29.03.2019
Pfälzischer Merkur


Wosnitza: Wir müssen schneller reagieren

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Zweibrücken. Oberbürgermeister von Zweibrücken und Pirmasens interpretieren die schlechten Ergebnisse der IHK-Standort-Umfrage Von Cordula von Waldow

„Was für Pirmasens die B 10, ist für Zweibrücken der S-Bahn-Anschluss“, verdeutlichte Oberbürgermeister Marold Wosnitza. Er betonte: „Wir brauchen diese Bahnanbindung sowohl für die Wirtschaft als auch für den Tourismus.“ Im Rahmen der IHK-Tischrunde interpretierte er das Ergebnis der fünften IHK-Standortumfrage. In Bezug auf den Öffentlichen Nahverkehr bilden pfalzweit beide Städte abgeschlagen das Schlusslicht.

Während Zweibrücken, ebenso wie seine Nachbarstadt Pirmasens, bei den bedeutenden Standortfaktoren wie hoher Lebensqualität gut abschnitt, gab es durchaus schmerzhafte Kritikpunkte seitens der 90 Unternehmen, die sich die Zeit genommen, die Umfrage ausgefüllt und eingereicht hatten. Weit unter dem Landesdurchschnitt schneiden dabei die Beurteilung von Innenstadt, Stadtmarketing und somit letztlich auch dem Image der Stadt ab. „Die Innenstadt war für eine ganz andere Zeit konzipiert“, erinnerte Marold Wosniza, der zum Zeitpunkt der Umfrage im Mai letzten Jahres „noch nicht einmal im Traum daran dachte, OB zu werden.“

Mit dem Outlet auf der Höhe habe Zweibrücken „im Grunde zwei Innenstädte“. Er erklärte: „Wir haben strukturelle Grenzen, an denen müssen wir auf konzeptioneller Seite arbeiten.“ Die Kritik an der Wirtschaftsförderung, ihrer Erreichbarkeit sowie den Ergebnissen bezüglich neuer Baumaßnahmen kann er nicht nachvollziehen. In seiner kurzen Amtszeit habe er „unglaublich viele engagierte Mitarbeiter“ kennen gelernt. Hier belegte Pirmasens sehr zur Freude von Oberbürgermeister Bernhard Matheis einen Spitzenplatz. Die Horebstadt ist auch pfalzweiter Sieger bezüglich der Verfügbarkeit an Wohnraum und Ansiedlungsmöglichkeiten für Unternehmen ist. „Das ist zugleich bitter, bedeutet es doch auch, dass die Nachfrage fehlt“, interpretierte der stellvertretende Geschäftsführer der IHK Pfalz, Jürgen Vogel.

Zweibrücken hingegen hat ein Problem mit der Verfügbarkeit freier Ansiedlungsflächen. „Wir sind an der Grenze angelangt“, bedauerte Marold Wosnitza. Der OB forderte: „Wir brauchen schnellere Realisations-Zeiten!“ Hier müsse ein Umdenken passieren, denn das Saarland mache vor, wie schnell das laufen kann.

Ausführlich hatte Jürgen Vogel an Hand von Grafiken die Ergebnisse der Umfrage pfalzweit sowie speziell für die beiden Städte Pirmasens und Zweibrücken vorgestellt und erklärt. Die Attraktivität einer Wirtschaftsregion bemisst sich vor allem an der Qualität der Standortfaktoren. Problematisch für beide Städte sieht er das schlechte Image in der Einschätzung der Unternehmen. „Nur, wenn man ein gutes Image hat, kann man hoffen, Fachkräfte anzulocken und zu halten“, verwies er auf den seit Jahren vorherrschenden Fachkräftemangel in diversen Bereichen.

Dies sehen auch die beiden Oberbürgermeister als große regionale Herausforderung für die Zukunft. Eine Lösung funktioniere nicht mit Kirchturmdenken. „Wir müssen ausbilden“, forderte Marold Wosnitza die anwesenden Unternehmer auf. Er dankte beiden Kammern, sowohl der Industrie als auch dem Handwerk, für ihre hervorragende Duale Ausbildung. Die IHK Pfalz hat im letzten Jahr zum fünften Mal knapp 20 000 Unternehmen in zwölf pfälzischen Kommunen zu 34 Standortfaktoren in den Themenbereichen Infrastruktur und Absatzmarktnähe, Verkehr, Arbeitsmarkt und Vernetzung, Kommunale Wirtschaftsförderung, Verwaltung und Kommunalpolitik sowie „weiche“ Standortfaktoren befragt. Insgesamt 1500 Unternehmen, das sind acht Prozent der Befragten, hatten geantwortet.

Mit 200 Rückmeldung von 1500 befragten Unternehmen lag Pirmasens an der Spitze. In Zweibrücken beteiligte sich mit 8,5 Prozent der gute Pfalzdurchschnitt. Diese Umfrage bildet die Basis für ein IHK-Positionspapier, das Handlungsfelder für eine erfolgreiche Wirtschafts- und Regionalentwicklung beschreibt. Die IHK-Tischrunde beleuchtete die Ergebnisse für Pirmasens und Zweibrücken. Zwar unter dem Landesdurchschnitt von 2,8, jedoch einheitlich, bewerten die beiden Städte den Standort mit einer glatten drei, der Schulnote Befriedigend. Schauen die Pirmasenser Unternehmer mit 60 Prozent optimistisch in die Welt, sind es in Zweibrücken lediglich 42 Prozent.