12.01.2019
Die Rheinpfalz

Vom Tunnel bis zum Turbokreisel

Kein Bahn-Thema, aber interessante Zahlen.

Im neuen Jahr wird auf 15 größeren Baustellen im pfälzischen Straßennetz gearbeitet – Allein 62 Millionen Euro verschlingt die Umgehung Bad Bergzabern
Von Jürgen Müller

SPEYER/KAISERSLAUTERN. Mit 15 größeren Baustellen werden die Autofahrer in der Pfalz im neuen Jahr leben müssen. Das mit Abstand kostenintensivste Projekt ist in der Südpfalz angesiedelt: Die 2,6 Kilometer lange Ortsumgehung Bad Bergzabern wird fast 62 Millionen Euro verschlingen.

Südlich von Bad Bergzabern wird ein 1,44 Kilometer langer Tunnel im Zuge der B 427 entstehen. Bereits im vergangenen Jahr wurde eine Baustraße im Bereich des künftigen östlichen Tunnelportals angelegt, erläutert Martin Schafft, Leiter der Dienststelle Speyer des Landesbetriebes Mobilität (LBM). Auf der Westseite werden in den nächsten Tagen erste Leitungen verlegt. Mit dem Tunnelanstich ist Ende 2019/Anfang 2020 zu rechnen. Die Ortsumgehung soll bis 2026 abgeschlossen werden. Auf Platz 2 der teuersten Straßenprojekte in der Pfalz folgt mit fast 40 Millionen Euro der vierspurige Ausbau des 4,1 Kilometer langen B-10-Abschnitts zwischen Landau-Godramstein und der A 65. Derzeit werden der Abriss und die Herstellung zweier Brücken über die B 10 vorbereitet. Martin Schafft geht „aufgrund der unter laufendem Verkehr stattfindenden Arbeiten von einer Bauzeit von sechs bis acht Jahren“ aus.

Mit Kosten von 28 Millionen Euro rangiert die Ortsumgehung Imsweiler (Donnersbergkreis, B 48) auf Platz 3: „Sie beinhaltet einen Tunnel und eine Talbrücke“, erklärt Richard Lutz, Chef der LBM-Dienststelle Kaiserslautern. Auch hier sind die Arbeiten schon angelaufen, in diesem Jahr soll mit der Talbrücke begonnen werden. Und das sind die weiteren größeren Straßenbauprojekte in der Pfalz:

Bis Ende dieses Jahres soll die Instandsetzung der 440 Meter langen Talbrücke Landstuhl im Zuge der A 62 abgeschlossen werden, informiert Birgit Küppers von der LBM-Zentrale in Koblenz.

Bei der sicherheitstechnischen Nachrüstung des Pirmasenser Fehrbachtunnels (B 10) kommt es aktuell „zu vielen größeren und kleineren Überraschungen an dem Bauwerk“, sagt der Kaiserslauterer LBM-Chef Lutz. Damit sei zu befürchten, dass die Fertigstellung noch in diesem Jahr gefährdet ist.

Im Umfeld der ehemaligen Ampelkreuzung bei Hinterweidenthal (B 10) werden die Arbeiten bis zum Frühjahr abgeschlossen, erwartet der Speyerer LBM-Chef Schafft. „Für die endgültige Vierspurigkeit in diesem Abschnitt muss noch ein Bauwerk über die Eisenbahnlinie nach Bundenthal/Rumbach erneuert werden.“ Damit sei bis 2020 zu rechnen. Nach dem Ende der Winterpause wird die B 48 im Wellbachtal wie schon im alten Jahr erneut voll gesperrt. Dort ist die Böschung südlich der Zufahrt nach Hofstätten auf einer Länge von 1,4 Kilometer abgerutscht. Die Arbeiten sollen bis Ende März abgeschlossen werden. Kosten: 2,8 Millionen Euro.

Bei Landau Nord wird es laut Schafft spätestens Ende 2019 möglich sein, von der A 65 aus Richtung Neustadt kommend direkt auf die B 272 in Richtung Speyer zu wechseln. „Damit wird der Anschluss vollwertig aus und in Richtung Norden und Süden nutzbar sein.“

Die Ortsumgehung Impflingen im Zuge der B 38 zwischen Landau und Bad Bergzabern soll im Laufe des ersten Halbjahrs 2021 vollendet sein. 2019 sollen die restlichen Bauwerke errichtet werden, im kommenden Jahr wird der eigentliche Straßenbau erfolgen. Kosten: 17 Millionen Euro.

Auf der Rheinbrücke Maxau (B 10) zwischen Wörth und Karlsruhe wird seit Anfang November die Fahrbahnplatte mit hochfestem Beton ertüchtigt. Angestrebt wird laut Regierungspräsidium Karlsruhe, das Projekt bis Dezember 2019 abzuschließen. Kosten: Zwölf Millionen Euro.

Bei der Ortsumgehung Bellheim im Zuge der L 509 (Kreis Germersheim) geht es in den nächsten Tagen mit den Arbeiten am Kreisverkehrsplatz West weiter. Die Umgehung soll nach jetzigem Stand bis Ende 2022 fertig sein. Kosten: 15 Millionen Euro.

