18.08.2018
Die Rheinpfalz

Die Wochenend-Kolumne
Ich bin der Meinung, dass ...

... eine Axt nichts zurücknehmen kann. In dieser Woche habe ich wieder was gelernt. Wenn das Zweibrücker Forstamt ein Wäldchen fällt, dann rodet es nicht, sondern es „nimmt Bäume zurück“. Den guten alten Kindergarten gibt’s in Zweibrücken auch nicht mehr, der heißt jetzt per Gesetz Kindertagesstätte. Den Bürokraten fällt bestimmt noch Unsinn ein, der die Wörter Schule, Straße, Rathaus, Bahnhof und Bürgermeister ersetzt. Die Sprachverhunzer werden sich dann wohl auch über die Literatur hermachen. An den Zweibrücker Gymnasien wird dann das Werk „Aus dem Leben eines Adoleszenten mit diffuser Motivationsproblematik“ zum Lesestoff gehören, ebenso die Novelle „Solitäres, laubwerfendes Straßenbegleithochgrün einer vorderasiatisch-stämmigen religiösen Minderheit“. Einprägsame Titel wie „Aus dem Leben eines Taugenichts“ oder „Die Judenbuche“ sind den Wortbürokraten zu simpel.

... zur Bahn
ein Bahnhof gehört. „Wenn de in Zweebrigge uff de Zuuch willschd, dann schdeht’ der de Bahnhof im Wääch.“ So werden die Zweibrücker bald klagen. Wenn der Bahnhof nämlich verkauft ist, dann muss man um das Gebäude herumlaufen, um zu den Gleisen zu gelangen. Der Bahnhof steht Bahnfahrern dann im Weg. Eigentlich müsste es im Interesse der Deutschen Bahn sein, das Gebäude für seine Kunden zu erhalten. Wer den Zugverkehr von und nach Zweibrücken fördern will, der muss gute Verbindungen anbieten und ein Mindestmaß an Komfort am Haltepunkt in einer Stadt von der Größe Zweibrückens.

Die Deutsche Bahn hat drei Millionen Euro dafür ausgegeben, den Homburger Bahnhof zu dämmen – wegen Wärmeschutz und so. Schwachsinn. Es ist typisch für jeden Bahnhof, dass andauernd die Türen offenstehen. Und wenn die Türen offenstehen, dann kann man ein Gebäude dämmen so viel man will: Es wird immer Kaltluft einströmen. Hier hat die Bahn wirklich Geld zur Tür hinausgeworfen. Mit den drei Millionen, die die Bahn in Homburg verschleudert hat, hätte sie den Zweibrücker Bahnhof halten und für ihre Kunden schön herrichten können. Wenn die S-Bahn endlich bis Zweibrücken fährt, braucht man wieder ein Bahnhofsgebäude. Oder will sich die Politik still und heimlich von diesem Vorhaben verabschieden, indem sie es auf den Sankt Nimmerleinstag verschiebt?

Georg Altherr