19.05.2018
Die Rheinpfalz

Vier wollen den Bahnhof kaufen

Deutsche Bahn will nun mit dem Höchstbietenden verhandeln – Gewobau hat kein Angebot abgegeben
Von Thomas Salzmann

Der Verkauf des Zweibrücker Bahnhofs geht in die nächste Runde. Nachdem die Deutsche Bahn AG das altehrwürdige Gebäude Ende März auf ihrem Internetportal bahnliegenschaften.de zu einem Auktionspreis von mindestens 409 000 Euro angeboten hatte und die Frist vor knapp zwei Wochen ablief, liegen der DB nach Auskunft ihrer Pressestelle mehrere Angebote vor. Nach RHEINPFALZ-Informationen sind es vier. Mit einem Interessenten soll es nun in engere Verhandlungen gehen.

Die Bahnsprecherin ist zuversichtlich, dass es zu einem Abschluss kommt. „Wir werden die Immobilie voraussichtlich nicht mehr am Markt zum Verkauf anbieten müssen“, antwortete sie auf eine schriftliche Anfrage. Über den potenziellen Käufer sowie den angebotenen Kaufpreis werde die Bahn keine Angaben machen. Auflagen für die künftige Nutzung des Gebäudes gibt es keine von Seiten der Bahn. Für die Folgenutzung liege die Zuständigkeit komplett bei der Stadtverwaltung. Und für Räume, die die Deutsche Bahn künftig noch benötigt, werde man mit dem neuen Eigentümer einen Mietvertrag abschließen. Im Übrigen sei die Zweibrücker Stadtverwaltung in das Verfahren eingebunden gewesen, so die Bahnsprecherin.„Man hat uns informiert, dass die Bahn das Bahnhofsgebäude verkaufen will“, sagte Stadtpressesprecher Heinz Braun zur Einbindung in das Verfahren. Am Donnerstag habe es noch mal ein Gespräch zwischen Vertretern der Deutschen Bahn und der Stadt gegeben, an dem Bürgermeister Christian Gauf sowie Vertreter des Bauamts und der Gewobau teilnahmen. Es sei sinnvoll, mit der Stadt Rücksprache zu treffen, um über die Pläne informiert zu sein. „Die Stadt würde es begrüßen, wenn der Käufer ein gutes Konzept für das Gebäude präsentiert“, so Braun. Schließlich sei der Bahnhof ein ortsbildprägendes Gebäude. Die Stadt habe der Bahn in diesem Gespräch auch mitgeteilt, dass es denkbar ist, den Bahnhof in ein innerstädtisches Sanierungsgebiet mit reinzunehmen. Die Stadt selbst habe kein Angebot abgegeben.

Die Gesellschaft für Wohnen und Bauen (Gewobau) hat sich in Zweibrücken bereits mehrfach durch die Rettung historischer Bausubstanz hervorgetan. So wurde etwa die Alte Post gekauft, wo Wohnungen für Senioren entstanden, aber auch die Villa Rothenberg aufwendig saniert und zu einer Privatklinik umgebaut. Der Bahnhof würde sich da nahtlos einreihen. „Wir haben im Bieterverfahren kein Angebot für den Bahnhof abgegeben“, versichert Gewobau-Geschäftsführer Rolf Holzmann. Ausschließen will er einen Kauf aber nicht. „Wir müssen uns da mit unserem Aufsichtsrat und der Stadt abstimmen,“ so Holzmann.

Das Bahnhofsgebäude ist eines der wenigen Zweibrücker Relikte aus dem 19. Jahrhundert. 1872 errichtet, kamen 1918 die Eckbauten hinzu. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurde der Bahnhof in den 60er Jahren wiederaufgebaut und in den 80er Jahren komplett renoviert. Heute ist er wieder renovierungsbedürftig. Das Grundstück ist 1600 Quadratmeter groß. In dem Gebäude sind vier Wohnungen, eine Gaststätte, eine Versicherung und eine Taxi-Zentrale sowie ein Hausmeister untergebracht. Die Mieteinnahmen gibt die Deutsche Bahn mit jährlich 33 000 Euro netto an.


Leserbrief vom 22.05.2018 zum Bahnhofsverkauf
„Stadt wird das Gebäude brauchen“

Zu dem Artikel „Vier wollen den Bahnhof kaufen“ vom 19. Mai:
Bei diesem Bericht drängt sich dem an öffentlichen Belangen interessierten Zeitgenossen unwillkürlich die Frage auf, warum sich in Zweibrücken die kommunale Seite um dieses auch für die künftige Entwicklung und Bedeutung der Stadt so wichtige Bauwerk nicht intensiver bemüht hat. Eine leistungsfähige Anbindung an das Schienennetz im Südwesten ist ein enorm wichtiger Standortfaktor für ein Mittelzentrum wie Zweibrücken. Der bisher äußerst mühsame Weg dahin führt mit der Verlängerung der S-Bahn Rhein-Neckar nach Zweibrücken wohl immerhin in den nächsten Jahren zu einem ersten Erfolg. Auch Bemühungen um eine schnelle RE-Verbindung von Saarbrücken über Zweibrücken, Pirmasens-Nord und Landau nach Karlsruhe scheinen zurzeit nicht aussichtslos. Unter diesen Aspekten ist ein Hauptbahnhof, der modernen Anforderungen genügt und in seiner verkehrlichen Funktion unter öffentlicher Verfügung bleiben muss, geradezu unabdingbar. Eines von vielen positiven Beispielen für entsprechende Bemühungen aus der Nachbarschaft ist der Bahnhof Bexbach, den dort die Stadt erworben und mit neuen öffentlichen Funktionen aufgewertet hat (...). Auch in Pirmasens ist gerade kürzlich vom Geschäftsführer des VRN unter Mitwirkung der Stadt ein modernes Mobilitätszentrum eröffnet worden (...). Selbst kleinere Städte wie Alzey, Bad Dürkheim oder Grünstadt haben sich um entsprechende Einrichtungen bemüht und bieten ihren Bürgern einen diesbezüglichen Service an.

Für Zweibrücken bleibt die Hoffnung, dass es mit dem Hauptbahnhof doch noch zu einer guten Lösung kommt. Sich dafür einzusetzen, dazu sind alle engagierten Bürger aufgerufen.

Dieter Franck, Zweibrücken