Die Salierbrücke bei Speyer (B 39) wird ab 21. Januar voll gesperrt, hat das Regierungspräsidium Karlsruhe angekündigt: Das Bauwerk soll bis 2021 mit einem Aufwand von 11,1 Millionen Euro saniert werden.

Auf der A 6 am Leininger Berg zwischen Grünstadt und Wattenheim sind die Sanierungsarbeiten an drei Brücken abgeschlossen, informiert Birgit Küppers von der Koblenzer LBM-Zentrale. In diesem 1,5 Kilometer langen Bauabschnitt werden noch Fahrbahnschäden beseitigt und anschließend die weißen Markierungen aufgetragen. Diese Arbeiten, so Küppers, seien sehr witterungsabhängig und damit schwer planbar. Die Baustelle mit der Verengung auf zwei Spuren in Richtung Kaiserslautern wird nach derzeitigem Stand bis Ende Februar abgebaut werden können. Kosten: 1,7 Millionen Euro.

Noch mindestens bis Ende 2019 wird an der A 6 der Ausbau der Anschlussstelle Kaiserslautern West dauern. Bis Mai soll der südliche Teil – dort wird eine Brücke verbreitert – abgeschlossen sein. Danach geht es an den nördlichen Teil, wo ebenfalls eine Brücke zu erneuern ist, da die Autobahn verbreitert wird. Kosten: zehn Millionen Euro. Ab diesem Frühjahr bis zur zweiten Jahreshälfte 2022 wird an der A 6 die Anschlussstelle Kaiserslautern-Einsiedlerhof ausgebaut. Nördlich und südlich der Autobahn entsteht jeweils ein Kreisel. Diese beiden Bauwerke werden über zwei parallele Brücken über die A 6 miteinander verbunden. Das nördliche Bauwerk ist als „Turbokreisel“ geplant: Dabei handelt es sich laut Richard Lutz um einen besonders leistungsfähigen Kreisel mit zweispurigen Ein- und Ausfahrten. Kosten: 9,4 Millionen Euro.

Im Norden von Rheinland-Pfalz wird mit der Hochmoselbrücke die derzeit größte in Europa im Bau befindliche Brücke fertiggestellt. Über das 1,7 Kilometer lange und bis zu 160 Meter hohe Bauwerk sollen im Herbst die ersten Autos rollen. Nächste Woche beginnt die Sanierung der Südtangente in Koblenz (B 327), die bis Frühjahr 2021 abgeschlossen sein soll. Die Arbeiten an der Schiersteiner Brücke zwischen Mainz und Wiesbaden (A 643) laufen weiter. Für den sechsspurigen Ausbau zwischen den Mainzer Stadtteilen Mombach und Gonsenheim reichte der LBM die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren bei der Genehmigungsbehörde ein. An der A 61 auf dem 7,6 Kilometer langen Abschnitt zwischen Rheinböllen und der Rastanlage Hunsrück laufen Erneuerung und sechsstreifiger Ausbau der Talbrücken Pfädchensgraben und Tiefenbachtal weiter.


19.01.2019
Die Rheinpfalz
Leserbrief

Strassen-Baustellen: „Radstrecken zerstückelt“

Zu „Vom Tunnel bis zum Turbokreisel“ (12. Januar):Wo ist die Verkehrswende? Wo bleibt die ökologische Ausrichtung unserer rot-grünen Landesregierung? Wo wird der Wille des Souveräns durch seine gewählten Vertreter umgesetzt? Wer kühl rechnet, kommt durch Addition der Werte auf eine Summe von gut 210 Millionen Euro, die in Rheinland-Pfalz für die im Jahre 2019 angegangenen Straßenbauprojekte ausgegeben wird. Darin sind die Kosten für Radschnellwege noch nicht enthalten. Ja, die Vertreter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) halten es nicht einmal für nötig, diese minimalen Kostenstellen im Bericht überhaupt zu erwähnen.Wen wundert’s, wenn die vom LBM erst kürzlich in Auftrag gegebene Ausarbeitung (...) zu Pendler-Radrouten die Vorgabe enthält (Zitat): „i. d. R. kein Neubau von Wegen, die ausschließlich dem Radverkehr vorbehalten sind“. Als Pendler auf dem Rad ärgert mich besonders, dass durch Straßenneu- oder ausbauten oft bisher „flüssige“ Radstrecken zerstückelt und verlängert oder gar komplett zerstört werden. Auch werden Radfahrende nach solchen Maßnahmen immer wieder mit zusätzlichen Steigungen oder gefährlichen Straßenquerungen schikaniert. Nur zwei Beispiele dafür sind der B-10-Anschluss in Hinterweidenthal und die Ortsumgehung Impflingen. Hier widerspricht in eklatanter Weise das politische Ziel einer Verkehrswende dem administrativen Handeln der Landesregierung, ausgeführt vom LBM. Mit dem schwachen Ausbau der Bus- und Ruftaxi-Verbindungen auf dem Land als „von Natur gegeben“ wird immer wieder für Straßenbauten argumentiert. Die 210 Millionen Euro Investition pro Jahr für den ÖPNV, wie wäre das?
Michael Schindler, Annweiler