03.05.2018
Die Rheinpfalz

Der Kulturbahnhof wächst und wächst

Bexbach: Altes Stellwerk bleibt eingebaut und wird von der Bahn weiter genutzt – Neue Bühne für bildende Kunst, Kabarett und Musik
Von Regina Wilhelm

Die Arbeiten am Bahnhofsgebäude in Bexbach sind in vollem Gange. Das historische Gebäude, das der Stadt Bexbach gehört, wird sich in eine Kulturstätte verwandeln. Allgemein wird vom Kulturbahnhof gesprochen. Parallel dazu wird ein Konzept erstellt, das regeln soll, was dort passiert. Wann erstmals Kleinkünstler dort auftreten und Bilder ausgestellt werden, das vermochte der Bexbacher Bürgermeister Thomas Leis (SPD) auf Anfrage der RHEINPFALZ noch nicht zu sagen.

Das Bahnhofsgebäude von Bexbach steht unter Denkmalschutz. Schließlich handelt es sich um den ersten und ältesten Bahnhof im Saarland. Er wurde 1849 eröffnet. Von hier verkehrte die Ludwigsbahn bis nach Ludwigshafen. Als die Gruben im Umfeld von Bexbach in den 1950er und 1960er Jahren nach und nach schlossen, verlor der einst wichtige Industriebahnhof, von dem sogar Fernzüge nach Metz und Paris abgefahren waren, seine Bedeutung. Ihn ereilte das gleiche Schicksal wie viele andere Bahnhöfe: Er wurde geschlossen. Ein Automat ersetzt heute den Fahrkartenschalter.Doch nun wird das Gebäude aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Soweit es der Denkmalschutz zulässt, werde der Bahnhof entkernt, berichtet Bürgermeister Thomas Leis. Erneuert werden das Dach, die Fenster, die Heizung und die Elektroleitungen. Im Inneren werde außerdem ein neuer Treppenaufgang gebaut. „Wie in allen öffentlichen Gebäuden ist der Brandschutz ein sehr großes Thema“, so Leis. Entstehen wird ein ebenerdiger Veranstaltungsraum. Rund 100 Besucher, schätzt Leis, werden darin Platz finden. Über die genaue Ausstattung – eventuell werde eine kleine Bühne eingebaut – sei noch zu befinden.

Sicher sei aber, dass der Bahnhof für Ausstellungen, Kleinkunst, Kabarett, Lesungen, Installationen oder Musik genutzt werden soll. Ein Student der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes (HTW) erstelle derzeit im Rahmen seiner Masterarbeit ein Konzept. Aber auch die Lenkungsgruppe Aktive Stadt, der Orts- und der Stadtrat sollen später – wie die Bürger selbst – ein Wörtchen mitzureden haben. Geprüft werde auf jeden Fall das Kulturprogramm der umliegenden Gemeinden, um „nicht zu konkurrieren, sondern das Angebot zu ergänzen“, sagt Leis. Sanitäranlagen und Garderobe dürfen im Haus nicht fehlen. In den zwei oberen Etagen könnten auch weiterhin die Modellbahnfreunde von Bexbach ihrem Hobby frönen, betont der Bürgermeister.

Etwas störend, aber nicht zu ändern ist nach Worten Leis, „dass in einem Raum des Bahnhofs weiterhin das alte Stellwerk der Deutschen Bahn untergebracht ist. „Darauf haben wir kein Zugriffsrecht. Da hat die Bahn Bestandsschutz.“ Davon hatte die Stadt Kenntnis, „als sie das Gebäude erwerben musste, konnte es aber nicht ändern.“ Und für den Zugverkehr zwischen Homburg und Neunkirchen wird das Stellwerk immer noch benötigt.

Die Kosten für die Sanierung des Bahnhofsgebäudes und des Umfeldes belaufen sich auf voraussichtlich etwa 1,5 Millionen Euro. Aus Bundesmitteln für Kultur und Medien erhält die Stadt gut 1,46 Millionen Euro. „Etwaige Mehrkosten sowie den Unterhalt müssen wir natürlich selbst tragen“, sagt Bürgermeister Leis, der sich riesig über dieses Geld aus Berlin freut. Gut findet der Bürgermeister außerdem, dass die Deutsche Bahn am Bahnhof einen Aufzug installieren will. Gerade für Menschen, die auf Gehhilfen angewiesen seien, sei es beschwerlich, zu den Bahnsteigen zu gelangen. „Wenn wir Glück haben, werden beide Baustellen gleichzeitig abgeschlossen.“