09.12.2019
Die Rheinpfalz

Bahn: Strecken reaktivieren statt stilllegen

Berlin. Die Deutsche Bahn (DB) will keine Strecken mehr stilllegen und stattdessen mehrere Verbindungen wieder in Betrieb nehmen.

„Wir stoppen Stilllegungen und haben eine Taskforce zur Streckenreaktivierung eingesetzt“, sagte ein DB-Sprecher. „Bis zum Frühjahr soll ein Paket von Strecken identifiziert werden, über das man mit dem Bund und den Ländern sprechen will.“

Pofalla: Vorbild Kurhessenbahn Gegenüber dem Nachtrichtenmagazin „Der Spiegel“ sagte DB-Infrastrukturchef Ronald Pofalla: „Wir brauchen in Deutschland jeden Kilometer Gleis, um den wachsenden Verkehr zu bewältigen und das System Schiene robuster zu machen.“ Pofalla nannte als Vorbilder Verbindungen wie die Kurhessenbahn von Korbach nach Frankenberg und die Strecke von Gummersbach nach Lüdenscheid in Nordrhein-Westfalen.

Zwischen 1994 und 2019 wurden nach Angaben der Organisation „Allianz pro Schiene“ Bahnstrecken mit einer Gesamtlänge von 3600 Kilometern stillgelegt, nahezu 10 Prozent des Netzes. 90 Prozent der stillgelegten Strecken liegen nach Branchenangaben in Ostdeutschland.

Rheinland-Pfalz in Pionierrolle Gleichzeitig seien jedoch auch 800 Kilometer für den Personen- und knapp 400 Kilometer für den Güterverkehr wieder in Betrieb genommen worden. Rheinland-Pfalz spielte dabei 1994 mit der Reaktivierung der Bahnstrecke von Grünstadt nach Eisenberg eine Pionierrolle. Bis 2002 folgte eine Reihe von weiteren Streckenreaktivierungen, die meisten davon in der Pfalz. Derzeit laufen die Planungen für die Wiederinbetriebnahme der Strecke von Homburg nach Zweibrücken und ihre Integration in die S-Bahn Rhein-Neckar.

Das Netzwerk europäischer Eisenbahnen (NEE), in dem die Konkurrenten der DB im Güterverkehr organisiert sind, begrüßte die Selbstverpflichtung der DB, einstweilen keine weiteren Anträge auf Streckenstilllegungen mehr zu stellen, verwies aber darauf, dass auf der Homepage des zuständigen Eisenbahn-Bundesamtes seitenlange Listen noch in diesem Jahr genehmigter Stilllegungen dokumentiert seien. Man hoffe, dass diese Genehmigungen, darunter auch so prominente Fälle wie 26 Gleise des Rangierbahnhofs in Hamm (Westfalen), nun nicht mehr vollzogen würden. dpa/ebu