14.11.2019
Die Rheinpfalz

Bis zuletzt im Rennen um Tesla

Zweibrücken, das Gelände des Triwo-Flugplatzes, war bis zuletzt ein heißer Kandidat für die Ansiedlung des europäischen Montagewerks und der Batterie-Fabrik des US-Autobauers Tesla. Das sagte Oberbürgermeister Marold Wosnitza (SPD) am Mittwoch. Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium bestätigt.
Von Claus-Peter Schmidt

Es habe Ende September eine Präsentation mit der US-Spitze von Tesla, Führungskräften direkt unter der Ebene von Tesla-Chef Elon Musk, in Zweibrücken gegeben, berichtete Wosnitza gestern im Stadtrat. Vieles, was Tesla forderte, habe man dabei als möglich aufzeigen können, nicht jedoch einen direkten Bahnanschluss hoch zum Flugplatz; zumindest nicht in der von Tesla vorgegebenen Zeit: ein Jahr, fertig bis zum geplanten Produktionsstart Ende 2021. Zwölf Kilometer Bahntrasse hätten gelegt werden müssen. Eine in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie sei sogar zu einer positiven Einschätzung gelangt. Allerdings wären mindestens vier Jahre Planungs- und Bauzeit einzukalkulieren gewesen. „Wir konnten Tesla aber einen Alternativ-Vorschlag für die Überbrückung machen“, sagte Wosnitza, ohne diese Offerte zu konkretisieren.

Sicher sei, dass Zweibrücken unter den letzten drei Kandidaten war. Europaweit hatten sich 450 Städte und Regionen beim US-Autobauer beworben. Nach RHEINPFALZ-Informationen waren neben Zweibrücken das nordrhein-westfälische Euskirchen und eben das brandenburgische Grünheide, 35 Kilometer südöstlich von Berlin, in der Schlussauswahl. Tesla-Chef Elon Musk hatte am Dienstagabend bei einer Veranstaltung in Berlin bekanntgegeben, ein Montagewerk und eine Batteriefabrik bauen und Ende 2021 schon in Betrieb nehmen zu wollen. 6000 bis 7000 direkte Arbeitsplätze sollen geschaffen werden. In der Automobilbranche geht man von weiteren 20 000 Arbeitsplätze bei Zulieferern und Dienstleister der entstehenden Europa-Fabrik von Tesla aus. Zudem soll ein Entwicklungszentrum in Berlin entstehen.

Ein Jahr Geheimverhandlungen mit der Tesla-Spitze Westpfälzische Akteure zusammen mit der Landesregierung hatten massiv für eine Ansiedlung von Tesla auf dem Triwo-Gelände des ehemaligen Flughafens Zweibrücken geworben. Der Verein Zukunftsregion Westpfalz war bereits 2017 initiativ geworden. Der Geschäftsführer des Vereins, in dem Kommunen, Institutionen und westpfälzische Unternehmen Mitglied sind, Hans-Günther Clev, berichtete gestern den Stadträten von den Abläufen. Es sei, so Clev, fast schon eine Schnapsidee des damaligen Pirmasenser Oberbürgermeisters Bernhard Matheis gewesen, eine Bewerbung zu erwägen. Man habe sich dann aber entschlossen, für 50 000 Euro Bewerbungsunterlagen zusammenstellen zu lassen und auch einen Imagefilm, emotional zugeschnitten auf Tesla, anfertigen zu lassen. „Wir haben offensichtlich Eindruck gemacht, denn schließlich haben wir drei Selektionsrunden überstanden, waren unter den letzten Drei“, sagte Clev. Erst gestern Morgen habe Tesla, mit sehr höflichen Worten, verbunden mit der Zusicherung hoher Wertschätzung, der Initiative eine Absage erteilt. Nach Einschätzung Clevs waren es letztlich die immer höher geschraubten Flächenanforderungen, welche die Zweibrücker Bewerbung aus dem Rennen nahm. Tesla habe zunächst 80 Hektar Fläche für den Fabrikbau gefordert, zuletzt dann 300.

Das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium bestätigt gestern die Verhandlungen. Eine Sprecherin von Minister Volker Wissing (FDP) sagte: „Dass Zweibrücken es in die engere Auswahl geschafft hatte, zeigt deutlich, wie attraktiv der Standort ist. Zweibrücken hat sich insbesondere einen Namen als Standort für die technologieoffene Entwicklung und Erprobung von innovativen Fahrzeugen und Fahrzeugkomponenten gemacht.“

Triwo-Chef Adrian: Werden Zweibrücken entwickeln Der Vorstand der Triwo AG, Peter Adrian, sprach gestern von einer starken Zweibrücker Bewerbung. Auch wenn die Enttäuschung nun groß sei, werde man die Standortentwicklung um das Kfz-Testcenter und den Flugbetrieb vorantreiben. Man habe nun diesbezüglich wieder Planungssicherheit.

Auch Oberbürgermeister Marold Wosnitza wollte die umfangreiche Arbeit, die von vielen Akteuren, auch der städtischen Wirtschaftsförderung um Anne Kraft, in die Bewerbung gesteckt wurde, nicht als vergebens bewerten. „Zweibrücken hat jetzt einen Namen in der Szene. Wir sind auf eine Landkarte gerückt, von der wir nicht so schnell wieder verschwinden werden.“


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