29.12.2019
Pfälzischer Merkur

Doch wieder Vandalismus-Probleme im Hauptbahnhof Zweibrücken
Bahnhofsgebäude 16 Tage lang geschlossen

Zum Artikel

Zweibrücken. Grund sind Vandalismus-Probleme in der neugestalteten Wartehalle. Das DRK bedauert die Maßnahme und hofft, dass die kürzlich installierte Überwachungskamera Übeltäter künftig abschreckt. Zugfahrer müssen derzeit außenrum zu den Gleisen laufen. Von Lutz Fröhlich

Nach Vandalismus-Fällen in der gerade erst aufwendig modernisierten Zweibrücker Bahnhofshalle haben deren Betreiber die Notbremse gezogen – und das Gebäude in den kompletten Weihnachtsferien zugesperrt.

Dabei war die Möglichkeit, bei schlechtem Wetter in der Bahnhofshalle zu warten und Umwege zu den Gleisen zu vermeiden, ein Hauptgrund gewesen, warum die Stadt 2018 veranlasst hatte, dass ihr Tochterunternehmen Gewobau das Bahnhofsgebäude kauft. Die Bahn hatte es zunächst an eine private Immobilienfirma verkaufen wollen.

Die Deutsche Bahn hatte die Bahnhofshalle jahrelang vernachlässigt, Vandalismus-Fälle häuften sich, Müll und Dreck lagen oft tagelang herum. Auch solche Probleme sollten der Vergangenheit angehören, hatten die Verantwortlichen gehofft, als am 4. November die generalsanierte Bahnhofshalle feierlich wiedereröffnet wurde – Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) sprach sogar von einer „Wiedergeburt“: Unter anderem wurde frisch gestrichen, es gibt neue Sitzbänke, Schautafeln über Zweibrücken, drei Fernsehbildschirme – und vor allem in einem schicken roten Kubus endlich wieder einen Kiosk, der vor allem Backwaren verkauft.

Der „Bummelzug“ getaufte Kiosk wird vom Deutschen Roten Kreuz als Integrationsbetrieb geführt. Und weil das DRK seinen Mitarbeitern Weihnachtsferien gönnt, ist der Kiosk derzeit geschlossen. Aber nicht nur der Kiosk, informieren Aushänge an den beiden geschlossenen Bahnhofs-Eingangstüren. „Sehr geehrte Gäste und Reisende, wir bitten Sie um Verständnis, dass der Bahnhof vom 21.12.2010 - 05.01.2020 geschlossen bleibt“, heißt es darauf. Begründung: „Aufgrund von Vandalismus und Diebstählen außerhalb unserer Öffnungszeiten haben wir in Absprache mit der GeWoBau und der Stadtverwaltung vereinbart, dass wir den Bahnhof nur öffnen, wenn auch unser Backshop geöffnet ist.“

Gewobau-Geschäftsführer Jörg Eschmann betont auf Merkur-Anfrage zu der 16-tägigen Schließung: „Wir würden das gerne anders machen. Das ist schon ärgerlich, aber wir wissen keine andere Lösung.“ Erste Erfahrungen hätten gezeigt, dass sobald der Kiosk zu sei und Vandalen sich unbeobachtet glauben, es Probleme gebe. Eschmann: „Wir haben alles neu gemacht in der Halle.“ So schön wäre die Halle wohl nicht geblieben, wenn sie in den Ferien geöffnet geblieben wäre, verweist Eschmann auf die Broken-Windows-Theorie – das weltweit zu beobachtende Phänomen, dass je schlechter der Zustand einer Einrichtung ist, desto mehr Leute achtlos damit umgehen.

Hans Prager, Abteilungsleiter Sozialer Service beim DRK-Kreisverband Südwestpfalz, unterstreicht ebenfalls, dass man das Bahnhofsgebäude in den Weihnachtsferien nur sehr ungern geschlossen habe: „Das ist natürlich eine sehr unbefriedigende Situation, auch für uns. Denn Reisende warten natürlich gerne in der Halle, wenn es draußen regnet oder kühl ist.“ Die Erfahrungen in den wenigen Wochen seit der Neueröffnung hätten aber keine andere Wahl gelassen. Prager nennt einige drastische Vandalismus-Fälle: „Die beiden Induktionsfelder zum Aufladen von Handys sind schon zerstört, das eine wurde abgedreht, das andere sogar geklaut. Die Toiletten sind sogar tagsüber und am Wochenende so zugesaut worden, dass Urin im Flur stand. Manchmal wird auch zugemüllt bis zum Gehtnichtmehr, auch an den Bänken.“ Dabei reinige das DRK (das auch für die Toiletten zuständig ist) im Gegensatz zur Deutschen Bahn früher mehrfach täglich, auch „damit es nicht so nach Urin riecht“.

„Ich will, dass es lange schön bleibt“ in der Bahnhofshalle, sagt Prager. Und sieht sich in der Sperr-Entscheidung auch von Reisenden gestärkt, „mit denen ich geredet habe, als ich an den Feiertagen mal am Bahnhof war – die Leute sagen, es war richtig oder in Ordnung“. Denn, so Prager: „Ich will, dass es dort schön bleibt.“

Was könnte man tun, um künftige Schließzeiten zu verhindern? Eschmann und Prager sind da noch ratlos. Zwar geht es um Bahnreisende – doch von der Deutschen Bahn erwartet Prager keine Hilfe, nachdem diese die Bahnhofshalle sogar unter eigener Regie hatte herunterkommen lassen. Und Video-Überwachung? Prager antwortet: „Das ist ein bisschen schwierig. In unserem direkten Einzugsbereich am Kiosk und den Fernsehern haben wir Überwachungskameras.“ Die seien aber erst kurz vor Weihnachten installiert worden: „Das muss sich erst noch rumsprechen. Wir haben auch Schilder aufgehängt. Ohne die Anlage bin ich sicher, dass die drei Fernseher bald weg wären. Die sind zwar hinter Panzerglas, aber auch daran hat sich schon jemand zu schaffen gemacht.“ Ob man die Video-Überwachung auf die gesamte Bahnhofshalle ausweiten könne, müsse man datenschutzrechtlich prüfen, sagt Eschmann.

Nachts (19 bis 7 Uhr) ist der Bahnhof grundsätzlich verschlossen, weil dann auch der Kiosk zu hat. Da sei relativ verkraftbar, weil in dieser Zeit nur sehr wenige Züge fahren, sagt Prager. Ein Aushang zeigt, wo man um das Gebäude herum zu den Gleisen laufen kann. Selbst das Personal an der offenen Kiosk-Theke übrigens schreckt nicht alle Störenfriede, berichtet Prager: „Es ist schon stramm, was man hört und sieht, manche lassen sich nichts sagen.“

Auch mehr Kontrollen durch Ordnungsamt oder Polizei würden nur bedingt helfen, befürchtet Prager: „Sind die weg, geht es gleich weiter, werden zum Beispiel wieder die schwarzen Edding-Stifte rausgeholt.“ Auch hier hofft Prager, dass sich schnell herumspricht, dass es neuerdings eine Kameraüberwachung gibt.