange, vorbringen.

Wichtig: Eine Verzögerung im Ablauf des Planfeststellungsverfahrens sieht das saarländische Verkehrsministerium derzeit nicht. Die Kritikpunkte werden nun der Bahn zur Stellungnahme vorgelegt. Ob und wann Erörterungstermine anberaumt werden müssen, sei aktuell offen. Den Ablauf bestätigt auch der rheinland-pfälzische Landesbetrieb Mobilität.

Wenn alles im Rahmen bleibt, will die Bahn im Februar 2023 mit Rodungen an dem seit 1989 nicht befahrenen, seit 1991 stillgelegten Streckenteil zwischen Einöd und Homburg beginnen. Die eigentlichen Bauarbeiten sollen im Homburger Hauptbahnhof beginnen und 20 Monate dauern. Unter anderem werden ein ganzer Bahnhof in Einöd und eine neue Haltestelle in Schwarzenbach gebaut. Im Zweibrücker Hauptbahnhof wird der Bahnsteig am Gleis 1 auf 76 Zentimeter angehoben, um auf das Niveau der auf der S-Bahn Rhein-Neckar eingesetzten Wagen zu kommen und einen barrierefreien Einstieg zu ermöglichen.

Strecke wird für die Arbeiten ein halbes Jahr gesperrt Während der sechseinhalb Monate Bauarbeiten wird die Strecke Richtung Einöd voll gesperrt, und es werden Busse eingesetzt. Ist die lange zwischen den Ländern Saarland und Rheinland-Pfalz umkämpfte Verlängerung der S-Bahn fertig, im Mai 2025, kann man stündlich von Zweibrücken zu den ICE-Bahnhöfen Kaiserslautern und Mannheim fahren, ohne umzusteigen, und weiter über Heidelberg bis nach Osterburken. Nur nachts zwischen 22 und 6 Uhr wird der Takt reduziert.