18.04.2018
Die Rheinpfalz

Brauchen Sie einen Bahnhof?

Deutsche Bahn bietet das fast 150 Jahre alte Gebäude zum Verkauf an – Wartehalle könnte schließen

Die Deutsche Bahn (DB) Immobilien AG hat den Zweibrücker Bahnhof auf der Internetseite www.bahnliegenschaften.de zum Verkauf ausgeschrieben. Wie der Käufer das Gebäude zu nutzen hat, schreibt die Bahn nicht vor. Die Durchgangshalle könnte künftig geschlossen werden.

Das Bahnhofsgebäude wurde 1872 errichtet. Die seitlichen Eckbauten kamen 1918 hinzu. Im Zweiten Weltkrieg erlitt der Bahnhof starke Schäden, und der Wiederaufbau zog sich bis in die 1960er Jahre hinein. In den 80ern wurde er komplett renoviert. Die Deutsche Bahn zählte 2017 durchschnittlich 1060 Reisende, die täglich vom oder zum Zweibrücker Bahnhof reisten. Zwischen 6 und 22 Uhr fahren werktags 25 Regionalbahnen. Den „Treffpunkt der saar-pfälzischen und französischen Kulturen“ bietet das Unternehmen nun für 409 000 Euro an. Daneben müsse der Käufer die Kosten für den notwendigen Anschluss ans öffentliche Stromnetz tragen. Diese umfangreichen Arbeiten sollen laut Bahn zusätzlich 100 000 bis 150 000 Euro kosten. Weiterhin sei das denkmalgeschützte Gebäude renovierungsbedürftig. Das Angebot steht seit 28. März auf der Internetseite der DB Immobilien AG. Die Angebotsfrist endet am 6. Mai. Man versuche, alle nicht betriebsnotwendigen Immobilien zu verkaufen, so auch das Zweibrücker Bahnhofsgebäude, erklärte die Bahn auf Anfrage.

Auf dem 1600-Quadratmeter-Grundstück sind momentan vier Wohnungen, eine Gaststätte, eine Versicherung, die Taxi-Zentrale und ein Hausmeister untergebracht. Die Bahn gibt dafür einen Mietzins von 33 000 Euro netto pro Jahr an.

Es handele sich nicht um einen Verkauf im Rahmen der Verkehrs-, Trinkwasser- oder Energieversorgung. Daher sei keine gewerbliche oder anderweitige Nutzung vorgeschrieben. Lediglich die Behörden müssten die Art der Nutzung genehmigen. „Der Zugang zum Bahnsteig durch die Wartehalle muss von unserer Seite nicht erhalten bleiben“, so die Bahn. jona


Dazu am 24.04.2018 ein Leserbrief: „Unzumutbar“

Zu „Brauchen Sie einen Bahnhof?“ vom 18. April. Markus Rumschinski hat sich mit seinem Protest auch direkt an die Deutsche Bahn gewandt. Der Verkauf des Bahnhofsgebäudes ist der endgültige Niedergang der Zweibrücker Bahngeschichte: Erst werden Strecken und Gleisanschlüsse stillgelegt und Bahnhofsgleise rückgebaut. Mit dem neuen elektronischen Stellwerk verliert jüngst die einst so bedeutsame Betriebsstelle (...) ihre betrieblichen Möglichkeiten, vollumfänglich zu rangieren und längere Züge halten zu lassen (...). Der stets gut angenommene DB Service-Store musste einfach zu machen. Im Zuge des Verkaufs an private Investoren erleidet der Hauptbahnhof einen weiteren drastischen Attraktivitätsverlust nicht zuletzt durch das Aus der einzigen Gastronomie – dem Tender. Die voraussichtliche Schließung der Empfangshalle bedeutet für die Reisenden, die mit Taxidiensten oder den öffentlichen Verkehrsmitteln am Bahnhofsvorplatz ankommen, einen zusätzlichen Weg von hundert Metern und ist somit nicht tragbar; ebenso ist das Warten ohne Aufenthaltshalle vor allem im Winter unzumutbar! Anstelle des Verbarrikadierens der Empfangshalle wäre es wohl für alle Beteiligten ein Gewinn, ein Konzept zu erarbeiten, um dem Bahnhof wieder neues Leben einzuhauchen und mit einer gesunden Mischung aus Gastronomie, Print und Service (...) mit aktuell 37 Zugpaaren einen wohlfühligen Aufenthalt zu gewährleisten. Hierzu fordere ich DB Immobilien, (...) den zukünftigen Hauseigentümer und die Stadt Zweibrücken auf! Das Bahnhofsgebäude prägt das Bild der Stadt und darf nicht, wie leider vielerorts, vor sich hin gammeln.
Markus Rumschinski, Zweibrücken